Oben: Aistersheim, Blick in den sehenswerten Innenhof. Rechts: Würting, Arkadenhof. Foto Sedlak Foto Bundesdenkmalamt Wien pach läßt auf dem Stich Vischers einen starken Torturm erkennen, der sicher vom mittelalterlichen Bau stammt. Die Ähnlichkeit der Bauform zwischen Hö hen- und Wasserburg ist nicht nur bei uns anzutreffen, sondern zum Beispiel auch in der Schweiz bei einer der größ ten und besterhaltenen Burgen: Chillon am Genfer See. Auch dort ist der Grundriß und die Gruppierung der ver schiedenen Bauteile typisch für Burgen, die auf Berghöhen gesichert sind. Eine strenge. Trennung in Höhen- und Was serburgen ist daher, zumindest in unse ren Breiten, nur der Lage, nicht aber dem Bautyp nach ein zufriedenstellender Terminus technicus. Auch der Verwendungszweck war für Wasser- und Höhenburgen der gleiche. Die Burg war in erster Linie Wehrbau, ferner ständiger Wohnsitz eines adeli gen Herrn, Zentrum kulturellen und ge sellschaftlichen Lebens, endlich Mittel punkt eines bestimmten Gebietes, das in rechtlicher, wirtschaftlicher, sozialer und militärischer Beziehung von ihr abhän gig war. Gerade durch diese Koppelung der Funktionen, Verteidigung — Woh nen — Verwaltung, ist die mittelalter liche Burg zu ihrer Blüte gelangt. Als erstes beginnt sich etwa ab dem 14. Jahrhundert die Verwaltung von der Burg abzuspalten, wodurch in den Amtsstädten der Architekturtyp des Rathauses entsteht. Die Entwicklung der Feuerwaffen hat zu einer immer mehr zunehmenden Effektivität der Ar tillerie geführt, so daß man gegen Ende des 15. Jahrhunderts die alten Wehr prinzipien überholt sieht. Der aristo kratisch-individuelle Einsatz des Ritters wird Schritt für Schritt durch die Schlag kraft der Massen ersetzt; die auf den Nahkampf eingestellte mittelalterliche Burg ist dem modernen Fernkampf nicht mehr gewachsen. Zudem läßt die gestei gerte Wohnkultur der Renaissance die Wohnräume in den Burgen kalt, dunkel und feucht erscheinen. Das mit der Ver feinerung der Lebenshaltung gepaarte Verlangen nach wohnlichem Behagen bevorzugt nunmehr fensterreiche, großräumige und regelmäßige Baulichkeiten. Die Vereinigung von Verteidigung und Wohnen ist dadurch nicht mehr auf rechtzuerhalten; die Geschichte der Burg schließt mit der Trennung dieser Funktionen ab. Als Ergebnis entsteht die Schloßanlage der Neuzeit einerseits und die immer stärker ausgebaute Festung andererseits, deren Bau sich nur mehr Landesfürsten und aufstre bende Städte leisten können. Der Zusammenhang von Schloß und mittelalterlichem Feudalbau bleibt be sonders bei Um- und Erweiterungsbau ten zunächst vielfach erhalten. Gegen über der militärisch unbrauchbar gewor denen Höhenburg, die allmählich zur Ruine wird, haben die bequem und in mitten fruchtbaren Landbesitzes gelege nen Wasserburgen den Vorteil, leicht in offene Herrensitze umgewandelt werden zu können. Als Fortführung von ledig lich einer Zweckkomponente, der Funk60
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