Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

stunde in einem Gewitter, das sich sehen und hören lassen konnte und Suchaktionen auslöste. Während des Krieges - wir spielten, wie hier als Kuriosum noch getragen werden darf, nach meinem Ausscheiden aus der Wehrmacht als einziges Theater über die ergangene Theatersperre hinaus noch bis in die Tage des Zusammen bruches und hatten so auch einmal unseren Fundus aus dem Bombenschutt zu graben - gab es natürlich auch manches, an das wir heute zwar ebenfalls längst wieder gerne zurück denken, ohne es uns aber unbedingt ein zweites Mal zu wünschen. Schlaflos liegen in Betten, in denen wir uns weder auszuzie hen, noch den Blick von der Zimmerdecke zu wenden wag ten: Es waren die Trachomkranker, und keine Wäsche zum Wechseln vorhanden. Einmal gerieten wir in einer Burg an der oberen Donau mitten in einen eben ausgebrochenen Aufruhr. Der Lager leiter hatte einige Minuten zuvor sein Heil in der Flucht gesucht. Und wohl auch gefunden. Bilder, Bilder, Bilder ohne Ende. Blühende Sommerwiesen, wogende Getreidefelder, Himmel, Wälder, bald fern, bald über einem zusammenschlagend. Immer wieder überraschend ins Blickfeld: Kirchturm mit seiner Ortschaft. Und jedes Dorf damals noch sauber in die Landschaft geschnitten. Scharf umgrenzt. Nicht in Dutzenden, färb- und formloser Neubauten auseinander laufend und das Land verunreinigend. Und in den Orten: Welche Sauberkeit! Eine Kost, wie sie die Hausleute bekamen, den Fremden gab es nicht. Das einzige stets zu kurze freie Bett in einer riesigen quadratischen Stube im ersten Stock. Diese jeweils seit Fronleichnam, da man die Heiligenbilder und Messingskerzenleuchter wieder hereinnahm, nicht mehr gelüftet. Voll vom Duft zum Trocknen aufgehangenen Thymians und anderer Kräuter. Unvergeßlich herrlich. Der Klaviervirtuose. Puppe von Prof. A. Stifter. Foto Feichtenberger, Rio de Janeiro. Und dann einmal ein Winter. Der Schnee liegt bis an die Schilder der Wegweiser und ist seit Wochen so beinhart gefroren, daß man der längst unbenützbar, ja unauffindbar gewordenen Straßen erst gar nicht mehr bedarf. Samt Roß und Schlitten geht es einfach kerzengerade über das ver sunkene Land hinweg. Einmal sitzt ein Hase am Wege. Er läuft nicht fort, denn er ist erfroren. Und dann das kleine Schulzimmer mit dem rotglühenden, Eisenofen und der Scheiterkiste daneben. Der dem Städter längst befremdliche starke Geruch der Petroleumlampen und des Stauböls, mit dem der Fußboden eingelassen ist. Also: Wieso Puppentheater? Deshalb. * Die schönsten meiner Gedichte, die Oberösterreich und seine Landschaft zum Gegenstande haben, wären nie ge schrieben worden ohne jene Wanderjahre, ohne mein Puppentheater. J 00DOD -,,1) D D 0 0 00DD uu"F: k riDü00 n null? UD.DDDaH - W/ I D D D ö i/ialSn Im Jahre 1501 führte Maximilian I. im Linzer Schloß den „Ludus Dianae" des Humanisten Konrad Celtes auf und krönte den Dichter Longinus mit dem Lorbeer. Dieses erste Zeugnis starker literarischer Tätigkeit beginnt eine ununterbrochene Tradition über das Je suitentheater, den „Linzer Kasperl" bis zu den glän zenden Aufführungen der Oö. Landesbühne. Starke Dichterpersönlichkeiten lebten und wirkten durch die Jahrhunderte in Linz. Die Stadt bemüht sich auch heute, durch intensive kulturelle Tätigkeit diese Tra dition zu wahren. Linz, die Donaustadt am Alpenrand, ist auch im Winter ein Erlebnis. 25

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2