Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

errichtete Seisenburg erst in unseren Tagen eingestürzt, der Sitz Rechberg gänzlich verschollen. Damit scheint das bauliche Erbe der Pollheimer zur Gänze erfaßt, wenn wir nicht anneh= men können, daß in Puchheim, das sie mit Schwans (dem kurz darauf zur Stadt erhobenen Schwanenstadt) von 1551 bis 1627 innehatten, einzelne Bauteile auf sie zurück= gehen. Es scheint uns das nicht allzuviel, wenn wir bedenken, daß sie in der Frühzeit Klaus und Wolfseck, später Rannariedl und Mistelbach, von 1499 bis 1550 die bedeutenden Pfand= herrschaften Kogl, Kammer und Frankenburg und von 1588 bis 1597 auch Schloß Ort am Traunsee innehatten. Die Stadt= erhebung Grieskirchens im Jahre 1611 ist das Ver= dienst des Reichshofrates Gundacker von Pollheim gewesen. Mit dem Besitz von Wels, Lichtenegg, Steinhaus und Eggen= dorf klingt im 17. Jahrhundert ihre Geschichte aus, das Ge= schlecht hat in derselben Zeit Oberösterreich verlassen. Die Geschichte der J ö r g e r umfaßt etwa den gleichen Zeit= räum wie die der Pollheimer. Sie haben jene in verschiedener Hinsicht abgelöst, ja z. T. beerbt, obwohl es Jahrhunderte gedauert hat, bis den Jörgern der Aufstieg vom Ritter= zum Herrenstand gelungen ist. Die ausführliche Geschichte aus der Feder ihres Historiographen, Herrn Pfarrer Heinrich Wurm in St. Georgen bei Tollet, gibt darüber ausführliche Kunde. Auch bei den Jörgern kommen wir mit den Genealogien ins 13. Jahrhundert zurück, doch war der Besitz, den sie damals an ihre Familie binden konnten, meist kleinteilig und ver= streut. Er befand sich meist östlich und nördlich des Hausrucks und reichte dort über die einstige, sich erst nach diesen Erwer= ben bildenden Grenze gegen Bayern hinaus. Von kleinen Sit= zen aus, die alle, ursprünglich sicher nur in Holz gebaut, schon längst nicht mehr erhalten sind, St. Georgen, Schwab= eck, Moos, Etzelsdorf, dann Roit usw., entfalteten sie eine unermüdliche wirtschaftliche und verwaltende Tätigkeit, die sie, wie so viele Angehörige des Ritterstandes, bald hier, bald dort im Lande auftauchen ließ. Im 15. Jahrhundert fin= den wir die Jörger vorübergehend in Scharnstein, im Krems= tal, in Neydharting (1499—1557). Aber nirgends konnten sie so gründlich Fuß fassen, daß sie durch ein Allod ein eigenes Haus hätten erwerben können und dadurch Aufstiegsmöglich= keiten gehabt hätten. In diesem Sinne muß man den Wider= stand des Herrenstandes gegen den rittermäßigen Landes= hauptmann Wolfgang Jörger (1513—1521) verstehen, von dem schon oben die Rede war. Es war aber trotzdem diese überragende Persönlichkeit, die den meteorhaften Aufstieg in den nächsten Dezennien er= öffnet hat. Seine Witwe, Dorothea Jörger, deren ein= drucksvoller Grabstein in S t. G e o r g e n als ein tief mensch= liches Denkmal gelten kann, vermochte es, die kraftsprühende Familie, eine Reihe außerordentlich befähigter Söhne, zusam= menzuhalten, so daß sich die Familie im 16. Jahrhundert in ganz Oberösterreich Besitz und weitreichenden Einfluß ver= schaffen konnte. Viel mehr als die Pollheimer verstanden es die Jörger, ihre Fähigkeiten im Hofdienst auch dem Auf= blühen ihrer persönlichen und familiären Verhältnisse nutzbar zu machen. Es war ein gewaltiger Schritt nach vorwärts, als es C h r i = stoph Jörger gelang, die Pfandschaft der Herrschaft Pernstein im Kremstal aus den Händen der P e r k = h a m e r zu erlangen. Auch diese Familie gehörte der gleichen Schicht an wie die Jörger, sie entstammte fast der gleichen Landschaft und hatte, ausgehend von dem Schloß W ü r = t i n g, das um 1600 in anderen Händen seinen erhaltenen, prächtigen Ausbau erfuhr, im mittleren Oberösterreich einen beachtlichen Aufstieg mitgemacht. Künstlerisches Zeugnis ist Links: Grabdenkmal des Caspar v. Perkham in der Filialkirche Schön darf.- kirche St. Georgen h. Tollet. — Rechts: Wels, Stadtpfarrkirche, Grabdenkmäler der Pollheimer !f /# ^ I Mitte: Grabdenkmal des Hans Adam Jörger in der PfarrSämtliche Fotos Eiersebncr 37

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