Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

111 der Ebene zu se in ." U nd ein a nd ermal wird di e leise \!Vchmu t des Abschieds spürba r : ,, Leider ·incl nur mehr vier solcher T age unser .. .". Abe r immer wiede r kommt ein Sommer und m it ihm di e Mög li chke it, d en Juli und d en Aug11sl in d em still en Tusc u lum zu ve rbringe n. ,, Es ist sc hon der fünfte Sommer, den ich hier zubringe, und der Schönste von a ll en, denn j eder Tag ist ein go ldener Tell e r, un schä tzba r an sich, wen n a uch n ich t immer silbern e Apfel darauf gelegt werden ... " Rührend ist a uch die Bitte um Pa rdon: ,, Entschul di ge n Sie d ie la nge Verspätung meiner Antwort mit ei ern ga nz wunderba ren \!Ve tter der diesj ä hrigen Ferienmona te meiner Frau . .. " \ ,Venn sonst nämli ch die E rl edi gung der K orrespond enz eine wi ll kommene Beschä fti gung fC1r ve rregnete Tage wa r: ,, ... diesma l aber schrill d ie Ze il in bla uem Taft a n 11 ns vorbei ... ". Bis zum le tz ten .J a hr komm t immer wieder die Rede a uf" die kl ein e Stadl : ,, ... es g ibt weni g Punkte a uf der Deutschen E rd e, d ie sich m i t Gmunden ve rg leichen Jasse n . . ." - ,, ... Ich freue mich ... daß ich m ich . .. nich t a bhalten li eß, n ach Gmund en zu geh en. VVi r ha ben das gö t.t lichsLc Wet te r ... ". Aber di eses \!Vetter wa r schein bar a uch im vo rigen .J a hrhundert sehr la un isch, denn einma l steht in ei nem Brief - und es kli ng t wie ein Aufschrei - ,, ... heute scheint d ie Sonne, was ich Ihnen a ls das g1·ößte Wunde r von Gmunden doc h noch rasc h m itte ilen wil l ... ". U nd ,,. . . , , as unse r Haus betrifft", schrei bt H c bbel im J un i l 863 sein er Fam ili e nach Wien , ,,so haben wir d a ri n die ers te Zeit biwa ki ert , dann wohnten wir einige .J a hre beh ag li ch und j e tz t fange n wir zu res id ieren an .. ." . 4 Das E rl ebnis cl es eigene n ß es itzes a ls ein es Symbo ls de r end lichen S icherh ei t wa r für Friedri ch H ebbe l, der a ls iVIensch di e bi tterste A rmut mi t a ll ihren Auswirk unge n ge kannt und a n sich er leb t ha t, mensc hli ch ein unüberbi e tbarer Höhepunkt. Di e Tragik d er ers ten Lebensj a hrze hnt e ha tte sich d ami t gelöst, und a us d em Ordnu ngspunkt der „Bege benh eit Gmunden" strah l te eine innere p ersön liche Beruhigung nach a llen R ichtungen a us. Gmunden gewann a lso für den Di chter ein e zuti efst men schli che Bed eut ung, di e sich intensiv im Werk j ener Zeit a uswirk te. Zwei gro ße Arbeiten sind i n d en J a hren nach l 855 entstanden , di e von tragender Bedeu tu ng sin d: di e N ibelungen-Tri log ie, d ie H ebbel sogar den Schill erpreis gebracht hat, und das Epos „Mutter und K ind " . Neben diesem geistigen Erbe, dessen sich die kleineTraunseestad t immerh in rühmen ka nn , weil sie unbestri tten ein nicht zu unterschätze nd es M aß a n Voraussetzungen d azu dem Di chter gebr acht ha t, bewah rt di e Stadt j edoch a uc h ein ä ußer li ches g reifbares Ve rmä htnis : di e I-Iebbel -Gedenkstätte n. Leider g in g d a. H e b b c 1- I-T a u s im La u f der Zei t i n fr emd e H ä nde über , abe r di e ge istige n E ri nn erungen, di e es umsc h li eßt , werden a uch von den he u tigen Besitze rn bewundert und behü tet. Das Hebb e l- Z imrncr im l\!Iuseum der Stadt ist rei ch a n persönli chen Gegenständen a us H ebbc ls Bes itz, drei Dinge abe r sind von ganz besond erer Bede utung: ein e Schreib fede r des D ichters, eine Locke, d ie im Augenbl ick d es Todes von se inem H aar genommen wurde, und se in e Totenmaske - sie sp iege lt sein ganz es sc hwe res Leben wider, a ll e Erfahrunge n, Leid , H offnung und E rfüllung.

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