Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

- -=--""" - -~~ --=--==--=- - ----==- "---------' ----- .-,- --------- - ---- -=~-.:::."__ Krafthaus und Unterwasserkanal des Ennskraftwerkes St. Pantaleon Der Kraftwerksbau St. Pantaleon Zur Zeit ist an der untersten Enns der Kraftwerksbau St. Pantaleon zügig im Gange, und in den stillen Gebieten des Enns-Donau-Winkels, die bisher nur die Bereiche der Landwirtschaft, der Jagd und der Fischerei gewesen waren, rattern jetzt die schwe,ren Baumaschinen, und Hunderte von Arbeitern schaffen mit ihnen jene modernen technischen Bauwerke und Einrichtungen, in welchen aus der bisher ungenützten Wasserkraft des Flusses elektrische Energie erzeugt werden wird. Der Raum an der untersten Enns hat eine große geschichtliche Vergangenheit. Schon bevor die Römer links des Flusses zur Sicherung der Donaugrenze und des Ennsüberganges das Legionslager und die Zivilstadt Lauriacum bei der jetzigen Stadt Enns errichtet hatten, bestand schon rechts der Enns unweit der Donau bei Albing ein römisches Standlager, und wichtige Militärstraßen durchzogen das Gebiet. Die Enns war zu jener Zeit in der vom Inn bis zum Wienerwald reichenden römischen Provinz Ufernoricum zeit - weise die Trennungslinie zwischen ihren beiden Garnisons - bezirken. Die unterste Enns ist auch Westgrenze und zugleich der am besten zu verteidigende Abschnitt jenes Gebietsstreifens im ebenen Alpenvorlande, der im westlichen Niederösterreich zwischen den Ausläufern der Alpen und der Donau liegt und als „ Osterreichische Pforte" bezeichnet wird. Er wurde oft im laufe der Jahrhunderte umkämpft und von wandernden Völkern und Heeressäulen durchschritten, von denen vor a,llem d ie Hunnen, Awaren und Magyaren genannt sein sollen . Ab 700 n. Ch., als die Awaren ihr Großreich errichtet hatten, ist die untere Enns Grenze zwischen diesem und dem bayrischen Stammesherzogtum geworden. Später, zur Zeit der Babenberger und Habsburger, wurde die Enns eine innere Grenze, die Verwaltungsgebiete trennte (Herzogtum ober der Enns ·und unter der Enns}, und ,die,se Eigenschaft blieb ihr mit verhältnismäßig kurzen Unterbrechungen bis zur Gegenwart . Eine ganz große Bedeutung erlangte der Fluß52 abschnitt wieder in der jüngsten Vergangenheit, als er von 1945 bis 1955 Demarkationslinie zwischen der amerikanischen und der sowjetrussischen Be-sa,tzungszone war. Geologisch gehört der ganze Baubereich von St. Pantaleon zur Traun-Enns-Platte, we lche aus einem tonmergeligen Untergr·und , dem „ Schlier ", besteht , der eine feste Ablagerung des hier einst bestandenen Tertiärmeeres ist . Darüber liegt eine in ihrer Stärke wechselnde Decke aus e iszeitli chen und nacheiszeitlichen Schottern . De r Fluß weist hier im flachen Alpenvorlande die ansehnliche mittlere Wasserführung von 220 m3/ s auf und fällt g e gen die Donau pro Ki lometer durchschnittlich um ca. 1,45 m, wodurch an dem zur Nutzung gelangenden 14 km langen Mündungsabschnitt der Enns rund 21 m an Fallhöhe zur Verfügung stehen. Dadurch si nd gute Grundbedingungen für den Kraftwerksbau g e geben . Die Leistung der entstehenden Anlage St. Pantaleon wird 50.000 kW und das Jahresabeitsvermögen 270 Mill. kWh betragen, womit mengenmäßig der Stromverbrauch der Stadt Linz leicht gedeckt werden könnte, der, ohne VOEST und Stickstoffwerke, im Jahre 1962 210 Mill. kWh betragen hat. Um das vorerwähnte Arbeitsvermögen noch besser zu verdeutlichen, sei erwähnt, daß man zur Erzeugung d er glei - chen Strommenge in Dampfkraftwerken rund 300.000 t hei - mische Braunkohl e im Werte von ca. 60 Mi l l. S brauchen würde, die, in 20-t-Waggons ver lad en, einen von Wien bis Amstetten reichenden Koh lenzug ergäben . Das Werk wird von der Ennskraftwerke A . G . erbaut, der an der unte ren Enns die bereits in Betrieb stehenden Großkraftwerke Mühlrading, Staning , Rosenau , Ternberg, Losenstein sowie Großraming gehören. Sie besitzen zusammen ein Jahresarbeitsvermögen von einer Mi lliarde kWh und zählen zu den wicht igsten Stützen der österreichischen Elektrizi tätswirtschaft. Das entstehende Werk St . Pantaleon gehört zur Type der Uml ei tungswerke, und deshalb liegt hier das Krafthaus nicht wie bei d e n Staukraftwerken am Flusse selbst, sondern

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