Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

noch viele kleine G ußformen für Krügcldcckel , Gelenke, Schraubversch lüsse usw. sowie a uch eini ge Abdreheisen. Ein Gießlöffel war vo r J ahren a n einen 'v\lasserleitungsinstallateur weitergegeben worden, fa nd sich a ber dort noch vor und konnte im Tausch gegen Altb lei zurück.erworben werden. _ 1un hat ein Zinngießer ein großes und eindrucksvolles Gerät, das ist die Drehlaclc zum Abdrehen der gegossenen Zinngefäße, abe r unli ebsame rweise wa ren a uf allen mir verfügbaren a llen vVerkställenbildern die wesentlichen Teile dieser Dreh lade ve rd eckt ode r ungenau gezeichnet. Ich dachte ni cht, daß das Zustandebr ingen ein er solchen Dreh lacle eine fö rmli che Detekt ivarbeit bedeuten ·würde. Die Geschichte ist so interessant, daß ich sie hier wiedergeben möchte . Es begann mit einer Anfrage im 56 oö . Landesmuseum, ob es in Oberösterreich noch Zinngießer gäbe. Ich erhi e lt eine Anschrift, doch a ls ich mich bri efli ch a n den Ma nn wandte, bekam ich die Nachricht. , er habe zwar einiges \Verkzeug, aber keine Drehlade mehr. E · müßte aber bei Verwandten in einem anderen Ort noch eine Lade oder Teile davon vorhanden sein . Ich fuhr a lso sofort dorthin, fand aber keinen Zinngießer mehr, sondern eine Glaserei. Auf meine Frage nach der Dreh lade erfuhr ich, das große Schwungrad liege noch am Dachboden und ich könnte es a ls Geschenk für das H eimathaus erh a lten . Ein Gestell hiezu, a lso das Fehlende, müßte aber noch bei einem Glasermeister in ein em benachlJarten Ort vorh anden sei n, ebenso ein e vol lständige Dreh lade im l\!Iuseum 1\/Iondsee. Als ich mich bis zu dem a lten Zinng ießer, der Glaserer gewo rd en war, durchgefragt hatte, erfuhr ich, daß der Mann schon tot ist, das H aus demol iert und die Drehlade vermutlich mit dem a lten Gerümpel verbrannt worden wa r. E ine Anfrage im Museum Mondsee ergab, daß dort kei ne Drehlade vorh an den sei, wie ich mich später auch selbst überzeugen konnte. Nun erinnerte ich mich an eine Drehl ade im Museum Burghausen, die ich vo r J a hren dort selbst gesehen hatte; a lso die mußte da se in. E in Besuch in Burghausen belehr te mich zunächst, daß das 1\/Iuseum wegen Umbaues gesch lossen sei, ich konnte aber den Kustos erreichen , der mich auf den Dachboden führ te, wo d ie Ni useumsstücke vorübergehend verwahrt wurden. N un h alte ich end lich eine Drehlade vo r mir , mußte aber sogleich bemerken, daß das Voreiergestell mit der Drehbank fehl te und unri chtig ergänzt worden war . Ich vermaß daher wenigstens die erhaltenen Origina lreste und zeichnete mir die Eisenteil e ab. Nun mußte ich auf die Suche nac h der „Bank" gehen. Ein Besuch im Technischen 1\/Iuseum in v\lien war ergebnislos . Ein Zufall soll te mich aber doch ein Stück weiterbringen . \!Vährend eines Besuches des Sparkassenmuseums im Gebäude der I. österreichischen Sparkasse in V\/i en zeigte mir der Kustos eine zinnern e Spa rbüchse, die er vorn letzten Zinngießer in \i\lien erworben ha lle. Ich ließ mir die Anschrift ge ben und fand in der Vorstadt den Meister, der in einer Kell erwe rkstatt a ls letzter seiner Zunft Kleinigkeiten in Serienherstellung goß, sich abe r auch mit R esta urierunge n alter Zinngegenstände befaß te. Seine Drehlacle war j edoch nich t mehr aus Holz mit H a ndant ri eb, sondern eine moderne Maschine a us Eisen und mit elektrischer Kraft a ngetrieben. Er hatte aber noch eine Kiste mit hölzernen Drehfuttern zum Abdrehen von Zinntellern; er ließ sich a llerdings nicht daz u bewegen, mir ein Stück zu überlassen. Ich wußte nun genau, wie die Drehfu tter aussehen und verwendet werden . Die Drehbank hatte ich j edoch immer noch ni cht! N un ve rsuch te ich mein G lück in Deutschland. Im Germanischen Museum in N ürnberg hoffte ich a uf j eden Fall eine vo ll ständige Drehlacle zu finden. Die Antwort auf mein e An fr age la utete : Die Zin ngießer werkstatt scheint zwar gut durch den Krieg gekommen zu sein, doch ist sie noch verl agert und daher kann von der Drehlacle keine Zeichnung geliefe r t werden. Auch ei n Lichtbild von der vVerkstatt existiert nicht . - Meinen letzten Ausweg sah ich in

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