Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

heute als Pfarrkirche dienende Schloß kapelle hervorzuheben. Sie war ur sprünglich mit einem spätgotischen Sternrippengewölbe ausgestattet. Heute stammt nur mehr die zweiachsige West empore aus dieser Zeit. Bei einer Restau rierung konnten Freskenreste aus der Zeit nach dem Brand von 1634 freigelegt werden. Nach 1634 wurde das Seeschloß wieder instand gesetzt, die Hauptfunk tion übernahm jedoch das zu dieser Zeit neu errichtete Landschloß. BERNAU BEI FISCHLHAM: Um 1325 urkundlich erwähnt. Das heutige Schloß stammt aus der Mitte des 16. Jahrhun derts, bei teilweiser Verwendung der mittelalterlichen Fundamente. Ein etwa rechteckiger, zweieinhalbgeschossiger Baukörper auf hohem Sockelgeschoß mit Rundtürmen an den vier Ecken. Der rechteckige Vorsprung an der Westseite, in dem sich der Eingang befindet, dürfte auf einen nicht ausgebauten Torturm zu rückgehen. Die Schauseiten wurden im Jahre 1732 durch Wolf Grinzenberger aus Wels barockisiert, die Türme tragen pagodenartige Dächer aus der gleichen Zeit. Das zur Gruppe der „Einzelhäuser" zählende Schloß steht direkt im Wasser; die ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammenden Wirtschaftsgebäude, mit Torturm und offener Treppe reizvoll ausgestattet, liegen außerhalb des Weihers. Die Raumverteilung im Inne ren ist unregelmäßig, obwohl auch hier — wie allgemein bei diesem Typ — ver sucht wurde, einen durchgehenden Mit telflur zu schaffen. Dieser ist im ersten Obergeschoß noch am deutlichsten zu erkennen und weist ein flaches Kloster gewölbe mit Mittelspiegel und Stuck graten auf. Nach dem Brand von 1609 errichtete Holzdecken sind noch in eini gen Zimmern erhalten. Das Erdgeschoß ist durchwegs tonnen- und kreuzgratgewölbt. WASSERSCHLOS5 PARZ: Urkundlich 1379; gestreckter, unregelmäßiger, zwei geschossiger Baukörper vom Typ des „Einzelhauses", der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollkommen um gebaut wurde. Aus dieser Zeit auch die Fassaden. Im Erdgeschoß befinden sich noch einige tonnengewölbte und ziegel gepflasterte Räume aus der Renaissance zeit. Der rückwärtige Teil des Gebäu des besitzt einen noch über dem Was serspiegel liegenden Keller, der von der seinerzeitigen Wasserburg stammen dürfte. Ein ehemals dreischiffiger und dreijochiger stichkappen-tonnengewölbter Hallenraum auf achteckigen und quadratischen, gotisch profilierten Pfei lern. Die drei nördlichen Joche sind unterteilt und durch drei neugotische Spitzbogen von der übriggebliebenen zweijochigen Halle zu betreten. Im dazu gehörigen höher gelegenen Vorraum sind zwei gotische Rundbogen-Gewänd steine erhalten. Ab 1515 wurde das dreiflügelige und zum Wasserschloß etwa axial angeordnete Eandschloß als völli ger Renaissance-Neubau errichtet und mit dem ebenfalls damals umgebauten Wasserschloß durch einen Arkadengang verbunden. Gegen das Wasserschloß zu ist das Eandschloß mit dreigeschossigen Arkaden (römisch-toskanische Säulen auf gemauerten Brüstungen) ausgestat tet. Der Verbindungstrakt ist heute nicht mehr erhalten. WEYER bei Kematen an der Krems: Urkundlich 1299. Das mit drei Eckrund türmen und einem vorspringenden Quadratturm ausgestattete einhüftige Wasserschlößchen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde of fenbar kurz nach seiner Erbauung zu einem Mittelflurhaus erweitert, so daß der quadratische Turm heute in den Mauerfluchten eingebettet erscheint und der größte der drei Rundtürme nicht mehr an einer Ecke steht. Unter dem Putz sind an sämtlichen Ansichten renaissancezeitliche Sgraffitoquaderungen deutlich erkennbar. Im Erdgeschoß ist der reizvoll gewölbte durchgehende Mittelflur (Tonnengratgewölbe mit ge genständigen Stichkappen) sowie ein rechts vom Eingang situierter kreuzgratgewölbter Einsäulenraum hervorzuhe ben. Im ersten Obergeschoß sind noch zwei einfache alte Holzbalkendecken er halten. Das zweite Obergeschoß stammt zum Großteil aus dem 19. Jahrhundert. AISTERSHEIM: Dietmar der Aistersheimer ist der erste, dessen Name im Jahre 1159 in einer Urkunde als Zeuge geschichtlich aufscheint. Die Herkunft des Namens bzw. des Geschlechtes ist urkundlich nicht nachweisbar, da die Familienurkunden der Aistersheimer 1620 vernichtet oder verschleppt wur den. Mit Heinrich von Aistersheim starb das Geschlecht 1426 aus. 1464 kam die damalige Burg an Georg von Hohenfel der, unter dem sie 1472 von den Schaunbergern überfallen und zerstört wurde. Noch unter Georg Hohenfelder erfolgte der Wiederaufbau, der für die grundrißliche Anlage des heutigen Schlosses bereits richtunggebend gewe sen sein kann. Die ungewöhnlich star ken Außenmauern (etwa 2,35 m) sowie drei gotische Spitz- bzw. Korbbogenportale in den Hofmauern sprechen für diese Annahme. Die heutige Erschei nungsform des Schlosses ist jedoch sti listisch in die zweite Hälfte des 16. Jahr hunderts zu datieren und dürfte im wesentlichen vom damaligen kaiserlichen Landrat und Ritterstandsverordneten Achaz von Hohenfeld herrühren, der 1568 bis 1600 Herr auf Aistersheim war. Zur Zeit der Reformation waren die Hohenfelder zum Protestantismus abge fallen und hatten sich mit den Land ständen mehr oder minder in Opposition zum Kaiser begeben. Unter Ferdinand II. trat offener Aufstand gegen ihn zutage, den der Herrscher erst durch Mithilfe Maximilians von Bayern bezwingen konnte. Schloß Aistersheim konnte erst nach achttägiger Belagerung von den bayrischen Truppen erstürmt werden, wobei das Schloß und vor allem das Schloßarchiv geplündert wurden (1620). Im Bauernkrieg von 1626 war Schloß Aistersheim das Hauptquartier des Bauernführers Achaz Willinger und mußte abermals, diesmal unter Graf Herberstorf, eingenommen werden. Durch die darauffolgende Besatzung stiegen die Zerstörungen im Schlosse auf das höchste. Einige Jahre später kehrte der Enkel des Achaz Hohenfelder zur katholischen Kirche zurück und er langte dadurch allmählich wieder die al ten Rechte und Titel. Bis zum Ausster ben des Geschlechtes 1824 blieb Aisters heim im Besitze der Grafen von Hohen feld. Schloß Aistersheim ist eines der schön sten und typischsten Wasserschlösser der Spätrenaissance in ganz Österreich. Eine dreigeschossige Vierflügelanlage im Gesamtausmaß von etwa 60 auf 45 m um einen rechteckigen Hof mit massigen Rundtürmen an den vier Ecken. Das heute als Rustikasockel gestaltete Erd geschoß ragt direkt aus dem Wasser graben, der das Schloß zur Gänze um gibt. Der Zugang erfolgt etwa in der Mitte der beiden Längsseiten über zwei Brücken, wobei der nordseitig gelegene Haupteingang mit einem aus dem Dach aufragenden Uhr- und Glockenturm be sonders betont wird. Die zweite Brücke führt zu den Wirtschaftsgebäuden, die, wie allgemein bei diesen Anlagen, außerhalb der Insel liegen. Durch die beiden Einfahrten gelangt man in einen der schönsten Arkadenhöfe Österreichs. Die auf römisch-toskanischen Säulen gelagerten Bogengänge umschließen den rechteckigen, dreigeschossigen Hof in 66

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