MAX BAUBÖCK U m di e J a hrhundertwende wirkte in Frauenstein , dem mit sein er go ti sc hen Kirche hoch über dem T a l der grünen Steyr ge legenen alten Nlarien-\i\la ll fahrtsort, auf seinem ersten K a planposten ein junger Geistlicher aus dem Innviertel, J ohann Veicht lbauer. Er entdeckte in einem alten Pa ramentenkas ten der Sakristei eine liebliche SchutzmantelNiuttergottes und zog sie, zun ächst nur in frommer Nlarienverehrung, a ns Licht. Es ist aber doch wohl auch ihm zu ve rd a nken, d a ß dieses einzigartige Stück in jener denkmalpAegeri sch noch recht unentwickelten Zeit vor dem Verlust bewahrt blieb. E r machte Kun stkenner darauf aufmerksam , bemühte sich um ihre ,1\/ied eraufstellung, und heute steht sie, dem Gregor Erhart zugeschrieben und als eine Votivgabe Kaiser Maximilians vermutet , a ls die erste der „Schönen l\ifarien" im Lande auf ein em Ehrenplatz in der Kirche , di e nun a uch eine Kunst-,Vallfahrtss tätte geworden ist. An diesem Stück hat sich , wi e Pfarrer Veicht lbauer selbst ge rn erzählte, seine Liebe zu den Al tertümern entflammt. Nachdem er a ls Pfarrer in se in H eimatdorf St. Panta leon, im ä ußersten obe rösterreichisch-sal zburgisch-bayrischen Grenzwinkel ge legen, zurückgekehrt war, traf sich diese Liebe mit der eben im lnnviertel entstehenden Heimatbewegung. Der Typus d es knorrigen Landpfarrers von Innviertler Prägung, nur da ß er nicht mehr mit einer Pfarrhof-Landwirtsch a ft zu tun hatte und a uch nicht a ll zu gern mit den Bauern im \!Virtshaus zusamm ensaß, ging er lieber zu ihnen in di e H ä user und fragte sie - nebst geistlichem Rat - um alte Volksbräuche und um a l te Sachen. Er wurde ein ausgezeichneter Kenner der Volksüberlieferung, er wurde der „H eimatpfarrer " und ein früh er Vertreter besonders d er r eligiösen Volkskunde. Er opferte den letzten Kreuzer sein es ka rgen Pfarrergehaltes, um di e Gegenstände der Vo lkskun st und des Vo lksbrauches vor achtloser Vernichtung oder vor d er Verschleppung durch di e A ltertumshändler zu re tten. Obwohl er sich rühmen konnte, den Leuten nie etwas unter dem \i\lert a bgeluchst zu h a ben , füllte und überfüllte sich im Laufe der J a hrzehnte der Pfarrhof von St. Panta leon bis zum R a nd e und wurde ein richtiges Privatmuseum , das von vielen K enn ern besucht wurde. H eute ve rwechselt man so etwas mit einem „Hobby", wirft so lche lvfänner mit den Biertasserl samml ern in einen Topf und vergißt dabei ihre Bed eu tung für die All gemeinheit, di e sie dann haben, ,venn sie ihre Sammlung nicht a ls Privat- oder Familienbesitz, sond ern a ls Gemeingut befo/rnnn V eichtlbau el', na ch ei ne/' alten Fotografi e, Innviertler Volkskundehaus und Innviertler Galerie 1n Ried 1m Innkreis trachten. Al s Pfarrer Veichtlbauer in Pension ging und den Pfarrhof räumen mußte, hielt er Ausschau, wo er seine Schätze unterbringen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen könnt e. Das n ahe Salzburg, wo er studiert hatte, bot sich verl ockend a n , nach einigem Schwanken zog er es aber vo r, in seiner Inn viertler Heimat zu bl eiben , und so machte er seine Sammlung der Stadt Ried , der „Innviertler Hauptstadt", zum Geschenk, mit der Bedingung, daß ihm dafür ein H a us bereitgestell t würde. Die Stadt mit ihrem Bürge rmei ster Rudolf Wilfl ingseder und ihrem Geschichtsschreiber Dr. Franz Berger, die Ffa rre mit Dechant Franz Riepl , der Musealve rein mit Prof. Max 45
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