Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

Im unteren l\1Iühlvi ertel h a t ni ch t nur Freistadt sein e Kun stliebhaber und Sammler , di ese sitzen a uch in d en M ä rkten an der Dona u und im \t\l a lcl e. Der kün stl erische und histori sche Besitz der Schl össer (etwa Kl am oder Greinburg) würde da bei eine eige ne Schilderung verdienen. H ä ufi g erweisen sich Frauen a ls Schatz hü te rinn en und -h orterinnen d er H eima t. Ahnli ch wi e Frau R osa List in Altenfelden sammelt Frau Maria \'\lagner in W a rtb e rg o b d e r Ai s t die Volkskunst ihrer H eima tl andscha ft. Männer n eigen eh er d az u, sich zu spezia lisieren , wie l\fr. No rber t Aich berge r , der Apotheker zu M aria Hilf in Ma uth a u s en , der sich unter anderem ein kl ein es A poth e k e rmu se um gescha ffen ha t. Hier find e t ma n alte Apo th ekergefäP e, Tiegel, Mörser , vVaagen und Gewichte , und a uch di e Apoth eker-Heiligen Cosmas und Damia n sind da neben ma ncher anderen sehenswerten Pl astik vertreten . Bezeichnend ist ein Ölbild a uf Hol z: der „Giftmischer " von Flori s ( 153 7) , das a us der Sammlung R otschild nach M auth a usen gekommen ist . Un ter den Möbeln sind ein reich eingelegter Ba rockschrank a us dem ehema ligen Gut des Achaz v\lillinge r und di e a lte Schiffertruhe a us l\1autha usen beach tenswe rt. Se tzen wir bei l\llautha usen über di e Donau , so bi eten di e his torischen Pl ä tze von Enns-Lorch und Ste y r gerade di e ri chtige Aula für den Sammler. Für eine größere Anzahl vo n ihnen seien nur zwei davon hera usgeg riffen, we il sie in ihrer Art eb enso einmali g wie bezeichnend sind. Schon seit 40 Jahren in d er Fachli tera tur bekanntgeworden (siehe A. H a berl a ndt „Die Sammlung Ma rianne und J akob Kautsch in Steyr [t 1920]" , in Mitteilungen des Bundeska nzleramtes , Bel. 2- 6 [1920- 1924] ) ist die S a mmlung M a ri a nne K a ut sc h , die sich gegenwärtig im Besitz von Fra u R ena te Pampe] befind e t. Sie ist in d em stimmungsvo ll en Aichetschlössel in der Sierninger Straße untergebracht. Die Sammlung K autsch dürfte eine der bedeutendsten Privatsammlungen des Land es sein. Es h andel t sich hi er um eine wertvoll e Koll ektion (a ll ein etwa 2000 Stück Andachtsbilder , teilweise von A. Spamer publiziert), über 100 Lebkuchenmodel, Hunderte von Amul e tten erl esener Volkskun st, da runter befinden sich der berühmte Vogerlleuch ter (vgl. F. Lipp „Der Leuchterwagen von Stey r " , Inschrift für ös teff. Volkskunde) und der „Kindlmann ", den M . Kislinge r in der „Alten Ba uernherrli chkei t" a bgebild e t ha t. 24 besond ers wertvoll e Obj ekte, da run te r Zinn , l\llaj olika , Möbel und Schnitze reien, wurden schon 1918 un ter Denkma lschutz gestellt. Zu den ebenso verständnis- wie hinge bungsvoll en Samml ern Oberös terrei chs zähl en die Arz te. Sie dürften, soziologisch betrach tet , weita us di e stärkste Gruppe unter den Sammlern bilden . Ausga ngspunkt der meisten .Ärz te-Sammlungen ist di e kultivier te vVo hnungseinrich tung mit a lten Möbeln , Bild ern und Pl as tik en . J e nach Neigung erweiter t sich dann di e eine oder andere Ri chtung. Solche J n terieurs von hohem kulturell em Niveau befind en sich beispielsweise im Besitz von Obersanitätsr a t Dr. Anton H a in in Steyr , von Obermedi zina lrat Dr. August Plunger in Obern berg a . I. , von Dr. Hans Ri chtsfeld in Prambachkirchen , vo n Prim. Dr. W. Sch ell er , Dozent Dr. J. Böhl er , Dr. H. Prager und D r . A. Tisserand in Linz. Die R eihe ist jedoch keineswegs voll ständig. Auch Tierä rz te und Zahnärz te ste ll en ein sta rkes K ontingen t der Samml er. In d er l\!Iitte d es La nd es , im H a usruckvier tel, präsentiert der Bezirk Efe rding eine sta ttli che Anz a hl profili erter Sammler. Da wä re in Asc h ac h der bekannte N umism a tik e r Dr. M ax D o blin ge r (geb . 1873) a ls ihr Nes tor zu erwähn en. In Efe rdin g se lbst ist immer di e a lte Lebzel te rei, heute Ca fe -K o ndi to r e i F. V og l , das Ziel d er Li ebha ber bürgerlicher H a ndwerks- und H a uskultur, ein Gegenstück zu dem heute der Stadt Steyr gehörigen alten Lebzelterh aus H a ll er oder dem a lten Lebzelterh a us Wallner in St. \i\lolfgang . Selbstverstä ndli ch bilden hi er wie dort di e alten Lebze ltermodel d as H erz- und Kernstück. Ebenfall s am Stadtpl a tz von Eferding befind et sich das Heim des kun stliebenden R a uchfangkehrermeisters Emm e r s t o rfe r , d er in Sammlerkreisen weitL_tm beka nnt geworden ist. Das geschi chtli che In te resse (Bauernkri eg !) überwi egt. In einem echt landl erischen „Ü berl ä ncl " in der Mittergasse hat sich nach ihrer Ü bersiedlung aus Schloß H agen in Ur fahr Frau Gr e t e Ba u e r angesiedelt und hat in dieser Umgebung ihre vorwi egend volkskundliche Sammlung zur schönsten vVirkung gelangen lassen können. l\!Iit Recht gehört einem geschnitz ten K reuzweg ihre besondere Vorli ebe. Diese Vorliebe wendet Prof. Rud o lfS t einbü c hl e r , der gegenwärtig als Kustos auch di e Sammlung des Schlosses und der Stadt Eferding betreu t, d er gotischen Plas tik des oberösterreichischen R aumes zu. Bemerkenswert sind auch di e go tischen Metallgeräte und di e Barockgläse r seiner ni cht sehr um fa ngr eichen, a ber um so erleseneren Sammlung . Die Sammlung des Arztes Dr. H a n s Ri c h ts fe ld und seiner Ga ttin in Ba d v\leinb e r g -Pr a mb ac hkir c hen wurde schon erwähnt. Dem kün stl erischen und vo lkskundlichen R eichtum dieser Landscha ft entsprich t a uch die Ri chtung der Sammlung, dere n G la nzs tü ck ein go tischer U r banus a us der Werkstätte des „Schaumburger-Kreises " sein dürfte . Mi t dem Bezirk E ferding we tteifert Grieskirchen a n Sammelfreude . U nter den Sammlern befind en sich Geistli che, K a ufl eute, ab er a uch H a ndwerksmeister und ein Landwir t. Aus dem Bezirk Vöckl a bruck se ien nur zwei Namen a ngeführ t, deren j ed er einen eigenen Sammlertyp vertritt. Ü ber die engere Landscha ft hinaus ve rdient das Inventa r des S c hl oss es \1\l a lch e n , das sich gegenwä rtig im Bes itze der Famili e Dr. Hanreich befinde t, besondere Beachtung . Es umfaßt un te r a nderem auch di e seit la ngem geschä tzte Sammlung Ludwig, di e mit dem Inh a bernamen einer beka nnten vViener Möbelerzeugung verknüpft ist und d ementsprechend mi t Interieurs bega nn . H eute ist der Bes tand in vieler Hinsich t ein Penda n t zu dem des Ai che tschlössels in S teyr . Eewundernswert ist die Vielsei tigkei t und Vollständigkeit ma ncher Genres . \Ne nn eine bestimmte Sammlungsa bsicht bes teht, lieg t sie in d er Einrichtung stilistisch gesc hlossener Interieurs. Frau Paula H anreich , deren Umsicht und Tatkraft die so ha rmonisch und selbstverständlich wirkende Neueinrichtung und denkma lpAegerische R es tauri erung des Schl osses \Nalchen zu danken ist, hat das Schwergewicht ihrer Sammeltä tigkeit auf Volkskunst und Ba uernmöbel verl egt, während a us dem alten Bes tand mittelal terlich e Pl as tiken und Gemä lde, künstl eri sche Textili en , da runter liturgische Gevvä nd er , Vene tianer Samte, Spitzen, Stickereien, Trachten, Spi elze ug (Puppengeschirr) , 63

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