Der un erwar te te vVendepunkt zum Besser en kam für H eb bei erst 1845, a ls er auf de,, Ri ·1ckkehr von einer Studienreise, krä nk li ch, mit te ll os und ohne jede H offnung a uf einen künstleri schen E rfo l!s, einige Tage in Wien Station zu machen gedach te. Aus den wenigen Tagen wurden 18 .Ja hre. l Jnerwa r tete rweise gab ihm gerade diese Stadt a ll es, dessen er so dringend b edurfte: dem Dichter Interesse, E rfolg, künstlerisch e Anerkennung - und dem M ensc hen vor a ll em das Erlebn is einer g lücklichen Fami lie. Es ist a nzun ehmen, d a ß Friedr ich H ebbel, ehe er nach vVien kam, vo n der Ex istenz Gmundens kaum K enntnis hat te. Zunächst wa r au ch der Entsch luß, diese Stadt a ls Sommeraufentha lt zu wählen , keinem eigenen Antrieb , sond ern einem An laß von außerh a lb zu danken: Hebbels Gattin , Christine Enghaus, soll te in Gmunden Solebäder nehmen, und m a n besch loß, den R at des Arztes zu befolgen. Die Fami lie Hebbel untern a hm a lso eine Reise ins m eh r oder weniger Ungewisse; sie quartierte sich im Gastho f ,, Anker" ein und sah sich in dem kleinen Städtchen um. Das „Entree" in d iesem Jahr 1855 war, wie H e bbe l einem F reunde schrieb, ,, nicht das Freundlichste. Bei strömendem, eiska ltem Regen kamen wir a n, und bi s auf wenige Sonnenblicke, d ie uns hämisch daran erin ne rten, was un s ma ngelte, prasse lte und rieselte es den ganzen Tag fort. " Aber trotz dieses ersten Stoßseufze rs über das \,Ve t ter muß sich der Sommer dann doch 1,vohltuend gezeigt ha ben , denn b a ld darauf lesen wir in ein em Brief: ,, .. . U ns verstreichen di e Tage hier sehr a ngenehm . .. ", und ein anderma l heiß t es: ,, . . . wir haben eine R eihe schön er Tage gehabt ... und di e nächste U mgebung von Gmunden, di e un end lich reizend ist, buchstäblich a bges ucht ... " . Dann werden di e Freibäder in d er „herrli chen g rün en Traun " gelobt und ein unvergleichli cher An blick des abendlichen Traunsteins wird beschrieb en : ,,Er wa r in rotes Feuer getaucht , vom Gipfel bis zum Fuß, und spiegelte sich so im See ; es wa r , a ls ob sein Eingeweide J a hrta usende lang Metalle gekocht h ätte und a ls ob di ese nun plötzlich g lüh end und sprühend a us a ll en Ritzen hervorbrächen ... ". \,Venn ma n di e zah lreichen Brief- und Tagebuchste ll en a us j ener Zei t a ufmerksam studiert, ka nn ma n sich des Geda nkens ni ch t erwehren, daß es eine unüberwindli che geheimnisvoll e Bindung gewesen sein muß, die den Dichter in Gmunden so sehr erg riff, daß er sich - überraschend für sich selbst und für di e F reunde - schon nach drei Wochen ganz plötz lich zu einem H a uska uf entsch ließ t. ,, Es gefä ll t mir hi er so wohl , daß ich mich gestern hier a ngeka uft ha be . . ." heißt es in einem Brief vom 9. August. Die Freude über di esen - woh l a llen Beteiligten unerwarteten - Schritt spricht von nun a n a us a llen schrift li ch en Zeugnissen. Der H a uskauf ist in den T agebü chern einige Male erwä hn t, es wird bedacht , ,,wie ofockli ch mein armer Vate r gewesen wäre, wenn er es j emals zu einem so bescheid enen Besitz gebracht hätte ... " , und in den verschied ensten Briefen wird vom Stand der Dinge berichtet. Nach dem g lücklich a bgesch lossenen K ontrakt erfährt einer der Freunde sogleich davon : ,, ... Ich bin souveräner H err des H a uses Nr. 31 in Orth ... " . Die erste Nacht im eigenen H a use wird a usführlich beschrieben, und jede einzelne Äußerung in d iesem August 1855 betont di e große Fre ude: „.J a, wir sitzen j e tz t bereits auf unserem Eigenen , es gibt eine T ür, a us der ich n icht hin a usgeworfen werd en ka nn , und einen Garten über dessen P la nke ich nach Beli eben kl e ttern Seite 1: Das „Hebbel-Zimmer" der Ur enkelin de s Dichters, Frau Cwendolin Schreclcen ede r, die in liebenswürd igste r W eise die Bebilderung di eses Aufsatzes unt ers tüt zte. Ob e11: Fri edrich Heb b els Schreibpu lt . Lin ks oben : Da s Hebb el-Haus 1913 (nach ein er Fotografie aus dem Bes it z der U renkelin des Dichters). Lin ks unten : Das Hebbel- Hau s um 1855 (na ch einem 0 /gemä lde im Bes it z der Ur en k eli n des Dich ters). od er springen da rf ... "; und m it liebevoll er Genauigkeit wird der Abla uf ein es ganzen Tages geschi ldert, den H ebbei unter ei ern sc haltigsten sein er dreizeh n Apfelbä ume zubring t, oder wo er lesend a uf ei ern „Boden im d uftigen H e u" li egt und spä te r die „göt t liche Abenclbe leuchlung d es T rau nsteins, der ... gerad e ins Fen te r sieh t ... ", genießt. \,Venn ma n a ll die sc hriftlichen Zeugni sse, die sich um den E rwe rb und um den Besitz dieses H ä uschens in Gmu nden drehen, gena u und so rgfä ltig a bwäg l : es ist vo n da an ein neuer Ton in den Aufzeichnungen, eine Freude, die nich t nur Ü berschwang isl ; eine befrei te Atmosph ä re zeigt sich von di esem Augenbli ck a n und m acht das kleine H a us in der kl einen Stadt zu einem wahren Ruhepunkt, zu einem Tusc ulum, das seinen Zauber bis zu H ebbels Tod ni cht mehr ein b üß t. Immer wied er sloßen wi r a uf Stell en in sein en Schriften , di e di es bezeugen ; immer wi eder ge hen liebevoll e Schi lderungen a us der Sommerh eimat zu den Fre und en hin a us. Den einen bed aue r t er , da ß er Gmund en nur be i trübem \,Vetter sah: ,, . .. den n d ieser fleck ist ei ner de r Schön sten, den die Deu tsc he E rd e a ufzuzeigen h at, wenn d ie Sonne ode r a uch nur der lVIo ncl ihn besche in t . . .", einem a nd eren beri chte t er von einem R egen tag: ,, ... ein seltsamer E in - d ru ck, wenn ma n sich m itten im Gebiro-e ein bil den ka nn , 3
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