Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

ihn den ersten Nleistcrn an, sie sei „ rein, ede l, würdevoll , kl a r , Ai eßend, a us den Anscha uungen einer großen See le kommend und zu dem innersten H erzen sprechend" . „Nlir", sagt Stifter, ,, drangen seine Arbeiten ... mit der schönen Ruhe Herderscher Da rste llung ins Gemüt. " Diese Kenn zeichnung der Sprache und de~ Sti les Spauns trifft keineswegs nur für sein Nibelungenbuch zu, sondern für sein ganzes schri ftste ll erisches \!\/erk. Seit der Musealverein in seiner Zeitsch ri ft und seinen J ahresberi chten di e l\i[öglichkeit zur Publika tion bo t, kam Spauns Feder ni cht zur Ruhe. Mit zahl reichen kleineren und größeren Arbeiten, kunstgeschich tlichen, histori schen und li tera turgeschich tlichen Stud ien, be1,eicherte er di e Bl ätter des Vereines. Er schri eb aber auch im „Österreichischen Bürgerblatt" , im „Oberösterreichischen J ahrbuch für L iteratur um\ Land eskunde" und im „Album aus Österreich ob der Enns" und li eß auch selb tändi ge Schriften erschein en. Er behand el te ni cht nur a ll die anderen Heldensagen des l\i[ittela lters, die „R abenschl acht", ,,D ie K lage" (in Stifters Ver lag H eckenast 184-8 erschi enen), Kunst und Geschichte des Landes ob der Enns, er befaßte sich ganz im Sinne des Vo ,·entwurf für di e seinerze it durch Anton v on Spaull ge plante Freslcenausmnlung des Ste in ern en Saales im Landhau s Lin z. Foto: 00. Landesmuseum. 12 volksnahcn Denkens der R oma ntik a uch mi t der obe rös tcrreichi schen „Vo lks prache", er schrieb über obe rösterreichische Dichter des 16. J a hrhund erts, se tzte sich a ber a uch m it aktuellen Prob lemen , etwa in se inem Essay „Bet rachtungen über eini ge Folgen des Maschin enwesens" a useinander. Von großer Bed eutung ist seine Beschreibung des großen Volksfestes in Lin z im J a hre 1833, in welcher er oberösterreichische Vo lkslrach len , Volkslieder, Tänze und di e Munda rt des La nd es schilderte. Dieses Problem des Volkstums und seine E rh a ltung beschäftigten ihn sehr eingehend. So ha t a uf seine Anregung Nlax von Chezy in Aq uarellen die T rach ten des Salzkammerguts festgeha lten und der Salzburger J ohan n Fischbach Trachtenbilder aus dem Traun- , H ausru ck- und Innviertel gema lt. Spauns große So rge galt den in Oberöste rreich noch lebendigen Volkswe isen , er selbst sammelte - etwa wenn er in Traunki rchen den Sommer verbrachte - di ese Lieder und zeichn ete sie auf. Sei ne Töch te r, ,,di e oberösterreichi schen Nach tigall en " , sangen diese Volksli ed er in den Sa lons und erfreuten dami t di e Gäste des Spaunschen H auses. Franz Ste lzhamers leiser Spott begleitete sie, denn dem Franz von Piesenham mag d ies etwas gewoll t erschi enen sein. Abe r Stelzhamers verschmitz tes Lächeln ka nn Spaun s Wirken für die E rh a ltung des oberöstcrreichischen Volkslied es nich t schmä lern . Sei n A ufsatz übe r „D ie öster reichischen Volksweisen" ( 1843) vvurd e noch 50 J a hre später nachgedruckt , und sein Buch „D ie ös terreichischen Vo lksweisen in einer Auswa hl von Liede rn , Tänzen und al ten Meiodien" ( 1845) stell t die erste Volks liedersamm lu ng Öste rreichs da r. Spa un gehört zwe ife llos zu den Beg ründ ern der Volkskund e in Oberösterreich . Spaun versuchte sich a uch als Dichler. E r verfaßte ein humoristisches Gedi ch t in obe rösterreichi sc li er Mundar t ,,Elise in Traunkirchen" und eine länd li che Szene mit Gesang in drei Akten „Der Mo rgen im Gebirge" . Seine Dichtung war j edoch mehr Spie l im Sinne biedermeierli cher Lebensfreude, ni cht ernslcs Beginnen. Denn das Bi edermeier a ls Ausdruck einer Lebensha ltung ken nzeichn et weitge hend ·den All tag von Spauns Leben . Die Geselligkeit, d ie res igni erend e Freud e a n kleinen Dingen, a n der H ei terkeit hä uslicher Pfl ege von M usik , Dichtung und l\i[alerei gehört ebenso zum Bild der Persönlichkeit Spauns wie zum Bild der Zeit. Da ß Schuber t Ged ichte von Ange hörigen d es Spaunkreises, wie etwa Ottenwalds und K enn ers, ve rtonte, daß ma n im _H ause Spa un Li edera bende in Anwesenheit Schuberts feierte, mag d iesem geselligen Ge ist in ä hnli cher \t\/ eise en tsprungen sein , wie es Spie l und Spaß war, daß Schwind ein lustiges Epos zum Namenstag von Spauns Bruder Max mi t Bild ern ve rsah (,, Spixiade" ) . Auch d ie „Eos", ein geselliger Verein voll biede rmeier licher H eite rkeit und harml osen Spieles in Linz, zä hl te Spaun und einen große n Te il seines Freund eskrei ses zu Mitglied ern . Das Leben der Spaun -Famili e a uf d em La nde während der heißen J a hreszeit , im vertrauten Badeo r t Müh ll acken oder in Traunkirchen und Ebenzwe ier im H ause Clodi gehört wesentlich zu di esem Bild d es Bi edenneiers in Oberösterreich. Di e R evolu tion des J a hres 184-8 brachte einen Einb ruch in diese b iedermeierli chen Id yll e. Als M itglied der Land - stände, des Landtages und a ls höchste r Beamter der Stände war Spaun chon bisher, soweit es eben das Mettern ichsche Sys tem zuließ, dem politi schen Lehen sehr na hege rü ckt. Abe r der Ruf der Revolution schu f doch ein e ga nz neue

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