Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

In der Bronzezeit nehmen die Spuren men schlicher Siedeltätigkeit immer mehr ab und hören in der E isenzeit ganz auf. Erst die Römerzeit hinterließ wieder Spuren. Ins voll e Licht der Geschichte taucht erst die bajuwa rische Landnahme unser Gebiet. D ie Gründung des Kl osters Mondsee durch den Agilo lfin gerhcrzog Odilo im J ahre 748 bedeutet di e Geburtss tunde für das Mondseeland in kulturgeographischem Sinne. Seine Geschichte ist im wesentlichen die Geschichte des K losters, in politisch-terri torialer Hinsicht wie a uch, was die \tVirtscha fts-, Geistes- und Kunstgeschichte betrifft. Und deutlich heben sich di e Höhepunkte in diesen Bereichen a uch a ls solche der Kloste rgesch ichte heraus. Hell leuchtet der Geist an di eser Stätte sc hon ba ld nach der Gründung. Um 800 entstehen in der Mondseer Schreibschule bedeutende \ ,Verke. Knapp vor 800 wird hier d er ,, Psalter von Montpellier ", a uch „Psal ter Kar l des Großen" genannt, geschrieben und gema lt. Aus der Zeit kurz nach 800 sind uns die „Mondseer Fragmente" erhalten , di e Reste der ältesten Übersetzung eines Teiles der Bibel ins Deutsche. \,Veil es sich in der Hauptsache um di e Übersetzung des Matthäusevangeliums handelt, auch „Mondseer Matthäus" genannt. Erstmals finden wir hier Gotteswort in gutem Deutsch vor und wir haben eines der ä ltesten deutschen Sprachdenkmäler vor uns. Man wird ni cht fehl - gehen, d iese erste Blüte l\!Iondsees mi t dem dama ligen Abt Hildibold, Kaplan Kaiser Karl s des Großen und späterer Erzbischof von Kö ln, und dessen wohl in der Hauptsache aus der Ferne wirkenden Einfluß in Verbindung zu bringen. In das 10. J a hrhundert fäll t die Anwesenheit des heiligen vVolfgang in seinem K los ter, über das er als Bischof von Regensburg verfügte. Von iviondsee aus erfolg te die Grün - dung der Kirche von St. Wolfgang am Abersee, die sch ließ - lich zu einer der g rößten \1 \la ll fahrtsstätten im Abendlande wurde. In den Miniaturen des Mönches Liutold (Luithold ) erlebte Mondsee einen zweiten Höhepunkt der Buchmalerei . Sein Evangeliar zählt heute zu den größten Kostbarkeiten der Nationa lbib li othek in Wien, a nderes von sein er Hand befindet sich in München und O xford. Starke Impu lse gewinnt l\!Iondsce im 15. Jahrhundert durch ein bedeutendes Dreiges tirn vo n Äbten , die gerade ein J ahrhundert die Geschicke d es Klosters lenken. Es umfaßt die Zeit reger Bautätigkeit unter Simon Reuch lin und Benedikt Eck (Bau der gotischen Stiftskirche) und endet mit dem Tode d es Abtes \,Volfgang H a berl , d er sich zu den Vertrauten des Kaisers l\1aximi lia n I. zählen durf'te. Der Geist des Huma nismus ist hier lebendig. Mondsee bringt in dieser Zeit in Kunst und Wissenschaft ein e Reihe bedeutender Persönlichkeiten hervor oder zieht sie in sein en Bannkreis. D er „Meister von Mondsee" schafft sein e Bi lder (heute im Besitz des Kunsthi stor ischen Museums \,Vien ), Albrech t Altdorfer die „Mondseer Siege l" (Albertin a \,Vien), Wolf Huber seine Landscha ftsskizzen von l\t[ondsee (Germanisches Museum Nürnberg) . Im Auftrag d es K losters entsteht in der Tochterkirche St. VVolfgang d er Flügela lta r M ichael Pachers . l 514 wird in l\1ondsee d as Gymnasi um gegründet, das ä lteste in den Grenzen des heutigen Oberösterreich , und rege Bez iehungen entstehen in der Folge zur Salzburger U niversität, an der immer wieder Mondseer Gelehrte wirken . Einen neuen Höhepunkt in seiner Kun st erlebt das Mondseeland im Scha ffen Meinrad Guggenbi chl ers, des „Bildschnitzers zu Mansee" . l 672 kam 24 Leuch te rtragender Engel aus dem Ku11stheis Meinrad Cugge11bichlers i11 de r San1mlun g d es Monds ee r Heimathau ses. er in d en \ ,Vi rkungskrcis des K los ters und wurde hier heimisch. Sein e \i\lerke zieren die Ki rchen des l\!Iondseela ndes, zuvord erst di e Klosterkirche selbst. Besond ere l\lieisterwerke erhi elten a uch die beiden mondseeischen \ 1 Vall fahrtsstätten St. Wo lfgang und Irrsdorf. Die Kunstla ndschaft erhielt barocke Züge. Die Tausendjahrfeier des K los ters brachte unter Abt Bern ha rd Lid! noch einma l ein e Zeit des starken Wirken s, ehe das Kloster 179 1 aufgehoben wurde. D er Historiker au f dem Abtstuhl faßte noch einmal das ganze Geschehen seit Anbeginn zusammen in seinem „Chronicon Lunaelacense" . Die über ein J a hrtausend unveränder te geistige und ,~irtschaftliche Ausri ch tung ha tte ein verstärktes Beharrungsvermögen in all en Lebensbereichen zur Folge. Das brach te

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