Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

Arbing'-. Diese Feste samt den zwei Ämtern wurde der Herr= Schaft Schwertberg=Windegg als dauernder Bestandteil einver= leibt. Nach Angabe im Schwertberger Haupturbar von 1603/04 war Hart um 1550 von Grund auf neu erbaut und um 1590 erneuert worden. Auch Hart wurde in der Folgezeit gelegent= lieh verpachtet und dann als Zehentkasten verwendet. Im 18. Jahrhundert wurde der Sitz dem Verfall preisgegeben und 1763 aus den Resten ein kleines Häusl erbaut. Im Jahre 1603 übernahm auch Georg Erasmus von Tscher= nembl für ein Darlehen in der Höhe von 8000 fl die landes= fürstliche Herrschaft Mauthausen samt dem Schlößchen P r a g s t e i n als Pfandherrschaft^l Pragstein hatte den Na= men von seinem Erbauer, dem Günstling der Kaiser Fried= rieh III. und Maximilian I. Laßla Prager. Dieser hatte dort auf einer Donauinsel im Jahre 1491, nach erlangter Erlaubnis des Kaisers, das Schlößchen Pragstein erbaut''"'. Pragstein mit Mauthausen war das ganze 16. Jahrhundert hindurch als Pfandherrschaft ausgegeben, und das Schlößchen hatte dar= unter schwer gelitten. In dem an Tschernembl ausgestellten Pfandbrief wird es als ein „ödes, altes, unausgebautes, in der Donau gelegenes Edelmannsschlößl, so bishero zu nichts ge= braucht worden, sondern je länger je mehr in Abödung kom= men und zerfallen" bezeichnet. Mit einem Kostenaufwand von über 3000 fl ließ nun Tschernembl das Schlößl ausbauen und erneuern. Bereits im Jahre 1612 wurde Tschernembl die Pfandherrschaft von Veit Spindler von Hofegg, nachdem er ihm die Pfandsumme von 8000 fl und die Baukosten in einer Höhe von 3062 fl 6 s ersetzt hatte, wieder abgelöst''". Tschernembl, der inzwischen das Schloß Schwertberg im Re= naissancestil um 1608 von Antonio Canevale hatte erneuern lassen^", wodurch sein heutiger Zustand im wesentlichen her= gestellt worden war, begann wegen der Befreiung von der Lehensobrigkeit mit dem regensburgischen Lehenpropst zu verhandeln. Diese Verhandlungen führten 1605 zu einem Ab= Schluß, und der Fürstbischof Wolfgang von Regensburg freite gegen eine Zahlung von 1500 fl die Herrschaft Windegg von der Lehenschaft und stellte ihm darüber am 13. September dieses Jahres einen Freibrief aus"'. Georg Erasmus Tschernembl, einer der bedeutendsten Politik ker unseres Landes, stand im Adelsaufstand 1619—1620 auf der Seite des Winterkönigs, verlor seinen ganzen Besitz und fand als gelähmter und gebrochener Mann in Genf eine letzte Zufluchtsstätte. In ärmlichen Verhältnissen, von seiner Gattin aufopfernd gepflegt und umsorgt, starb er dort am 18. No= vember 1626"®. Nach einer im Jahre 1621 aufgestellten Schät= zung der tschernemblischen Güter gehörten zur Herrschaft Windegg 212 behauste Untertanen und 45 ledige Grund= stücke, zur Herrschaft Schwertberg 99 behauste Feuerstätten und 28 ledige Grundstücke und zur Herrschaft Hart 78 be= hauste Feuerstätten; also insgesamt 389 Feuerstätten und 73 ledige Grundstücke. Das Landgericht in den drei Pfarren Tragwein, Schwertberg und Perg erstreckte sich über 600 Feuerstätten. Der gesamte Besitz wurde damals auf 98.304 fl 4 s 20 d geschätzt"®. Im Jahre 1622 verkaufte Kaiser Ferdinand II. die ihm heim= gefallenen tschernemblischen Güter um 90.000 fl seinem Statt= halter in Österreich unter der Enns, dem Grafen Leonhard Helfrich von Meggau"*". Die vereinigten Herrschaften wurden in Hinkunft wieder durch Pfleger verwaltet und das Schloß nur bei zufälligen Besuchen als Herrschaftswohnung benützt. Meggau war es, der nach böhmischem Muster den Versuch unternahm, im oberösterreichischen Machlandviertel eine aus= gedehnte Gutsherrschaft zu errichten. Graf Meggau besaß am Ende seiner Lebensbahn ein Drittel aller dortigen Grundherr^ Schäften und Feuerstätten, und zwar von 8703 insgesamt 2746 Feuerstätten. Nach seinem Tode wurde der Besitz wieder auf= gelöst und unter seinen fünf Töchtern aufgeteilt". Die zu Schwertberg vereinigten Herrschaften hatten demnach in dem großen Güterkomplex nur eine untergeordnete Bedeutung. Vom Pfleger Johann Kaspar Riedißer zu Riedißheim erwarb der Meggauer im Einstandswege um 1630 die kleine Herr= Schaft Poneggen mit Meierschaft, Waldungen, Taferne und 20 Untertanen um 4000 fl". Von einer Zwischenpause von 1651 bis 1685 abgesehen — Poneggen war an Johann Jakob Offner von Offenbach verkauft worden und wurde von der Witwe wieder um 5200 fl zurückgekauft —, blieb Pon= eggen der Herrschaft Schwertberg einverleibt, diente im 18. Jahrhundert als Unterkunft für eine ausgedehnte Seiden= raupenzucht, war in der Folge von 1763 bis 1818 Sitz einer KjUET.HßAJa. 8£ -Et a l". -L- ö Strumpffabrik. Erst 1807 wurde das Schlößchen endgültig ab= verkauft'". Im Jahre 1631 bekam der Meggauer vom Kaiser die Pfand= herrschaft Mauthausen,die ihm 1636 gegen Rücklaß des darauf lastenden Pfandschillings von 11.862 fl vererbt wur= de"'". Von der Herrschaft Mauthausen trennte er in der Folge 13 Feuerstätten und 9 kleine Häusl ab, die er als freies Amt mit der Herrschaft Schwertberg vereinigte. Die 13 Häuser besaßen die Gerichtsfreien von Mauthausen,die der Meggauer für sein Landgericht Schwertberg benötigte. Im Jahre 1634 kaufte Graf Meggau von den Erben nach Wolf Khünhammer den adeligen Sitz N e u h o f samt 18 Unter= tanen, ledigen Gründen, Zehenten und Weingärten zu Ober= loiben um 6000 fl und 100 Taler Leikauf zurüclU'. Der Hof war 1614 von der liechtensteinischen Lehenschaft befreit und zum adeligen Sitz erhoben worden. Erst nach längeren Ver= handlungen konnte dieser Kauf durch Ausstellung einer ordentlichen Verkaufsurkunde am 4. August 1637 zum Ab= Schluß gebracht werden. Der Neuhof, der bereits 1635 vererbt worden war und so die Eigenschaft eines adeligen Landsitzes wieder verloren hatte, wurde mit den 16 Untertanen, eben= falls als freies Amt, der Herrschaft Schwertberg einverleibt. Nach dem Tode des Grafen Leonhard Helfrich von Meggau am 15.April1644 wurden in der darauf erfolgten Erbschaftsteilung der Tochter Susanna, vermählt mit dem Grafen Heinrich Wil= 27

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