■ p Karl Hochgatterer: Illustrationsprobe zu Hermann Friedl „Der Land arzt", S. 103. festgehalten. „Welch treue Bewahrerin!" sagt Stöger einmal von der Mundart. Die neben dem Mühlviertel,ja vor ihm fruchtbare „poetische Landschaft" Oberösterreichs aber ist, wie könnte es auch anders sein, das Salzkammergut, in den Schönheiten seiner Seen, der wilden Kraft seiner Felsen, in seinen heilenden Gewalten zum Erleben und Ertönen gebracht von den Häng und Hofmann und Hamberger, von Stöger wie Engelbert Koller, von Justus Schmidt wie in be sonderer Art von Franz Lipp, der, selbst ein Kind des Salz kammerguts, zu seinem Künder wird, nicht nur in jenem Buche,in dem eine Ineinswerdung von Mensch,Landschaft und Tradition vollzogen ist, daß man dergleichen jedem Teile unseres Landes wünschen möchte, in; „Das Salz kammergut, Wesen einer Landschaft". „Das Salzkammergut ist eine Ideal-Landschaft", heißt es da, „vom Schöpfer selbst zu seiner eignen Lust ersonnen.Jeder Berg,jeder See, jederStrich Bodensist da ein in sich ruhendes,abgeschlossenes Wesen, ein Charakter,ja auf seine Weise eine Persönlich keit." Und der von seiner Heimat Ergriffene fragt: „Was hat dieses Land zwischen der oberen Enns und der oberen Traun, zwischen der Lammer und der Alm für Verdienste gesammelt, daß es so ungewöhnlich belohnt wird?" Lipp auch ist es, der durch sein schriftstellerisches wie praktisches Eintreten für die Bewahrung und Erneuerung der Volks trachten, die ja vielfach schon musealen Charakter ange nommen, bester Helfer des Genius loci des Landes und seiner Landschaften wird: bewahrte Tradition in bewahrter Natur. Dies Ergriffensein von der Landschaft, beim Men schen des Salzkammerguts nichts Ungewöhnliches, dieses Ineinanderverwobensein von Mensch und Natur bis zu einem dichterisch sich ergießenden Allgefühl, das finden wir auch bei Franz Kain, durch dessen Wälder immer auch die Winde der Zeit wehen - während sich etwa in August Karl Stögers „Reise nach Hallstatt" noch altbürgerliche Geruhsamkeit in Stifterscher Beschaulichkeit (und gewollt Stifterischen Tönen) ergeht. Poetische Mittelpunkte aber sind nach wie vor - viel Romantik lebt ja nach wie vor in unserer Landschaft, in unserm Fühlen! - die übers Land verstreuten Burgen und Ruinen - noch kann Franz Häng zum Beispiel die Schaunberg besingen, klagend, daß schon „zerborsten aufklafft der Turm mit offenem Eingeweid", sind die Kirchen und kunstvollen Altäre - musterstark hier ^erzers Zyklus „Der gotische Schnitzaltar" -, sind die Stifte: wie etwa Zerzer oder nunmehr der Chorherr Johannes Zauner, in dessen „Sonne im Barock" alles zusammen lebt: das Stift, die Landschaft, die Kunst; wie Tumler, der die Seele unseres Landes in die Bauten der Klöster mehr und mehr fliehen sieht, oder Watzinger, der auf Stelzhamers „Heimweg" uns die Tore Reichersberg öffnet, oder Fischer-Colbrie, der seine vergegenwärtigende Kunst auch Kremsmünster schenkt. Gerne aber auch, heute wie immer, wandert der Dichter Oberösterreichs in den größeren Raum,der ihm oder seinen Eltern, Großeltern, Heimat bedeutete, und er stellt ihn dar, als wäre er seelisch noch sein Besitz. Ob nun der altöster reichische und dabei sehr neuösterreichische, neueuropäische Aristokrat(und alles Aristokratentum außer das des Geistes mit Skepsis betrachtend) Alexander Lernet-Holenia die alte Monarchie zum stets weiten Schauplatz seiner Romane nimmt,Franz Karl Ginzkey dem Alt- und Gesamtösterreichi schen in Raum wie Kultur mit tausend Fasern verbunden bleibt oder ein Josef Günther Lettenmair dem serbokroati schen Teil des alten Reiches seine Gestaltungen und Ge stalten entnimmt, oder ob ureingeborene Sehnsucht in die südliche, die Südtiroler oder italienische Sphäre drängt, wie beim gebürtigen Bozner Franz Tumler, bei der Er zählerin Trude Fontana, bei Elmire Koref-Geyer, die den Schauplatz eines Bauerndramas über die Brennergrenze verlegt, bei der Maria von Peteani oder Erich Thanner, der aus solcher Vorliebe Goldoni übersetzt und neu formt wie anders auch Kurt Klinger, bei Veronika Handlgruber, die, wie auch Watzinger, mitunter auch eine andere Romanik, die französische nämlich, hereinspielen läßt, bei den Peherstorfers (Hannes und Anne), dem jungen Helmut Doyscher, immer wieder wird das Eigene aus dem Fremden und doch Vertrauten fruchtbar. Und es ist nicht literarisches Bildungsgetue, sondern Humanismus und Landschaftser40
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