Falkenstein an der Ranna nannten; ferner zu beiden Seiten der Großen Mühl die Herren von Schönhering und die von Windberg, von denen die ersteren seit etwa 1150 ihren Na= men von der neuerrichteten Burg Blankenberg bei Neufelden herleiteten. Weiter im Osten hatten zur selben Zeit die bay= rischen Herren von Griesbach jene von WiIhering=Waxenberg beerbt, und beiderseits des Haselgrabens rodeten, wohl seit dem 11. Jahrhundert, die aus Salzburg stammenden Herren von Haunsberg. Ihre beiden Hauptburgen waren Wildberg und Riedeck. Zwischen diesen Herrschaftskomplexen faßten seit 1161 die Passauer Bischöfe Fuß,indem sie ihre Ministerialen, und zwar hauptsächlich solche aus den Innviertier Herrschaften, dort= hin verpflanzten. So erschienen um 1170 die Tannberger im Mühlland und erbauten etwa zehn Jahre später westlich der Kleinen Mühl ihre gleichnamige Burg. Zwischen 1180 und 1190 nennen sich auch die Marsbacher erstmals nach ihrer Feste; sie bildeten während des 12. Jahrhunderts mit den Herren von Wesen, die bereits seit der ersten Hälfte des Säkulums zum Bistum in enger Beziehung standen und ihren Sitz südlich der Donau hatten, eine Familie. Seit ca. 1200 sind ferner die Haichenbacher auf ihrem Schloß in der Donau= schlinge erwähnt. Sie waren eines Stammes mit den seit 1163 auftretenden Burgvögten von Falkenstein, die sich wohl nach dieser Burg nannten, von dem gleichnamigen Herren= geschlecht jedoch zu unterscheiden sind. Als passauische Mini= steriale errichteten sie um 1240 die Feste Rannariedl am Zu= sammenfluß von Ranna und Donau. Alle diese Geschlechter bekleideten in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts passauische Hofämter. So waren die Haichenbacher Marschälle, die Tann= berger Truchsessen und die Wesener Schenken der Bischöfe, also deren treue Gefolgsleute. Freilich waren die Besitzungen dieser Ministerialen vorerst noch von den großen hochfreien Herrschaften ziemlich einge= engt. Diese zu erwerben, war demnach das nächste Ziel der passauischen Oberhirten. 1193 erhielten sie vom Kaiser die Vogtei über die Niedernburgischen Besitzungen nördlich der Donau und dazu 1217/20 durch die Vermittlung des bayri= sehen Herzogs die Grafschaftsrechte zwischen der Hz und der Großen Mühl; letztere als Lehen vom Reiche, östlich des letzt= genannten Flusses lag das Erbe der Schönhering=Blankenber= ger, die um 1190/92 ausgestorben waren und den größten Teil ihrer Güter den böhmischen Witigonen hinterlassen hatten. Diese gelangten nun 1231 durch Kauf an das Hochstift und bildeten von da an dessen Herrschaft Pürnstein, welche Burg ebenfalls schon um 1170 erwähnt worden war. Ungefähr zehn Jahre vor dieser Erwerbung, um 1220, waren die Herren von Griesbach ausgestorben. Aus ihrer Erbmasse fielen jene Güter, welche westlich der heutigen Landesgrenze in Bayern lagen, samt einem Hochgerichtsbezirk (Grafschaft) und dem Markt Velden an den Passauer Bischof, während ihren Hauptbesitz, d. h. Waxenberg, Ottensheim und Gramastetten, noch vor 1228 der Herzog von Österreich in seine Hand brachte. Die= sem war es außerdem schon vor 1208 geglückt, seine Landes= herrschaft vom Haselgraben zur Großen Mühl vorzuschieben; und selbst der kühne Versuch des Bischof Wolfker, 1198 zu beiden Seiten des Haselgrabens politisch Fuß zu fassen, indem er die Lehenshoheit über die haunsbergische Herrschaft Wild= berg entgegennahm, hatte das österreichische Vordringen nicht aufzuhalten vermocht. So standen sich in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Landes= herrschaften des Herzogs und des Bischofs an der Großen Mühl gegenüber, wenn auch die Grundherrschaften des letzte= ren über den genannten Fluß noch nach Osten ausgriffen. Passau suchte diesen so erworbenen Herrschaftsbereich auch südlich des Stromes abzudecken. Diesem Ziele dienten im Osten, ungefähr zwischen Marsbach und Haichenbach,die bei= den Burgen Ober= und Niederwesen (die letztere lag wohl in Wesenufer), von denen schon gesprochen wurde, während westlich davon die Bischöfe bestrebt waren, die Grafschaft Vichtenstein in ihre Hand zu bringen. Die Grafen von Vich= tenstein wurden erstmals 1097 erwähnt, waren mit den mäch= tigen Grafen von Formbach verwandt und vererbten um die Mitte des 12. Jahrhunderts ihren Besitz an die Grafen von Wasserburg, deren Heimat in Oberbayern zu beiden Seiten des Inn lag. Graf Konrad verpfändete nun um 1218, bevor er sich auf den Kreuzzug nach Ägypten begab, Vichtenstein dem Bistum Passau; falls er kinderlos stürbe, sollte es diesem zur Gänze zufallen. Der Graf kehrte jedoch zurück, heiratete und verschrieb die Herrschaft seiner Frau als Morgengabe. Nun brach zwischen ihm und dem Bischof, der sich in seinem schon zugestandenen Recht schwer beeinträchtigt fühlte, eine lange und heftige Fehde aus. Auch passauische Ministeriale traten an die Seite des Grafen, wie die Inhaber von Marsbach und Jochenstein. 1222 verfielen sie alle der Reichsacht. Der Graf scheint von seiner Burg aus den Donauverkehr behindert zu haben, mußte sich aber 1226 zum Einlenken entschließen. Er trat die Burg Vichtenstein mit allen ihr zugehörigen Be= Sitzungen dem Hochstift ab, erhielt sie jedoch für sich und seine Erben als Lehen zurück. 1227 erfolgte dann die formelle Übergabe der umstrittenen Objekte. Als jedoch 1244 zwischen den Herzogen von Österreich und Bayern eine Fehde aus= brach, suchte der Graf seine Rechte zurückzugewinnen. Dies mißlang, und schon 1254, nachdem Graf Konrad verschieden war, befand sich die Burg mit all ihren Besitzungen von Passau bis zum Kesselbach in der Hand des Bischofs. Freilich stand diesem vorerst bloß die Grundherrschaft zu; erst 1410 traten die bayrischen Herzoge dem Bistum für Vichtenstein und seine nächste Umgebung die Landesherrschaft ab. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts hatte sich also auch hier, wie an der Großen Mühl, die Situation verfestigt; Vichten= stein blieb passauisch, während östlich von Jochenstein die österreichische Landesherrschaft begann. Einem weiteren Vor= dringen des Hochstiftes waren damit feste Grenzen gesetzt, ja es mußte versuchen, seine Besitzungen zu konsolidieren, um sie gegenüber den Ansprüchen der Nachbarn behaupten zu können. Hierum erwarb sich Bischof Otto von Lonsdorf (1254—1265) besondere Verdienste. Unter seiner Regierung entstand z. B. die Burg Schallenberg (vor 1260), welche östlich der Großen Mühl bei Kleinzell lag. Ferner band er verschie= dene Ministerialengeschlechter, wie die Marsbacher und Fal= kensteiner, durch Heiraten mit anderen Familien bischöf= lieber Dienstmannen fester an sich. Dann veranlaßte er den Witigonen Woko von Rosenberg, der 1258/59 die Feste Haichenbach gekauft hatte, ihm diese gegen eine Summe Geldes zurückzugeben, und erreichte dessen Versprechen, in der Grafschaft des Bischofs keine Erwerbungen mehr vor= nehmen zu wollen. Ein Jahr vor dem Regierungsbeginn Ottos, 1253 nämlich, nannte sich außerdem ein Vertreter des Mini= sterialengeschlechtes der Tannberger nach Sprinzenstein, wo= durch auch diese Burg als Stützpunkt der passauischen Herr= Schaft bezeugt ist. Um diese auch innerhalb ihrer Grenzen zu festigen, ließ der Bischof die Rechte seiner Ministerialen im Lande der Abtei — so hieß das Gebiet zwischen Hz und 48
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