Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

Doch ma nifestiert sich das Kloster nicht nur in äußeren , sichtbaren und meßbaren Leistungen. Es dient dem H eil der Seelen und soll vor a lJ em, stellvertretend und führend, dem Sinn des menschlichen Lebens überhaupt dienen: Gott zu verherrlichen. Das mag einem Teil der modernen l\!Ienschen zu abs trakt und wenig lebensnah erscheinen. Aber gerade heute ist es notwendig, da ß sich Männer ganz dem Dienste Gottes weihen und ihm in Gebet und Arbeit dienen. In dem schon etwas abgebrauchten, a ber deswegen ni cht wen iger wahren \Nort ist das Motto des Benediktiners a usgedrü ckt: Ora et labora ! (Bete und arbeite!) Wobei a uch di e Arbeit, für Gott ge tan , am ·wert des Gebetes teilnimmt und das Gebet die Arbeit heiligt. V\li e jedes Benediktinerkloste r hat a uch K remsmünster den „Zweck" , der im Benediktiner \Nahlspruch angedeutet wird : In omnibus glorifice tur Deus. (In allem soll Gott verherrlicht werden.) Das ist die einfache und unkomplizierte Formel für den Sinn des chri stlichen Lebens ü berhaup t. Die Glori a D ei wird in der Liturgie, in der Gemeinschaft der Vita communis, durch wohlverstandene V\l el tabkehr, durch Gebet und Arbeit verwirklich t. Zum Gebet gehört das Opus Dei (gemeinsames Chorgebet und Feier der Liturgie) ebenso wie das Privatgebet, di e Betrachtung, die Askese - kurz das gesamte religiöse Leben des Mönches und der Klos tergemeinde. V\lir können hier n ich t auf das liturgische Leben des Klosters und die ve rschiedenen Arbeitsgebiete eingehen. Aber für d as Verständnis d er Sammlungen ist es zum Beispiel auch wichtig, zu wissen, d a ß der geistliche Bezirk des Münsters a n der Krems sich a uch auf 26 rund um das Stift liegende Pfarreien erstreckt, daß die Studenten in Gymnasium und Konvikt zum Kloster gehören, daß \Nissenschaft und Forschung gepflegt wird . Wie früher sind auch gegenwärtig Kl eriker und Professoren des Klosters an der Un iversität Salzburg und stelJ en die Verbindung zu diesem a lten Kulturzentrum her. I st a lso Kremsmünster ein Museum? E in H eim der Kunst? Ein Tempel der Musen? Eine Erz iehungsanstalt ? E in e Stätte der \i\lissenschaft (im Sinne des sogenannten Benedik tin erfl eißes und der Benediktinergelehrsamkeit) ? Von a llem hat es etwas. Aber das Wesentliche, was ma n von di esem a lten Kloster a ussagen ka nn , ist die Bezeichn ung „Gotteshaus Kremsmün ster" . Bevor noch der Name St ift aufgekommen is t, hat man es jahrhundertelang so gena nnt. Natürlich hat ma n damit nicht die Kirche gemeint, sondern den ganzen Klosterbereich: Das Münster (Monasterium = Kloster) an der Krems. Daran haben Jahrhunderte nichts geänder t. Es gibt kein en „Spezial zweck", aber a uch keine rein profanen Bezirke des Klosters. Es wird nur versucht, christli ches Leben in einer Gemeinschaft von Männern in Gebet und Arbeit zu verwirklichen. Die Benediktiner von Kremsmünster sind nicht Angehörige eines beschaulichen Ordens, wenn sie a uch gla uben, nur in Verbindung mit Gott und a us seiner Kraft ri ch tig und sinnvo ll a rbeiten zu können1 . So muß es dem Bes ucher klar sein: \Nas er in d en Sammlungen sieht, ist zwar kein e müßige Spielerei der Mönche, sondern immerhin ein Bewahren , vie lleich t Hinüberretten kultureller \i\lerte in eine noch ungewisse Zukunft, sei es a uch in der R oll e des „ letzten R ömers" , aber doch nur ein unwich tiger und im Grunde unwesent licher Tei l unserer Arbei t. \1 \lir h aben meh r! V\lir sagen ohne Vermessenh ei t, aber auch ohne Angst: In rnan ibus tuis , Domine, tempora mea. In Deinen Händen, Herr, r uht un sre Zei t. 39

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