Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

lirtii« Aer (firolj. fi'incnJiaiiiiMi licrtoniiö! aiiA All'. •'ihiM' II?» -thiii Aii'-. iniilieriiiiiiii uiwAi# Jloinloliiiii; fttri'i -iiiiiimi^Suölfii] i'shtilira-.i;! uiiA riMiiv WL Schloß Parz bei Grieskirchen, erbaut im 16. Jahrhundert, Blick durch die Einfahrt auf die stimmungsvollen Laubengänge. Foto Eiersebner der Grabstein des Caspar von Perkham in der Kirche von Schöndorf, den man zu den vollendetsten im Lande zählen darf. Kulturelles Denkmal der nächsten Generation ist die Beteiligung an der Gründung der Landschaftsschule der oberösterreichischen Stände zuerst in Enns, dann in Linz um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Parallel zur Jörgerischen Geschichte verläuft auch hier das harte Los eines Ritters in türkischer Gefangenschaft aus Anlaß einer Niederlage im Kampfe gegen den anrennenden Erbfeind der Christenheit. Der Tod Caspar Perkhamers 1520 ermöglichte es dem Jör= ger gegen die Gerhaben (Vormünder) der jungen Söhne des Verstorbenen die Pfandschaft Pernstein zu erlangen und sein Sohn Helmhardt (1530—1594), der in Tollet geboren war, in Wels und am Hofe des Kurfürsten zu Sachsen aus= gebildet wurde, verstand es als glänzender Finanzmann am kaiserlichen Hofe, die Herrschaft um 1581 in seinen Eigen= besitz zu bekommen. Pernstein ist der erste Bau, den wir den Jörgern zuweisen können, er ist in den erneuerten Teilen von 1578 bis 1582 entstanden und heute, mit Aus= nähme des abgebrochenen, ehedem das Schloß überragenden Berchfrits, gut erhalten. Eine Restaurierung aus jüngster Zeit hat es verstanden, die ursprünglichen Reize wieder zur Geh tung zu bringen. Derselbe Helmhard vermochte es auch, die benachbarte Herrschaft Scharnstein an sich zu bringen, die das Almtal in gleicher Weise beherrschte wie Pernstein das Kremstal. In beiden Besitzkomplexen wurden arrondierende Maßnahmen durchgeführt, so daß sie zum Ende des Jahrhun= derts zusammen über fast 1000 Untertanenhäuser verfügten. Auch in Scharnstein hat Helmhart Jörger und in seiner Fortsetzung sein Sohn Karl Jörger gebaut. Der Neubau, aus der ehemaligen Schloßtaferne hervorgegangen, steht ebenfalls noch gut erhalten auf der Hochterrasse in Scharnstein auf der „Schafferleiten", auch hier ist in jüngster Zeit eine Instand= Setzung zu vermerken. Es scheint uns sehr kennzeichnend zu sein, daß die Differenz von wenigen Jahren genügte, um eine so starke Wandlung der geistigen Haltung zum Ausdruck zu bringen. Pernstein als Bergschloß steht in scharfem Gegensatz zu dem breit hinge= lagerten Neu=Scharnstein. Wir sind über die Motive gut unterrichtet, die zur Rettung Bernsteins führten, und die man als eine ideelle, geschichtsbewußte Gesinnung bezeichnen kann, zumal die Zugänglichkeit der Burg, in der zahlreiche Ange= hörige des Jörger=Geschlechtes zur Welt gekommen sind, auch damals beschwerlich war. Es fragt sich, ob in Scharnstein die Tatsache, daß die Felsen= bürg einer Brandkatastrophe zum Opfer gefallen und niemals mehr richtig instand gesetzt worden war, das einzige Motiv darstellt, die Burg in der Folge von dem schroffen Felsen in die Ebene zu verlegen, und damit den Übergang zum „Schloß" durchzuführen. Wir meinen vielmehr, daß das Ent= scheidende bei dieser Maßnahme die zunehmende Prunkliebe, die Repräsentationspflicht, die sich verstärkende Sicherheit darstellt, die es dem Herrschaftsinhaber erwünscht erscheinen ließ, durch persönliches Auftreten und Einwirken den Unter= tanen gegenwärtig zu sein. Wir müssen dabei bedenken, daß gerade in dieser Zeit die Vorgänge, die wir anfangs angedeu= tet haben, in voller Ausbildung waren. Es war den Jörgern gelungen, jede dieser Herrschaften mit einem Landgericht auszustatten, so daß sie nun unmittelbare Gerichtsrechte be= saßen und ebenso waren sie auf geistlichem Gebiet, als Trä= ger der Reformation, auf entsprechende Einflußnahme be= dacht. Für Pernstein erbauten sie eine Vergrößerung der Kirche auf dem Georgenberg, in Scharnstein ließen sie eine Holzkirche errichten. Die neue Lebensform oder Grundhaltung, von der wir schon gesprochen haben, kommt auch in der Errichtung neuer Schlösser zum Ausdruck, die seit etwa 1570 mehrfach fest= zustellen sind. Sie sind in der Regel aus Bauernhöfen her= vorgegangen, für die ihre Besitzer vom Kaiser die Erhebung zu Edelsitzen erreichen konnten. Bei den Pollheimern haben wir die Errichtung von Lichtenegg erwähnt, als weitere neue Anlage dieser Zeit darf wohl auch das Landschloß Parz gel= ten. Bei den Jörgern sind der Umbau von Aschach und NeuScharnstein und die Errichtung des Sitzes Trauneck in ThaU heim gegenüber von Wels zu nennen, was umso auffälliger ist, als die Jörger damals die Grundherrschaft, aus der dieser Besitz stammte, nicht einmal zu Eigen besaßen, sondern dar= über nur als Pfandschaft verfügten. Freilich darf man diese Neugründungen, denen z. B. im Um= kreis von Wels noch Puchberg anzureihen wäre, nicht zu sehr idealisieren. Sie hatten recht handfeste wirtschaftliche Hintergründe, da ein Edelsitz mit gewissen Befreiungen ver= Aschach an der Donau, Schloß Harrach, Blick auf den Südflügel mit Lauhengängen, erbaut in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. 38

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