Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

den. Erhaltene Beispiele: Würting, See schloß Ort, Landschloß Parz, Aistersheim, Gallspach und andere. Die hinter den Arkaden befindlichen Maueröffnun gen liegen im allgemeinen niemals zum Bogen axial ausgerichtet. Dies trifft sowohl für Umbauten wie auch für Neu bauten zu. Es mag dies darin seine Ur sache haben, daß der Laubenganghof schon zur Zeit der Gotik in der bürger lichen Architektur im gleichen Sinne be kannt war. Aber auch die Raumvertei lung hinter den Arkaden ist ziemlich willkürlich. Die sozusagen aus zweiter und dritter Hand übernommenen Ge setze der Regelmäßigkeit und strengen Symmetrie werden hierzulande im 16. Jahrhundert noch vielfach mißver standen. Auch ist bei der Aufnahme der neuen Bauweise durchwegs ein bemerk bares Zögern festzustellen. Die wehrhaften Elemente des Mittel alters werden beim Schloßbau mehr spielerisch und dekorativ weiterver wendet. Fast bei allen oberösterreichi schen Wasserschlössern finden sich Eckquaderungen in Stein oder Sgraffitotechnik, Schießscharten und vielfach auch Konsolerker. Vor der Barockisierung waren der Ovalturm des Schlosses Gallspach mit Zinnen und die Rund türme von Losensteinleiten mit Bogenfriesen ausgestattet. Auch die in der Hauptgesimszone befindlichen Ecktürmchen stellen Reminiszenzen an das Mit telalter dar. Sie sind z. B. heute noch am Haupttrakt des ehemaligen Wasser schlosses Traun erhalten. Vielfach sind die nicht direkt im Wasser stehenden Schlösser von einer die Insel einsäumen den Mauer mit Rondellen umgeben. Die Wasserschlösser Reith und Erlach, heute beide nicht mehr erhalten, besaßen so gar Bastionen. Der Schloßeingang ist in vielen Fällen noch mit Zugbrücke und Mannsloch versehen. In den Schlössern Gallspach, Gneisenau, Losensteinleiten, Würting, Mühldorf u. a. sind derartig gestaltete Renaissanceportale noch heute erhalten. Der ursprüngliche Sinn der Einlaßpforte ist beim prächtig ausge statteten Portal des Landschlosses Parz, welches aus rein gestalterischen Gründen beiderseits des Haupttores Fußpforten vorsieht, ad absurdum geführt. Nicht zuletzt bedingt der Wassergraben den wohl entscheidensten Eindruck der Wehrhaftigkeit. Ein wesentlicher Grund für seine Beibehaltung sind die Piloten fundamente der Wasserschlösser, die im trockenen Erdreich verfaulen würden. Auf diese Weise dürften trotzdem die meisten der einstigen Wasserschlösser zugrunde gegangen sein. Außerdem sind die gefüllten Gräben als Lösch- und Fischteiche gut verwendbar und ver schaffen dem adeligen Herrn schon rein optisch den gebührenden Abstand von seinen Untertanen. Eine gewisse fortifikatorische Bedeutung kommt einzelnen Schlössern zur Zeit der Türkeneinfälle und der Bauernkriege wohl noch zu. Während der Bauern erhebung von 1626 ist es jedoch keinem Wasserschloß mehr möglich, dem anhal tenden Ansturm der meist schlechtbe waffneten Bauern und noch viel weniger den kaiserlichen und bayrischen Trup pen zu trotzen. Viele oberösterreichische Wasserschlösser werden zu dieser Zeit ein Raub der Flammen. Lediglich gegen herumstreifende Räuberbanden bietet der Wassergraben noch ausreichenden Schutz. Bei der Untersuchung der Wasserschloß typen Oberösterreichs wird vor allem in renaissancezeitliche Umbauten und Neu bauten zu unterscheiden sein. Da heute nur mehr wenige der einstigen Wasser schlösser mit einem gefüllten Wasser graben umgeben sind, wird dabei auch auf die alten Abbildungen, vor allem auf die Stiche Vischers, zurückgegriffen. Eine große Anzahl der oberösterreichi schen Wasserschlösser geht ihrer Anlage nach auf die der Höhenburg verwandte Form der „Ringmantelburg" zurück. Sie haben ihren Ursprung in der klassischen Zeit des Burgenbaues und sind somit die ältesten Anlagen dieser Art. Vor-, Ne ben- und Hauptgebäude umschließen in unregelmäßiger Form einen Hof, dessen Grundriß durch die mittelalterlichen Vorgängerbauten bestimmt ist. Vielfach sind gotische Bauteile noch erhalten. Das Herrenhaus, meist gegenüber dem Tor bau situiert, fällt durch größere Trakt tiefe und Mehrgeschossigkeit besonders auf. Der Gebäudegürtel hatte im Mittel alter die Funktion einer geschlossenen Ringmauer mit Wehrgang zu erfüllen, weshalb er mit seiner Außenflucht di rekt im Wasser steht. Zur „Ringmantel anlage" sind die heute noch bestehenden Wasserschlösser Traun auf Weiserhaid, Weidenholz und Würting zu zählen; ferner gehören die nur mehr in gering fügigen Resten erhaltenen ehem. Was serschlösser Leonpach, Wartberg hei St. Oswald und Gneisenau zu dieser Gruppe. Eine kleinere, aber umsomehr geschlos sene Form der „Ringmantelanlage" zei gen das Altschloß Irnharting, das ehem. Wasserschloß Neydharting sowie die drei Seeschlösser Ort, Kammer und Litzelherg. Auch diese Gründungen gehen ins 12. und 13. Jahrhundert zurück und stellen mit Ausnahme von Kammer, Umbauten mittelalterlichen Bestandes dar. Der aus dem 17. Jahrhundert stam mende Hauptbau des Schlosses Kammer mit seinen in regelmäßiger Hufeisen form vorgelagerten Nebengebäuden ist als völliger Neubau dieser Zeit zu wer ten. Vom ehem. Schloß Litzelberg der Vischerschen Abbildung ist heute keine Spur mehr vorhanden. Eine Vereinfachung des obengeschilder ten Typus ist der „Hakenbau", be stehend aus dem Herrenhaus und einem etwa rechtwinkelig angesetzten Seiten flügel. Beide zusammen schließen mit jeweils gegenüberliegend angeordneten Mauern einen kleinen Hof ein. Die An lage steht wieder direkt im Wasser. Im Gegensatz zu den vorgenannten Anla gen befinden sich die Wirtschaftsge bäude außerhalb der Insel. Die Grün dungszeit dieses Typus geht fast durch wegs in das 14. Jahrhundert zurück; es handelt sich größtenteils wieder um Um bauten der mittelalterlichen Wasserburg. Von diesem Typ ist heute keine einzige Anlage mehr erhalten. Einst gehörten folgende Wasserschlösser dazu: Blumau, Dorff, Grub im Mühlkreis, Hehenperg, Hub und Prugg a. d. Ascha. Auffal lend ist, daß die Hakenanordnung durchwegs so getroffen ist, daß dem Ein tretenden das Herrenhaus gegenüber und der niedrigere Hakentrakt zur rech ten Hand gelegen ist. Zweifellos ist diese Anordnung darauf zurückzufüh ren, daß solcherart den Verteidigern die unbedeckte Schulter der Angreifer ge boten wird, ein Beweis, daß bei diesen Anlagen zumindest die mittelalterlichen Fundamente herangezogen wurden. In Prugg a. d. Ascha ist die ursprüngliche Anlage durch einen links vom Herren haus situierten eigenen Torbau mit Turm erweitert gewesen. Relativ selten kommt in Oberösterreich der aus dem „Wohnturm" entwickelte Schloßtyp vor: ein leicht rechteckiger oder quadratischer, einräumiger Grund riß mit überaus großen Mauerstärken. Die Wirtschaftsgebäude liegen außer halb der Insel. Beispiele hiefür sind: Hochhaus im Mühlviertel, St. Veith, Ottstorf und der heute noch erhaltene Wohnturm Forstern bei Burgkirchen im Innviertel. Das Herkunftsland dieses Typs ist wieder Frankreich,insbesondere die Normandie, und England. Diese dort 62

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