Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

U nser e Heimathäuse r sind dank des unermüdlichen E ife rs ihrer Kustoden in d en le tz len .Ja hrzehnten einen bedeutend en Schritt vo rwä rts gekommen. Vor dem ersten VVe ltkri eg und a uch noch unmitte lba r nachher war in ihren Schauräumen noch sehr viel „R omantik" zu verspüren, d ie sich vornehmlich in den „Bürgerzimmern " und „Bauernstuben " kundtat. Sosehr es zu begrüßen ist, den Bes ucher in den All tag unserer Vorfa hren einzuführen , so barg d ieser Geda nke j edoch di e Gefahr in sich, daß sich die Arbe i t ein es Kustos festlief, was sich dann meist in ein er Überfü llu ng dieser ursprüng li ch lebensnah gedach ten Scha uräume zeigte. Die Versuchung war zu groß, in den R a um D inge einzugliedern, di e v ielleich t anfangs gerade noch, bald a ber nich t mehr hine inpa ßten. Es soll damit ni ch t gesagt se in , da ß dies etwa ein a llgemeiner Zustand war. Gotllob gab es und gibt es H eimathäuser , di e von vorn - herein förmlich zu einem Spezia lmuseum bestimmt sind. So standen in Steyr di e E isenarbeiten im l\!Iittelpunkt, in E nns und \ ,Vels di e F und e aus der Römerzeit, in H a llstatt der Salz bergbau u sw. J edes H eimathaus war a ber bes lre bt, wenn schon ni ch t in d en erwäh n ten Bürgerstuben , so doch a uch gesondert Dinge des bürgerlichen und bä uerli ch en Alltags zu sammeln und zusammenzufassen . So entstanden oft bet rächtliche Zinn -, K eramik- od er \!Vaffen sammlunge n, es entstanden Sammlungen von Zunfta ltertümern , von U hren, von 1aßen und V\l aagen und dergleichen mehr . Man bemühte sich , mög lichst schön gearbeitete Stücke, Spitzen leistungen, a uf Kosten der ein facheren zu erwe r ben, ma n übersah jedoch vielfac h, da ß dieser beton t reiche bürge r liche H a usrat doch nur eine p rächt ige Fassade wa r, hint er welcher der l\!Iensch fehlte, n icht sosehr der l\!Ie nsc h, der di ese Gegenstände benützte , a ls vielmehr d er , welcher sie oft mühsam schuf - de r H andwerker. Im b äuerlichen Lebenskreis erka nnte man , wenn a uch spä t, da ß es neben bema ltem H a usrat und Trach ten sti"1ckcn a uch das Arbeitsgerät des Bau ern zu sammeln ga lt, obg leich a,1ch hier eine Sys tema tik noch kaum zu erkenn en 54 Heimathaus Frei stadt: Relw11s truktio11 ei11 er Co ldsch1n iedewerkstatt . Rechts: Gese ll enbr ief aus 1776. FoLos : M.ax Ei erscbner FRANZ DICHTL Die Uberlieferung des alten Handwerks in Heimathäusern ist und nur V\l els s.ic li zu ein em wirklichen und se henswerten Landwirtscha ftsmuseum durchgerungen hat. Im bürge rlichen Lebenskreis bi eten j edoch die H eima tmuseen nur zaghafte Ansätze, handwe rkliches Arbeitsgerä t zu sammeln. Dies ist a ll erdings ke in \ i\lunder , denn was nü tzt der b es te vVi ll e, sich m i t dem H a ndwerk zu befassen, ,,venn der R aum ni ch t vorh a nd en ist, es historisch darzuste ll en . Es ist leider eine T atsac he, da ß es vielen Pl atzes bedarf, will man a uch a uf d iesem Gebi et sys tematisch sammeln. Der katastropha le N iedergang des Handwerks lä ßt jedoch dem Kustos keine Zeit, zu warten, bis genügend Raum im Heimatha us ist. Hier gilt es, schnell zuzug reifen, bevor wertvolles altes Ge rät auf dem Schrotthaufen endet. Es soll das H eimatha us F reistadt beileibe ni cht etwa a ls Vorbild h erausgeste ll t we rd en. Es ist vi e ll eicht led ig li ch in der abgeschi edenen Lage der Stadt begründet, daß es hier gelungen ist, noch so viel vom H a ndwe rk zu 1·etten. Leider gibt es auch hier noch keine Möglichkeit zu r Scha ustellung, sondern das meiste muß im Depot verwahrt werden. Mein Vater wa r Go ldschmi ed , und so wurde ich schon von Kindheit a n mit di esem H a ndwerk vertraut. Die Wohnung wiederum befand sich in einem Hutererhaus, so da ß mir auch di e Arbeiten dieses Gewerbes zwangslä ufi g bekann t wurden . Es war j a die Zeit unmittelbar nac h der J ahrhundertwende, in der das a lte Handwerk noch blühte und I\1aschinen so gu t wie un beka nnt waren. Da lagen in nächster Nähe ein e Kupferschmiede, eine Glase rwe rkstä tte, da war ein Sch losse r, dann ein Seifensieder , ein Binder , ein Sattler usw., wie die I\'!eiste r in einer alten Stadt e ben nebeneinander we rkten. Und in ein er kleinen Stadt, wo j ed er j eden kennt, kam ich auch viel m i t den Handwerkern in Berührung und ins Gespräc h, und a ls wißbegierige r junger Mensch nahm ich m i t Interesse die ve rschied enen Arbeitsvorgänge in mich a uf. So wa r es kein Wund er , d a ß das Handwerk spä ter im Sammelvo rh a ben des H eimatha uses seinen gebührenden Pl a tz erhi elt .

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