Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

Linz-Keferfeld, Pfarrkirche St. Theresia (Rudoif Schwarz) Apsis der Beichtkopeiie. Erich Widder: ZEICHEN DES HEILS. Kirchenkunst der Gegenwart in Österreich. Linz: Ober österreichischer Landesverlag, 1963. 90 Seiten Text, 7 Vierfarbenbilder, 110 Schwarzweiß-Bildseiten, Format 21 X 28 cm. Ladenpreis S 276.—, DM 44.50. Aus dem Uberangeisot von iiiustrierten Kunsibüchern, dos auch heuer wieder den Büchermarkt beherrscht, ragt dos Werk von Erich Widder eindeutig hervor. Es dient nicht nur ciiigemein schön geistigen Bedürfnissen,sondern ist von seinem inhait her wesent lich. Der Autor unternimmt es, erstmais die „Kirchenkunst der Gegenwart in Österreich" zu sichten und wissenschattiich einzu ordnen. Er bedient sich hiezu des knappen Wortes und in groß zügiger Fülie des Bildes. Kamera und literarischer Ausdruck werden von ihm in gieicher Weise voiiendet beherrscht. Er bringt aber auch eine Voraussetzung mit, die seilen ist, nämlich seibstdndiges Kunstverständnis. Der Kunsthistoriker, der sich mit der Moderne beschäftigt, kann sich nicht auf Literatur berufen. Auch Ouelienforschung hilft ihm wenig weiter. Sein Forschungsmittei ist die iebendige Anschauung, ist der kritische Vergleich, im Vordergrund der Arbeit steht mehr das Erlebnis, weniger die fleißige Kompilation. Diese Eriebnisfähigkeit muß aber kritisch und wertend eingesetzt werden, soll daraus eine ordnende Darstellung erwachsen. Vorliegendem Werk sind diese Qualitäten eigen. Erich Widder hat sich das gesamte Stoffgebiet der modernen Kirchenkunst in Österreich selbständig erarbeitet, dos bedeutet, daß er die Objekte alle selbst in Augenschein nahm, photographierte und sich somit einen persönlichen Überblick verschaffte, in der Dar stellung ging er aber nicht wie ein Chronist vor, sondern traf nun auch eine persönliche Auswahl. Wir dürfen ihm bestätigen, daß ihm durch diese Arbeitsweise der Nachweis gelang, wie sehr Österreich im modernen Kirchenbau aufgeholt hat, daß die Leistungen hierzulande international bestehen können. Weiter ist ihm der Beweis gegen die orthodoxe Kunstwissenschaft ge lungen, die behauptet, daß wir heute ohne Stil dahinvegetieren. Wer dieses Buch durchblättert, wird zugeben müssen, daß wir ganz im Gegenteil inmitten einer sehr intensiven Stilentwickiung verhalten. Einleitend werden vom Autor die theologischen und formalen Prinzipien des gegenwärtigen Kirchenbaues erläutert, auch histo rische Ftinweise werden gegeben. Hiebei wird vor allem die hervorragende Rolle von Otto Wagner (1841—1918) herausge stellt. Die Farbtafein: das Fresko von Giselbert Hoke in der Passionskapeiie der Christkönigskirche von Gioggnitz (das ungenähte Kleid Christi) und Giasfenster von üosef Miki, Alfred Wickenburg, Max Weiler, Margret Biiger, Alfred Stifter, Rudolf Koibitsch stehen der Abfolge der Schwarzweißbilder wie Symbole der gesamten inneren Einstellung des Autors voran. Der Biidteii selbst Ist instruktiv in folgende Abschnitte gegliedert: Bau und Bezirk; Raum und Altar; Taufe, Beichte und Verkündigung; Bild werk: Maierei; Bildwerk: Plastik; Gerät und Gewand. — Gerade durch diese wohl durchdachte Einteilung wird das Werk auch eine stark praktische Wirkung gewinnen können, da Bauherren wie Künstlern interessante und lehrreiche Anhaltspunkte gegeben werden. Programmatisch wirkt vollends der Satz des Autors: „Die frühe Ernte soll zur Besinnung werden für einen Auftrag, den unsere Generation noch nicht voiiendet hat." In diesem Sinne kommt dem Werk nicht nur Gegenwerts-, sondern vor allem auch Zukunftsbedeutung zu. Dr. Otto Wutzei 34

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