Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

„Tiere von ganz natürlicher Grausamkeit", wenn „jemand von Gott zu sprechen begann, ernsthaft oder auch nur im Leichtsinn". Eine Zeit tritt Arnolt Bronnen, durch die Zeitumstände nach Linz verschlagen, an die Spitze eines Trupps neuer Stürmer und Dränger, die der Zeit ihre Forderungen entgegenschreien; in Linz wird sein „Michael Kohlhaas" uraufgeführt. Chaotisches droht sich auch auf den Feldern der Literatur zu begeben, über denen trübe Himmel stehen. „Erwarte keine Heimat!" ruft Kurt Klinger den heimkehrenden Unbehausten der Zeit zu, Kefer aber fragt: „Kann der Quell uns so versiegen?" Josef Laßt wird zum dichterischen Sprecher der Heimkehrenden, zudem zugleich einer Generation, die sich um beste Jahre betrogen sieht. Und es erfolgt allmählich doch die große Heimkehr: nach Österreich, zur Tradition, zu neuen Bau- und Ordnuilgsversuchen. Schon ruft ja eine neue Wende, die zum Atomzeitalter, oder wie man's einmal nennen wird. Waltraud Seidlhofer, des Zeitbruchs bewußt, ruft in einem Gedicht, das sie „Schritte von gestern" nennt: „Wir schlagen den Rhythmus einer trunkenen Zeit", aber neben solchen Stimmen lassen sich gewichtigere vernehmen, solche, in denen man etwas wiejenes Zeitalter mit heraufführen helfen möchte, von dem im zweiten Teil des „Faust" die Hoffnung geht. Die Friedenssehnsucht wird sittliche Aufgabe auch für die Dichtung - Othmar Capelimann nennt einen Gedicht band „Besiegt den Haß!" -, Zukünftiges wird erträumt und gefordert, humanistische Kräfte, beste Bildungskräfte also unserer Tradition, in unserm Lande mit seinen vielen Gymnasien immer besonders stark, regen sich wieder (bei Zerzer wie Hofmann, Bayr wie Lipp, Fischer-Colbrie schreibt, voll eines bewußten Humanismus, die Festkantate „Jahre der Jugend" zur Vierhundert-Jahr-Feier des Linzer Gymnasiums), der Gedanke Europa, der höhere nach einer befriedeten Menschheit, sie strahlen auf in den Vi sionen schon eines Josef Luitpold - wie weit eilte er, ein Ehrenbüi-ger der ewigen Aufklärung, mit Schöpfungen wie dem das Recht der Neger ins Herz rufenden Poem „Emma Belle Sweet", der Zeit voraus, jenen Kosmopolitismus verkündend, den er ein kämpferisches Leben lang vertreten und den heute die UNO verkörpert bzw. zum Ziel hat! - wie dann eines Hugo Schanovsky - „Gebt ihn nicht auf, den Trümmerhaufen Europa!" beschwört er - oder eines Franz Josef Heinrich, der zugleich bebender Ausdruck einer Welt- und Atomangst ist, der Apokalyptiker unter Oberösterreichs Dichtern, bei Herta F. Staub wie bei dem aller Zeitthematik verbundenen Herbert Eisenreich. Keine anderen Rufe ertönen in der einfachen, der volksnahen Literatur, und sie ist wichtiger als man weiß! In einer der Erzählungen von Fritz Kolbe steht der Satz, einfach und groß: „Friede heißt der Menschheit großes Sehnen." Und auch die Dichtung dieses Landes wird, des Erbes wie Kampfes früherer Generationen ebenso bewußt wie der Notwendigkeit endlicher Versöhnungen und Befriedungen (gehen die Konfessionen voraus?), der Frage der Fragen sich stellen: der nämlich, das religiöse .Bewußtsein in Harmonie zu bringen mit der sozialen Bewegung (einem E. Ch. Heinisch etwa, im Industrieort Lenzing schaffend, wird in seinen, vorerst ja gewiß noch nicht letztgültig ge reiften Versen solche Problematik klarer noch als manchem unserer formal Reiferen und Reifen!), damit der Stunden schlag der Zeit ein bereites Geschlecht auch hier trifft. •y.vWj't«'-..".-.' ist bei Training und Wettkampf wie über haupt nach jeder körperlichen und geistigen Tätigkeit der Augenblick der Entspannung. „Coca-Cola" macht jede Pause zur erfrischenden Pause ,Coca-Cola" ist eine eingetragene Marke 44

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