Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

Das „Museum Francisco-Carolinum"in Linz und sein Gebäude Zu Beginn der dreißiger J ahre d es vor ige n .Ja h rhunderts sch loß sich eine R eihe heima tl ieb ender M ä nner in L inz unter d er Führung des dama ligen ständ ischen Syndikus Anton Ritter von Spaun zu e inem Verein zusammen, d essen Aufgabe es sein so ll te, ,, di e Bod en - und Naturve rh ä ltn isse des Landes sowie seine polit ische und Cu l turGesch ichte zu erforschen, um dereinst ein vollständiges Bi ld des Heimatlandes vo n dessen früh es ter Ve rga ngenh eit bis zur Gegem, ·art zur Darste ll ung zu lxingen" . Mit der Erforsch ung so ll te das Sammeln H and in H and gehen, wobe i es darauf abgeseh en war, a ll e Zeugnisse der heima tlichen Geschichte und Kunst vor weiterer Zerstörung und Verschl eppung zu bevva hren, noch unbekannte hi storische Quell en a ufzufinden , zu studi eren und zu veröffent li chen, um „mi t der K enntni s der H eimat di e L iebe zu derse lben zu krä ft igen " . ~--J 4-# ~~;_,_ - ~ /4,;.,,,_4,G,o.•. Text: A LFR E D M ;\ R K s Fo 1os : M8x l•:ic r sc bn cr Diese Geda nkengä nge entsprangen der d amals herrsc hend en Geistesrich tung der Romantik, d ie im Gegensatz zu der versta ndesbeton ten Aufklärung des 18. .Jahrhunderts di e schwä rmerische Bege isteru ng für die Ku l turwerte der Verga ngenheit - besonders für die Kunst und Geschichte des deutschen Mittela lters - geweck t und insbesondere der hi stor ischen Forschung starke Auftri ebe ve rmittelt h a t. Schon di e Aufk lä rung hatte den Gedanken der Land eskunde und d ie geschi ch tswissenschaftliche Betätigung gefördert: , abe r erst die Romantik rief di e großen wisse nsc haftlichen U n te rn ehmunge n ins Leben, di e b is in die heu tige Zei t fortwirken. Es sei beispielswe ise hingewiesen a uf das große historische Q uell enwerk der Nio nurnenta Germaniae I-Tistorica, die Märchensamm lung der Ge brüd er G rimm , das Deutsche VVörterbuch usw. Ein e Frucht der wissenschaftli chen Bestrebungen der R om a ntik sind a uch di e :t--'Iuseen, deren ä lte re Typen a ll e in dieser Ze it ents ta nd en sind: A ls erstes 1802 das Buda - p es ter Na tion almuseum, 18 11 das vom Erzh erzog J oha nn gegrüll(;l e te Nationa lmuseum für Inn erösterreich (das h eutige Steiermärkische Landesmuseum „.Joanneum"), 18 17 das Landesmuseum für Mähren und Schlesien in Brünn , 18 18 das „Vaterländ ische Museum für Böhmen " (heute Nationalmuseum in Prng), zu dem 1822 eine „Gesellschafl d es vaterlä ndischen M useums in Böhmen" tra t . 1823 en tstand ein „T iro lisches Landesmuseum" (d as h eu tige T iro ler La nd esmuseum Ferdinand eurn ), 1826 ein Nationa lmuseum in Lemberg und im g leichen J a hr ein Krainisc11es Landesmuseum in La ibach. \Nährend di e Museen in Budapest und Lemberg ihre Entste hung den Schenkungen adeliger Büchersamm ler verda nken und in den a nd eren SchwesteranstaJten a nfangs mehr d ie naturkund lichen Ziele im Vordergrund standen, b il d ete in Oberöster reich in erster Linie di e Land esgeschi chte d ie t rei bend e Kraft, wenn a uch spä ter di e na turwisse nscha f'tli chen Bestreb ungen ebe nso zu ih rem R echt kam en . E rste Impu lse waren schon zu Beginn des 19. Jah rhunderts vom St ift St. Floria n a usgegangen , d as sich unter dem Prnpst M ich ael Ziegler ( 1793 - 1823 ) zu einer hervo rragend en Pflegestätte österreichi sch er Geschichtsforschung entwicke lt hat te und dem der Chorh err Franz Kurz für lange Zeit den Stempel seiner Forscherpersön lichkei t aufdrü ck te. Schon im J ahre 1808 h atte Kurz di e Heimat zur Bi ldung einer Gesellschaft für die PAege der vater lä ndisch en Geschi chte a ufger ufen. Er stand auch als geistiger Vater des Museumsgedankens mit den von ihm hera nge bildeten Forschern der F lo rianer historisch en Schule im Kreise jener Männer, die sich im J ahre 1833 zur Gründung ein es „Vereines des Vaterländisc hen :t--iluseums fü r Österreich ob der Enns rnil Inbegr iff des Herzogtums Salzb urg" zusam1ncnfandcn.

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