Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

Bemühung wach, Jo ha 1111cs Brahms' Andenken lchend ig zu erh a l ten. Es ist ein umfassend es E rbe, das da im BrahmsZ immer aufgebaut ist; di e Sammlung enthä lt so viele Gegenstände aus dem Leben des M eisters, da ß man das Empfinden hat, einer bebil derten Bi ographie gegenüberzustehen. Ein beneidenswe rter R eichtum a n Erinn erungen breitet sich vor d em Betrach ter a us; vom K inderspielzeug bis zu persön lichen E inri chtungsgegenständen feh lt nich ts . Vo r all em aber tut sich d ie menschliche Geschichte des großen l\l[usikers in e in er umfassenden Sammlung von Bi ldern und Photograph ien kund ; es ist eine faszinierende Sammlung, d ie nahez u keine E inzelhei t des großen Lebens unbeach tet läßt. \ i\l ir sehen den Meister selbst in den verschi edensten Situationen seines Lebens, wir lernen aber a uch den Kreis seine r Fam ili e und den g roßen seiner Zeitgenossen und Kü nstl erfreunde kenn en. Das gesamte H A~ TS STURMBERGER Leben , wi e es sich um J oha nn es Bra hms a bgespie lt hat , findet sich zusammengedrä ng t in dem Niuseumsz immcr des a lten Kammerhofes in Gm und en. Es war ein ern stes Leben, ein einsames Leben - und es war best immt ein eige na rtiges und eigenwilliges Leben. \,Vie solch e in Leben ein zig zu ve rstehen ist, zeigt vielleicht am besten e in \i\lort Niichcl angelos a ur: das Fram Grasberger seinem Brahms-Buch vorangeste ll t hat: ,,Die Kün st ler seien wund erli ch, sagt man , un zugä ng li ch, wäh rend sie doch in Wahrhe it nat ürl iche Menschen sind. N ur d ie Toren ha lten sie für phantastisch und la un enh aft und können mit ihnen ni cht fettig werden. J ene Müßiggänger sind im Unrecht, d ie von einem tätigen Künstler Kompli mente ve rl a ngen, wä hrend doch nur ganz wenigen Sterbli chen Zeit genug b leibt , um nu r zu vo ll enden , was ih res Amtes ist. " Anton von Spaun der Vater des Obcröstcrreichischen Land esmuseums i\ ls der a us dem S tifte St. F lori a n hervo rgegangene Histori ker J osef Chmc l um d ie Mitte des vorigen J ahrhunderts d en Plan faßte, ein en „Beitrag zur Geschichte des Landes ob der Enns im 10. J a hrhundc1·t" vorzügl ich im Hinbli ck a uf di e „Cu l tur- und Si ttengeschi chte" zu schreiben, d a wandte er sich in ein em Br ief an ein e Tochter Anton von Spaun s um Nach ri chten und Mittei lungen über dessen Jugendzeit. E r meinte in d iesem Brie!: Spau n sei e ine der ,, interessan teste n und st.offreichsten Gestal ten und Individualitäten in eiern g ro ßen Vorrathe von Personen und Verhä l tni ssen ", und was „der ed le Antonio .. . erl ebte, d ac hte, woJl te, strebte und bewirkte", schien ihm „so bedeutend und a nsprechend ", daß er ein „möglichst klares und rei ches Bi ld " vom geistigen Leben dieses Niann es gebe n wo ll te. Chmels Pl a n .vu rde nie verwirklicht, und wir besitzen da he r kein e Skizze über das Leben Spauns aus der Feder se ines F lo ri a ner Freund es . Doch ist Chmels Brief ein Zeugn is mehr dafür, wie sehr Anton von Spaun von seinen Zeitgenossen geschä tz t und geehrt wurde und wie man in ihm eine der r ep räsentativsten Gesta lten des La ndes ob der Enns sah , eine hervorragende Erscheinung der Geistigkeit un seres La nd es, voll Adel der See le und R einheit d es H erzens. H atte ni cht Adalbert Stifter Spaun a ls einen der Größte n und Edelsten d es La ndes bezeichnet und der Stattha lter A lois Fi scher ihn als d en „ersten Nia nn Oberösterreichs" gepri esen' Anton vo n Spaun ist di e k lassische Ges talt der Roma nti k in unserem Lande. Denn er ve rkörperte wie sel ten ein 8 Niensch in seinem VVescn, se in em Leben und sein em Wirken den Ge ist der R oma nt ik. In ihm schienen sich a ll e Ideen und Tendenzen des roma nt ischen Zeita lters wie in ei nem Brennspiegel zu treffen. Nu n ist Anton von Spaun in den J a hrzehnten der liberalist ischen Ze itepoche, man ka nn sagen, der Vergessenh eit anheimgefa ll en , j edoch in der Zeit um 1930 _gleichsam neu entd eck t worden. Das gescha h demn ac h, a ls d ie Roma ntik in späte n Ausst ra hlungen in ihren Epigonen wieder we itgehend wirksam war und einen vielleich t heute noch unLcrschä tzLen EinAuß a u[ d as geistige und po li tische Leben gewa nn. Der Schock, der dann diese r spät- od er, besser gesagt, neuroman Li schen Haltung fo lgte, ist abe r heute doch so weil überwund en , daß wir wieder di e Bed ei.ltung der echten R oma ntik der ers ten Häll'te des vor igen J a hrhunder ts unbefa ngen zu erkennen vermögen und auch ihr Gewicht für die Entwicklung de · ihr fo lgend en Säkulums ri chtig einschätzen können . \Nenn wir Anton von Spaun a ls d en Vate r des oberösterrcichi schcn La nd esmuseums bezeich nen, so ist hiemit nur eine Seile seiner \1Vi1·ksarn keit geke nn zeichnet. Di ese Wirksamkei t würde genügen, ihm hi er an diese r Stell e einen Eh renplatz einzu räumen, sie wü rd e aber keineswegs ausr eichen, ·eine Stell ung im geistigen Leben Oberöste1Teichs in der ers ten H äl f"te d es 19. J ahrh uncl erts richtig zu umschreiben ; denn er war K opf und Herz der R omant ik des Landes ob der Enns. D er äußere Verlau f sein es Lebens ist einfach zu ze ichn en . Spa 11n wurd e a m 3 1. Nia i J 700 im sogenannten Zehnkreuzerhaus auf dem H ofberg zu Linz

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