Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

n immt, d ieses inn igste bibli sche Geschehen in die H eim a t" und Gegenwart zu über tragen. - Neben d iesen zwe i K rippenschät.zcn ist. das J\1uscum auch sonst mit \l\ie ilt - nachtli chem wohl versehen : von got ischen Krippenre liers und der leider nicht mehr vo ll ständigen Rieder Pfarrkrippe, ebenfall s einem Schwantha ler-\1 \/erk, über die bürgerli chen K lein - und bäue r lichen Kastenkrippen u nd den großen „Krippenberg", für den sich Pfarrer Veicht lbauer selbst di e F io·uren in Traunkirchen und Gröclen schni tzen ließ, 0 bis zum Bild vom ersten Christba um in Ried ( 184 7), das kürzlich eingebrach t werden konnte. Bleiben wir noch bei d en Schwantha lern , so sind fast a ll e die 19 Abkömm linge, die im Laufe von einem Vierte lj a hrta usend im Ri eder Stamm und seinen Gmundner, Passauer, Kremser und ·Münchener Abzweigungen a ls Bildhauer tätig waren , hier vertreten , soweit nicht in Originalen , wenio-stens mit ein em umfasse nden Bildkatalog; daneben 0 . ih re goti schen Vorläufer und barocken Zeitgenossen, ,,v1e die Kren iß, Zürn und Guggenbich ler. \ 1\Tas hat abe r Pfarrer Ve ichtlba uer nicht sonst a lles mitgebrach t! Seiner Grundhaltung entspr echend vor all em Gegenstände des Volksgla ubens - er hat sich immer entschieden gewehrt , sie als „Abergla uben" ansprechen zu lassen. Und hier hat seine Sammlung ·wert und Bedeutung einer Studiensammlung, wie sie vielfach schon von Forschern für monographische Arbei ten benützt und gewürdigt wu rd e. D as beginnt beim „kleinen Andachtsbild" in a ll en seinen E rscheinungsformen, vom feingest ichelten Spitzenbild und handgemalten Pergamentbild bis zum köstlichen Applikatur- und seltenen Spinnwebbild, vom auf Seide oder auf Birkenri nde gedruckten Holzschnitt oder Kupferstich zum heilkräftigen Eßbildchen bis herunter frei lich auch zum Devotionalienki tsch der zweiten Hälfte des vorigen J ahrhunderts. Gerade auch der Geschmacksverfall auf diesem Gebiete, j e meh r sich d ie Erzeugung der Handarbeit entwöhnt und der Schablonen- und Massenproduktion zu - wendet, wird hier sinnfällig. Die nunmehr systematisch o-eordnete Sammlu no· de r Andach tsbilder und Gebetdrucke t> t> zählt rund 60.000 Stücke, dazu kommen geschl ossene \ ,Verksammlungen von Augsburger Stechern wie Pfeffel und K lauber . An Hinterglasbildern sind etwa 300 Stück aus a llen österreichi schen , böhmischen und bayrischen Erzeugungsstätten vorhanden. Vom „Christus im Federkiel" bis zum zusammenkl appbaren Reiseal tärchen reicht, was man an An dachtsgegenständen bei sich trug, vom „Ein - grich t" zum Wachsglassturz, was man davon in der guten Stube a ufstellte. E ine V itrine enthäl t Hunderte von religiösen Medaillen, darunter die besten vom Salzburger Stempelschneider Peter Seel , eine a ndere g li tzert von Tauftalern in Sil berfi.l igranarbei t, ei n Stehkasten ist mit Reliqu ien - monstranzen be legt und mit kostbaren Rosenkränzen behängt, darüber funk elt eine Re ihe vo n Totenkronen. Dann die Amul ette von einer in ihrer Vo ll ständigkeit seltenen Sammlung von „Ulrichskreuzen" über die „Neidfeigen" u nd die vielen anderen Abwehrmittel gegen all e möglichen Krankhe iten und Gefa hren bis zum Fruch tbarkeitszauber Links oben: Richard Billinger, Porträt von Louis Hofbauer. Links unten: Franz Karl Cinzk ey, Porträt von Han s Sclrnching er . Rechts oben: Dr. Franz Berge r, Porträt von Anton Lutz. der „Marderbein!" ! Von da hinüber zu den kirchli ch weniger scheel angesehenen „Breverln " und „Gweichtln " . Und von all em, was da in ausgesuchten Stücken an den \,Vänden hängt oder in Vitrinen aufliegt, sind d ie darun te rliegenden Laden und Fächer voll an zweit- und drittklassigen Stücken, die aber eben die Entwicklung stud ieren lassen . Dasselbe gilt von den Sammlungen zur welt lichen Volkskund e die einen weiteren Schauraum fü ll en: mit Innviertler Männ~r- und Frauentracht, den braunen „Scheikln " und den schi ll ernden Taftröcken; den merkwü rdi gen, fast russisch anmutenden Oberinnviertler Pelzhauben, den schvvalbenschwänzigen Riegelha uben und den helmartigen Goldund Perlhauben, nebst allem Geschmü cke dazu; den H aubennadeln , die man sich durch die Kopfhaut steckte, dem Halsschmuck in seiner En twicklung von der Florschna ll e zur Kropfkette ; den ungefügen bäuerlichen Siegelringen ; den „Ran zen" , vom ä .l testen zinn besch lagenen über den ledergenäh ten zur ziselierten „pfaufederngesteppten" Geldkatze; den bemalten oder brandgeritzten Löffeln und dem si lberbesch lagenen Eßbesteck; den Si lberknöpfen, den geschnitzten Ffei fen und vielgesta ltigen Schnupftabakdosen ; den Spanschachte ln, gedrechse lten oder strohintars ierten Schatu ll en; der Keramik in all en Formen der Gmundner, Salzburger und Innviertler Erzeug ungsstätten samt der Steingut- und der Obernzeller Schwarzhafnerware; dem Glas von den dünnwa ndigen mittelalterli chen F laschen über den barocken Schnapshund zum böhmischen Überfangglas, dazu eine starke Kollektion der gemal ten Schraubflasc hen a us Freuden thal 1-,ei Frankenmarkt; dem rei zvo ll en Kinderspielze ug von der „Docke" bis zum Hampelmann; den d ickbauchigen Sackuhrcn und ihren schweren Ketten - 47

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