Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

Auch di e H eima t gilt es zu erwerben, um sie zu besitze n. Sie, die uns Geborgenheit des Daseins schenk t un d Mitle im a useinanderst rebenden Leben, sie gil t es zu find en , nicht schenk t sie sich un s ganz ohne Bemühen . Nebe n ihre r lebendigen Nähe wohn t ihr ein Gewordenes inn e. U nd nur d em erschließt sich die H eima t ganz, der sie mit H er z u nd mit Vers ta nd auch aus d er Vergangenhei t heraus aufzuspüren versucht . Damit zeichnen sich die Aufgaben eines H eima tbundes au ch schon ab, und auch die Frage nach den rä umlichen Grenzen ist beantworte t. Es sind geworden e Grenze n, und sie umfassen eine Landschaft mit gemeinsamen kulturhaften Zügen . Eine solche kulturlancl schaftliche Einheit von eige nem Gepräge ist d as an der Südwestecke un seres Land es Oberös terreich gelegene Mondsee la nd . In diesem Sinne ist es eine frühe Einheit geworden . Für die Ausb ildung seiner kul turgeographischen Grenzen wurde seine Bestimmung a ls Klos terland entsc heidend. Schon in seinen Anfängen umfa ßte es die Talschaften um den Mondsee und Irrsee, und auch heute begrenzt sich d ami t d as l\!Iondseeland. Diese Landschaft wird heute gemeinhin zum Salzkammergut gerechnet, d essen G renzen sich mi t der Auflös ung der a lten Salzdomä ne und dem Einsetzen des F remdenverkehrs als bestimmend em Wir tschaftszweig weitete n. Naturlandscha ftliche Ges ichtspunk te traten stärker in d en Vord ergrund ; der Dreikl ang von Berg, 11 \/a lcl und See wurde fü r die Begrenzung bestimmend und brach te die Ausbi ldung der Fremdenverkehrsla nd schaft Salzkammergut, die nun auch d as Mondseeland miteinbezog. Das Mondseeland 22 Da s we it e Arbe itsfe ld de s Heimatbundes Mondsee ze igt s ich eindr ucksvo ll in der Gegenübers tellu ng der be iden n eb ens t eh en den Abb ildu ngen : Links de r cod. 1244 d er Osten ·. Natio nal bibliot hek in W ien (a uch Fo t o v on do ,·t) , rech ts Bli ck vom Ra uchh aus au f di e eh emali ge St iftsk irch e Mondsee (d ieses und d ie fo lge nden Fotos von M. Eierse bner). ,NA LTER K U NZ E Die Aufgaben • eines Heimatbundes hat a ber sein e eigenen Z üge noch ni cht ve rloren. Seine la nge Eigenstä ndigkeit und Abgeschlossenheit a ls K los terla nd , daz u sein territori ales Schi cksal, das ihm eine R a ndlage ga b - bis 1506 am R a nde Baye rn s gelegen , da nn bei Ös terreich, war für die Ausprägung eines eigenen Cha rakters ma ßge bend. Entscheidend dafür war auch seine Lage abseits der großen Verkehrswege. Diese Abgeschiedenheit brachte es mit sich , da ß sich das Mondseeland lange verhä ltni smä ßig unberührt erhiel t und sowohl in kulturgeschi chtlicher als auch in volkskundlicher Hinsich t viele Besonderheiten aufzuweisen ha t. In der Jungsteinzeit leuchtet erstmals di e Morgenröte der Ivfenschengeschich te in di eser Landschaft auf. Es ist di e Zeit der Pfahlbauten am Mondsee. Die Wissenschaft ha t diesen T ypus einer früh en Ackerbaukultur, die sich in ihrer Ausdehnung über Oberösterreich und T eile Salzburgs erstreckte, lVIonclseekul tur gena nnt. Im J a hre 1872 ha tte Ma tthäus Much , der Al tmeister österreichi scher Pfahlbauforschung, beim Ausfluß der Seeache aus ei ern 1\1.Ionclsee die Siedlung See entdeck t. Die nun fo lgenden in tensiven Forschungsarbei ten brach ten einen umfangreichen Fundb es ta nd zutage und ließen ein deutliches Bild di eser Kultur erstehen. Die l\!Iondseeleute kann ten bereits das Getreide und eine kl ein e Form eines Ku lturapfels. Rind , Ziege und Schwein wurden gez üch tet. R eich ist de r Formenscha tz in de r K eramik, und ein bemerkenswerter Schönhei tssinn zeig t sich in Form und M usterung. U mfa ngreich is t a uch der Bestand an V\Terkzeugen aus S tein und Knochen ; Flachbeil e, Knaufhämmer , H ammerbeile, Sichelmesser, K eulenknä ufe, Spinnwir tel, \1\/eberga beln wurden geborgen.

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