FRITZ DWORSCH A K Das Museum im Linzer Schloß Zu d en erfreuli chen Erscheinungen der Zeit nac h dem zweiten Weltkriege zählt auch die Belebung d es Musea lwesens. G leich wie nach dem J a hre 19 18 eine neue Besinnung a uf das Ü berkommen e in Kunst und Kultur zu ve rze ichnen war, ve rwi es a uch der Zusammenbruch vo n 1945 di e Menschen auf die besonde ren und dauernden \Verte a ll es dessen , worum wir in den Kriegsjahren geba ngt ha tten . So ga lt es nicht nur , die durch die Bomben geschl agenen \,Vunden der Gebäude zu beheben , vielmehr auch dieselben sowie di e Neu - und Zubauten mit d em neuen Geist zu erfü llen und das gesamte österreichische Musealwesen mit seinen reichen Beständen a ller Art in ein em höheren Sinne der Allgemeinheit zugänglich zu rr. achen. Diese Bestrebunge n wurden durch planmäßig veranstaltete Sonderausste llungen vervon ständigt, deren erste gerade in Linz (Albrecht A ltd orfer) stattfand. Der besonderen Fürsorge um das Museah vesen verdanken so di e La nd esmuseen von Bregenz bis Eisenstadt - j edes auf sein e eigene Art - ihre räumli che und geistige Neugesta ltung, kulture ll e Leistungen von Rang, welche a llseits da nkba re Würdigung gefund en haben. Di e abgegriffenen Redensa rten von den :Museen als Friedhöfen und von der Ve rsta ubth eit ihrer Objekte, ,-velche nicht nur gegenständlich gemeint waren, sind damit endgültig zum alten Eisen geworfen word en. Ein modernes ·Museum ist, richtig gesehen, e benso ein lebender Orga nismus wie j edes andere wissenschaft lich e Institut, wenn es a uch die Beobachtung ästhet ischer Momente in den Vordergrund rückt . Es ist ein g lückliches Zusammentreffen , daß das OÖ. Landesmuseum (früher Museum Francisco Carolinum) gerad e im .Ja hre sein es l 30j ährigen Bestehens mit seinen kulturhistorischen Abteilungen ein n eues H a us beziehen kann. Mi t einem \!\fort muß a us di esem Anl a se a uf di e ehrwürdige Geschichte und di e große Zah l der verdienten Männer hingewi ese n we,-den, welche die Geschicke dieser bedeutenden ku lture ll en Einrichtung lenkten und für die Vermehrung der Bes tände und Förderung ihrer Erforschung sorgten. Im Lande Oberösterrei ch wurde di e Frage, ob ein Neubau oder ein Zubau zum bes tehenden Gebä ude den r äumlichen E rforderni ssen zuträglich wäre, durch eine dritte Möglichkeit gelöst . Die Entscheidung fie l zugunsten ein es vorhandenen repräsentat iven Ge bäudes, des unter Kaiser Rudo lf II. neu erbauten, in beherrschender Lage über der Stadt und dem Strom thronenden la nd esfürstlichen Linzer Schlosses. Dasselbe wird nunmehr die ku lturgeschi chtlichen und volkskundlichen Sammlungen aufnehmen , während im alten H a use die naturwissenschaftlichen Beständ e, die Moderne Galeri e sowie di e Bibliothek und di e Werkstätten ve rbl eiben. Über die Schwierigkeiten, in ein bestehendes Gebäude die Sammlungen sozusagen einzuba uen, war man sich von Anfang a n im kl aren . Sie muß ten in dem besonderen Falle des Linze r Schlosses deswegen noch g rößer sein , da durch den Bra nd von 1800 der SüdFO TOS : M AX EIERSEBNER tra kt und ein T eil des Kapell en traktes ve rl o rengegangen wa ren. So war d enn a uch über die Frage der Eignung oder Nichteign ung eine Ei nigung ni cht sofort zu erzielen. Sovie l konnte a ber bald gesagt werden, da ß bei entsprechender Durchführung der notwendigen Adaptierungsarbei ten a ll e gerechtfertigten Ansprüche befriedigt werden könnten: eine genügende Zah l geeigneter Räume, die Möglichkeit, eine entsprechende Auswahl a us den Sammlungen sachlich und ästhetisch ri chtig zur Aufste llung zu bringen und sc hließlich a uch di e techn ischen E rford ernisse (Beleuch tung, Beheizung, Sicherheit usw. ) befriedigend zu lösen. Bei der baulichen Wiederherstellung wurde im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt mit ge botenem K onservativismus vorgegangen. Alle wesentlichen Elemente des Rudolfinischen R enaissancebaues wurden weitgehend belassen (Decken, Sä u len , Porta le) bzw. wiederhergestellt. Das gleiche gil t von d en 'v\lappenstein en am Ost- und 'vVes tportal , deren abgenommene Ori ginale im R a hmen des Schloßmuseums ne ue Plätze zugewiesen erhi elten . Aus m usea l-technischen Gründen mußte ein e mög li chst einheit liche An lage und Gesta ltung der Durchbrü che a ngestre bt werd en, um eine Aü ssige Zirkul ation der Besucher zu gewährl eisten. In d er Mehrzahl der Fä ll e waren diese Neuerungen durch di e Aufdeckung alter ve rma uer te r Türen zu verantworten. Gänzlich neu mußten die Räume der Nordwestecke gestaltet werden, woraus sich in a ll en drei Stockwerken je ein g roßer und kleinerer Saa l ergaben , we lche für di e Zwecke des Museums erwünschte Mögli chkeiten bieten , da in den so gewonnenen weiten R ä umen di e Sammlung von ·wagen , das i\!Iostmuseum, die Gemäldegalerie und das Kunstgewerbe geschlossen aufges tellt werden könn en. Im ganzen geseh en, ve rlor somi t das Linzer Schloß d en ihm durch di e Verwendung a ls K aserne a nh a ft enden abt räglichen Charakter; wenn auch eine völlige Wiederh erstellung durch die inzwischen vorgenommenen E ingriffe nicht mögli ch war, so wurde doch ein a ngenehmer Asp ekt erreicht, woz u auch die völlige Neugestaltung des großen Sch loßhofes mit seiner sc hönen a lten Ba umgruppe wesentli ch beitragen wird. Fü r eine neue Bestimmung a ls Museum zu d ienen, erschi en insbesond er e die Gestaltung der K orridore und Innenräume von entscheidender Bedeutung; die verbleibenden „Unebenheiten" mußten durch entsprechende M aßna hmen bei der Postierung der Objekte verbesser t werden. Wer mit museumstechnischen Fragen auch nur einigermaßen vertra ut ist, weiß um die Schwierigkeiten , welche die Neuordnung eines so großen K omplexes verschiedenartiger Bes tände bereitet. Da nk der i\!Iunifi zenz a ll er in Be trach t kommenden Stell en, voran d er oberösterreichi sc hen Landes regierung, konnte trotz immer wieder a uftauchender Komplikationen das Vorhaben durchge führ t werden. Insbesondere ist: di e 67
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