Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

FR AN Z LIPP Ein Streifzug durch die privaten Sammlungen des I ,andcs. \Nenn vom mu sea len Oberö s te rr e i c h gesprochen wird , dürfte keinesfa ll s der Blick au f di e öffentliche n Sammlungen eingeengt bleiben. Schon der den meisten zugäng liche Kunst besitz - d er der Kirchen und K löste r - ist im rechtlichen Sinne pri vat. So bleibt es a uch sicher ein pos i tives Zeichen unserer Lebensauffassung und un serer staatl ichen Verh ä ltnisse, daß sich heu te noch immer ein Gut teil - wenn nich t d er g rößere Tei l - des nichtkirch lichen und nich töffent lichen Kunstbes itzes in p rivater H a nd befind et. Sicherlich haben d ie Bes itze r gewechselt. Gewiß ist a uch eine bedeutende Verschi ebung des K unstbesitzes eingetreten. An Stelle des einstigen wohlhabend en Adeligen oder Bürgers, an d en Pl atz des eingesessen en Bauern und La nc:1bewohners, in deren H änden sich der Kunstbesi tz des Landes befand, ist in den meisten Fä !J en eine neue Schi cht von Kunstbesitzern getreten, a n d ie Stell e echter Tradition , di e sich nur mehr in wenigen Fäll en beha upten konnte, das In teresse, a n Stelle der vielleicht oft nur mehr träge n Gewohnheit das von \Ni ssen und Ambition getragene Bev-,ußtsein , oder , um es kürzer zu sagen, an Stelle des NurBesitzers d er Sammler. \Nenngleich hier nun a usgesprochen wird , daß sich gerade in den letzten J a hren ma nche früh ere Besitze r geradez u zu Sammlern in dem oben beschriebenen Sinn e brennend Interess ier ter an ihren ererbten Schätzen gewand el t und ihren Bes itz in di eser Weise gemehrt ha b en , so soll das nich t als schlechtestes Zeichen unserer Zeit gewertet werd en . Das Sammeln an sich wäre eine eige ne Betrachtung wert . Es steh t entwicklungsgeschi chtlich a uf ein er frü heren Stu fe a ls das J agen und Töten , a uf ein er älte ren a ls Politik und Kri eg. Ein ige un serer nächsten Verwandten im Tierrei ch scheiden sich in Sammler und R ä uber. Zu den E igen hei ten de r Sammler, d ie vor d en R äubern nie sich er sind , gehört das heimliche H orten a n verborgenen Plätzen, ni ch t se lten auch das ni cht unbedingt benötig te Stape ln. D er H or t der Hamster und Eichhörnchen währt über den strengs ten W inter hinaus. Verborgen hei t ge hör t a lso in den m eisten Fä ll en zu den Kenn ze ichen der Sammler - zun ächst nur vom T ypus her gesp rochen. Wenn dann und vvann von einem „heimlichen Oberösterreich " und vo n seinen ve rborgen en Schätzen , wenn von d en, zwar in ein em ganz a nderen Sinne, ,, Sti llen im Lande" die R ed e ist, so llte ma n a uch der buchstäblich noch ungezählten Samm ler denken , die in a ller Verborgenhei t, nicht aus fa lscher Besc heidenheit, sond ern weil es meist so in der Natur ihrer Sache liegt, eine große, noch kaum gewürdigte Kul turaufgabe des Landes vo ll bringe n. I n diese Verborgenheit und Geborgenheit ein wenig einzudringen und di e Öffent li chkei t mit di eser Ku lturl eistung beka nntzumachen ist e in gewagtes U nternehmen , und es Oberösterreichische Sammler ka nn nur in eng gezogenen Schranken a usgefü hrt werd en . Hi er ein e Vollstän digkeit erreichen zu wo ll en, wäre un - möglich. Eine :Mög lichkeit dazu biete t sich abe r insofern e a n, daß es so v iele und so ve rschi edene Arten von Sammlern g ibt. Sie stufen sich vorn Bes itz ein es öffent lichen Pri vatmuseums bis zur ä ngstlich gehü teten und vö llig unzugäng li chen Privatsammlung . U nd innerha lb dieses Spa nnungs fe ldes gibt es wieder di e hundertfach abgestuften T ypen des Sammlers nach Sachgebieten , vorn Kunstsammler bis zum Käfersamrn ler und vom Samrnelenzyklopädisten , dem A ll es-Sammler, b is zum Sammel-Monoma nen. Sicherlich gehören - psycho logisch gesehen - a uch d ie Knopf- und Zü ndh olzschach telsamrnler in diese R eihe - aber wir möchten sie schon aus Raumgründen „ausklammern " , obwo h1 zum Beispiel heute die Knopfsammlung und di e Streichho lzsammlung von weiland Hofrat A. Pachinge r zu d en sehr oft gefragten kostümkun dli chen bzw. technikgeschi ch tJi chen Beständen des oö. La ndesmuseums ge hö ren . Eröffnen wir viel leicht den Reigen mi t j enen PrivatsarnrnJungen , die schon von ihren Ursprüngen her die T endenz zum lVIuse um in sich trugen oder die sp ä ter förm l.ich zum Museum erklärt wurd en, im Süden d es Landes. Da wurde in Bad Goi ser n die S a mm l un g K o nr ad D e ubl e r s ( 18 14- 1884), bes tehend a us Mi nera lien, einige n präh istorischen Fundstücken, einer zeitgeschi chtlich interessanten Biblioth ek und Glyptothek (früh er zugänglich, heute verwahrt), zur Keimze ll e ein es in Entsteh un g begriffen en Heimatmuseums. Zwischen Goisern und Bad I sch l befindet sich im „Ri ed lerhä usl" des ehem a ls zum Schloß R othstein gehörigen G utes Eng l e i t h e n „das kleinste, aber fe inste Vo lkskund emuseum Europas" (nach V. v. Geramb) , das in der H aup tsache von Baron Edgar von Spiegl in der Zei t zwischen 1920 und 1930 zusammengetragen wurd e. Di e etwa 2000 N ummern umfassende Samrnl ung bietet einen a userl esenen Quersch nitt durch Volkskunst und Volkskunde des in neren Salzkammergutes. Sie wurde 1935 der Öffentlichkei t zu - gänglich gemacht und wird heute noch von d er W itwe des Begründers mit viel Verständnis pietä tvoll betreut. Sie wurd e a ls erste Privatsammlung inventarisiert und katalogisier t; zur Eröffnung ersch ien davon auch eine Lichtbil dse r ie, di e wenigstens einen gewissen Überbli ck ve rmittelte. Es wa r der Wunsch F ra nz Lehars ( 1870- 1948), d aß nach seinem T ode seine vorwiegend mit Vincl obonensien, AltWiener l\ilalerei und in gan z lVIitte leuropa gesarnme lten Skulpturen und Gemälden a usgestattete Vi lla am Traunufer (heute Franz-Lehar-K a i) der Öffentlichkei t a ls FranzLe har-Muscum zugäng lich gemach t würd e. Es ist se lbst61

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