Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

S--- . T^«"i i^' ' i* rB"" - i! ■■(■ t* l** '•' IS' n^-'h ^P'.'- ... .. ! .A _ ... •■■«'?■" >.« /-'■■ '^^iL ■ ■ Schloß Traunegg in Thalheim hei Wels, erbaut im ausgehenden 16. Jahrhundert, mit Barockfassaden. Im 17. Jahrhundert gab es zwischen der Stadt und den Nach= folgern der Polheimer mancherlei Schwierigkeiten. Das Bräu= haus im Schloß Polheim machte den bürgerlichen Bierbrauern Konkurrenz, die Untertanen der Polheimer unterstanden nicht der städtischen Gerichtsbarkeit, und auch in Handel und Ge= werbe kam es zwischen den Welser Bürgern und Mitbürgern und den Untertanen des Schlosses zu ständigen Irrungen. Deshalb kaufte die Stadt Ende des 17. Jahrhunderts das Schloß samt seinen Untertanen. Die Bedeutung des Schlosses Lichtenegg und ebenso der Burg Wels, nachdem sie 1654 in den Besitz der Fürsten Auersperg gekommen war, ist im Zusammenhang mit einer Reihe von weiteren Schloßgründungen des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts zu betrachten. Wie ein Kranz liegen die Schlösser Lichtenegg, Puchberg, Pernau und Traun= egg um Wels herum, während die adeligen Sitze Alttrauneck, Eisenfeld und Haunoldseck wie ein innerer Kranz noch im Bereich der Welser Vorstädte lagen. In diesen und der Stadt selbst findet sich auch noch eine Anzahl von Freihäusern, das sind Adelshäuser, die von bürgerlichen Lasten befreit, aber nicht Mittelpunkt einer Herrschaft waren. Der Einfluß, den all diese Besitzungen auf die Geschicke der Stadt nahmen, war nicht so groß, wie man meinen könnte. Die Besitzer lebten nicht ständig hier, sondern überließen die Verwaltung ihren Pflegern und ließen auch ihre Stadthäuser von Hausverwaltern versehen. Freilich, Umbauten und Neu= bauten haben ihre Auswirkungen gehabt! Jedoch wurden dazu vielfach Baumeister von auswärts geholt, die sich auf anderen Besitzungen bereits bewährt hatten oder von Freunden oder Verwandten empfohlen worden waren. Ein Beispiel dafür ist das Tillische Palais, die heutige Bezirkshauptmannschaft, das von Johann Michael Prunner erbaut wurde. Auch den Pflegern der adeligen Güter muß man einen Einfluß auf die Stadt zu= schreiben. Sie, die ja wirklich auf ihnen lebten, kamen vielfach in die Stadt und finden sich in späteren Jahren öfter als Haus= besitzer oder Inwohner. Bei Umbauten der erworbenen Häu= ser griffen sie nicht selten auf Verbindungen, die sie in ihrer Dienstzeit gewonnen hatten, zurück. Als Hausverwalter lassen sich in einigen Fällen, die wahrscheinlich vermehrt werden könnten, Handwerker, Kunsthandwerker und auch Künstler nachweisen. Im Kremsmünsterer Haus z. B. hat das Stift Kremsmünster durch etwa hundert Jahre eine Reihe von Künstlern als Hausverwalter eingesetzt. Die Einkünfte aus 46 dieser Anstellung sollten ihnen ihr künstlerisches Schaffen er= leichtern. Auch Wolfgang Andreas Heindl, der als barocker Freskomaler vom Kremstal bis nach Bayern hinein wirkte, gehört zu ihnen. Den gesamten Umfang der Einflüsse durch die verschiedenen Adelsgeschlechter, ihrer Pfleger und Haus= Verwalter auf die Stadt in Einzelheiten abzugrenzen, ist heute noch nicht möglich, weil die notwendigen Voruntersuchungen noch am Beginn stehen. Die Veränderungen der letzten 150 Jahre auf allen Gebieten des öffentlichen und vielfach auch des privaten Lebens haben sich auch auf die Burgen, Schlösser, Adelssitze und Freihäuser ausgewirkt. Die Grundherrschaften wurden 1848 aufgelöst, und damit fiel ihre Bedeutung als Mittelpunkt einer solchen oder als Stadtsitz weg. Dieser einschneidende Wandel, neben dem noch manch anderer zu nennen wäre, sei besonders her= vorgehoben. Noch stehen sie alle und haben je nach Lage und Größe Verwendung als Wohn= oder Amtsgebäude gefun= den. In Teilen der Burg Wels ist das Burgmuseum mit dem Landwirtschaftsmuseum, im Schloß Puchberg das katholische Bildungsheim untergebracht. Andere aber stehen leer, weil sich für sie noch keine neue Verwendung gefunden hat. Der alte Adelssitz Eisenfeld neben der Landesfrauenklinik ist von der Spitzhacke bedroht, weil seine Lage knapp an der Straße eine neue Verwendung besonders schwer macht. Und doch ist es schade um die reizvolle Empirefassade und um die schöne Stuckdecke im großen Eckzimmer dieses Objektes! Es wäre bedauerlich, wenn eines dieser Gebäude, die zu ihrer Zeit in der Geschichte der Stadt und des Landes ihre Bedeutung hat= ten, ganz verschwinden müßte. Vielleicht ist es die letzte Auf= gäbe, die diese Bauwerke auch in unserer Zeit noch zu erfüh len haben: an die Leistungen ihrer einstigen Bewohner zu er= Stuckdetail aus Schloß Eisenfeld. Beide Fotos Widder I .L

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