Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

Es ist vie ll eich t ni cht unin te ressan t, zu erfahren, wie d ie ha ndwerkskundlichen Sammlungen d es Heimatha uses Fr ei - stadt a ufgebau t wurd en. Nur einige mögen hier h erausgeg riffen werden . Verhältni smä ßig leicht war es n atürlich , das Werkzeug des Goldschm iedes zusammenzubringen , wa r doch das r estli ch e \l\lerkstätteninventa r meines Vaters in meinen Besitz übergegangen. Aber a ls ich mi ch entschl oß, eine Sonderscha u über d ieses Handwe rk zu veranstalten, erkann te ich erst , daß doch einiges zur Voll ständigkeit fehlte. E inen klein en Amboß und sonstige Kl einigkeiten - die \l\le rkzeuge zur Schmuckherstellung sind j a ni ch t besonders groß - wußte ich noch in der Stadt. Sie zu erwerben, bedeu tete, da sie n icht mehr in Gebrauch standen, keine Scl1vvie ri gkeiten. E inige fehl ende \t\i erkzeuge, wi e Gießfo rmen, konnte ich entlehn en und mit einigen anderen Gegenständen, so zum Beispiel Bechereisen zum Schmieden der Si lberbecher , Pl at tengußtasc hen usw., von ein em Hammerschmied nacharbe iten lassen. Diese Schmiede arbeitet seitjahrhund er ten in d erselben \t\l erkstä tte und n ach den al ten Methoden , so da ß eigentlich keine Nachbildungen, sondern r ich tige Ori g in a lwerkzeuge, mi t denen man heute noch a rbeiten könnte, entstanden . Daß ich nach d er Matura noch einige Monate bei meinem Vater das Goldschmied eha ndwerk er - J •• • . ..... , · - . ... •. . 1-,.·.:..-_.• lern Le , kam mir dabei sehr zugu te. Ich war daher in der Lage, viele Erzeugnisse in ihrer Entstehung zu zeigen . v\lenig Schwierigkeiten machte a uch das Huterer handwerk. E inerseits wußte ich darin a us eigener Anscha uung gut Besc heid , andererseits ha tte der letzte Nieister einer 300jährigen Huterer-Dynastie in F reistadt se lbst viel Interesse, da ß sein a l tes H andwerkszeug erhal ten bleibe. So a rbeiteten wi r zusammen und konnten tei ls aus der Freistädter \t\lerkstätte, teils a us anderen Betrieben, teils a uch mit Hilfe von Ne ua nfert igungen all es Arbeitsgerät zusammenbringen, so daß es mög lich war , bei einer Sonderschau die Entstehung von Hü ten , Kappen , Patschen usw. a us den verschi edenen Fe ll en lückenlos vorzufü hren . Schwierige r wa r es bei der Zinng ieße1·ei. Dieses Handwerk ka nnte ich n icht mehr a us eige ner Anscha uung. Durch Studium alter technologischer Schriften machte ich mich zunächst mit den Ar beitsweisen des Zinngießers vo llkommen vertra u t. E inen Grundstock bi ldete eine Anzahl von großen Gußformen, welche das H eimatha us a nl äßli ch einer Dachbod enentrümpelung vor länger er Zei t schon erha lten hatte . Nun ging ich den Spuren d er le tz ten Zinngießer nach . In ha rtnäckiger Verfo lgung di eses Z ieles fande n sich auf dem Dachboden einer Glasere i - beim Niedergang des Handwerkes wurde mancher Zinngießer dann Glase rer - 55

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