tion des Wohnens, verzichtet das Schloß weitgehend auf die Verteidigungsmög lichkeit, die die Burg in Lage und Ge stalt vor allem bestimmt hat. Die Burg ist nur in wenigen Typen ein geschlos senes Ganzes. Vielmehr verwandelt sich häufig die ursprüngliche Anlage im Laufe der Jahrhunderte in ein Konglo merat von Bauten, das sich, von Gene rationen errichtet, zu einer malerischen Vielfalt zusammenfindet. Der Schloß anlage liegt jedoch — auch im Umbau — eine vom Bauherrn geprägte und in sich abgeschlossene Bauidee zugrunde, in der sich in vollkommen anderer Unmittel barkeit die neuen Vorstellungen von Macht, Ordnung, Größe und Schönheit manifestieren. Als Architekturtyp ist demnach das Schloß eine Neuschöpfung der Renaissance. Die Quellen dieser neuen Architektur auffassung liegen für den Schloßbau in der italienischen und französischen Kunst und sind dort zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereits gültig formu liert. In den italienischen Städten ent steht die Form des Palazzo, wo sich am frühesten, etwa Mitte des 15. Jahrhun derts, der reine Wohnbau vom Wehrbau scheidet. In Frankreich führt die Ent wicklung um 1500 zu der berühmten Stilform des französischen Landschlos ses (Chambord). Palazzo und französi sches Renaissanceschloß täuschen in der Fassade durch die Anordnung von Rustikaquaderungen. Türmchen, Zinnen etc. noch Wehrhaftigkeit vor. Die Wehrelemente des Mittelalters werden jedoch zum größten Teil in dekorative Einzelheiten umgewandelt. Österreich hat diese neue Stilform be reits verarbeitet über Deutschland er reicht. Dort wird die erste streng symmetrisch gelöste und zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtete Schloßanlage von Aschaffenburg Typus für den Schloß-Neubau: Eine regelmäßige Vier flügelanlage mit vier vorspringenden quadratischen Ecktürmen. Das heute nicht mehr erhaltene oberösterreichische Wasserschloß Erlach hat eine ähnliche Form, nur stehen die vier Türme in der Fassadenflucht und der der Einfahrt ge genüberliegende Trakt ist bloß ein geschossig mit Dachterrasse ausgeführt. Auch die im wesentlichen aus dem 17. Jahrhundert stammende und noch heute erhaltene dreiflügelige Anlage des ehemaligen Wasserschlosses Losensteinleiten kann auf die Aschaffenburg zu rückgeführt werden. Am deutlichsten wird dieser Typ im Landschloß Ort ver körpert. Für Oberösterreich waren insbesondere die Vorbilder des benachbarten Bayern richtungweisend. Vor allem der Rund turm und der mehrgeschossige Lauben gang sind für die oberösterreichischen Wasserschlösser charakteristisch. Diese mit Kegeldach oder Welscher Haube ge deckten Eckrundtürme — vereinzelt auch polygonal ausgeführt — scheinen der cntscheidenste, man möchte, fast sagen, modische Beitrag dieser Periode zu sein. Sie sind weniger wehrhaft als Ausdruck aristokratischer Lebenshaltung. Erhal tene Beispiele: Würting, Wartberg, Loscnsteiuleitcn, Bernau, Weyer, Aistersheini, Callspach und andere. Die Rund türme werden für die verschiedensten Zwecke verwendet: Wohnräume, Erker, Stiegenhäuser, Kapellen, Bibliotheken. Oft sind diese Räume die einzigen, welche nicht direkt von den umlaufen den Arkadengängen betreten werden können. Neben der Aufschließung der aneinandergereihten Räume haben die Laubengänge den Zweck, eine gleich mäßig gegliederte Schauseite vorzublen61
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