Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

eine kleinere Herrschaft, und zwar Schwertberg, daraufhin untersucht und dabei die einzelnen Burgen und Sitze kurz behandelt werden. Das Zentrum zur Ausbildung dieses Herrschaftskomplexes bildete nicht, wie wir vielleicht annehmen würden, die heute noch aufrechte und bewohnte Burg Schwertberg, sondern Windegg, das nun schon seit mehreren Jahrhunderten in Trümmern liegt. Im Schenkungsgebiet des Grenzgrafen Wilhelm an das Klo= ster St. Emmeram zu Regensburg vom Jahre 853^ entstand in der Folgezeit die Burg W i n d e g g. Mit der Gründung die= ser Burg wurde im Rodungsgebiet zwischen Aist und Naarn ein Mittelpunkt und Schutzraum für die dort angesetzten Siedler geschaffen. Der Entstehung der Neugründung nach den blutigen Ungarnkriegen im 10. Jahrhundert dürfte die Errichtung der Burg unter dem Regensburger Eehenträger, dem Domvogte Otto von Lengenbach (1170—1235), erfolgt sein. 1208 wird Windegg erstmals genannt und 1213 wurde sie vom Burggrafen „Dietrich de Windeke" verwaltet^. Nach dem Aussterben der Babenberger bemächtigten sich die Kuen= ringer der Burg und Herrschaft Windegg und später zog König Ottokar das Regensburger Schenkungsgebiet ein und belehnte sie damit. Nach dem Sieg über den Böhmenkönig Ottokar gab König Rudolf I. 1277 dem Bischof von Regens= bürg seine Güter in der Riedmark wieder zurück®^ und Leut= hold von Kuenring wurde angehalten, die Eehenobrigkeit von Regensburg anzuerkennen, was aus einer im Jahre 1287 aus= gestellten Urkunde hervorgeht". Von den Kuenringern ging der Lehenbesitz über Windegg im Jahre 1354 durch Kauf um 2347 Pfd. d. an Ulrich und Eberhard von Capellen über'. Nach dem Aussterben dieses Geschlechtes im Jahre 1406 mit Eberhard II. gelangte die Herrschaft Windegg an den Gemahl der bereits verstorbenen Anna von Capellen, Reinbrecht von Wallsee. Im Jahre 1449 ließ Reinbrecht IV. von Wallsee ein umfang= reiches Urbar seiner Familienbesitzungen, sowohl des Eigen= als auch des Lehenbesitzes, anlegen". Der Herrschaftsbesitz, der zur Burg Windegg gehörte und von dort verwaltet wurde, erstreckte sich über rund 200 Untertanen und einen Wildbann. Im einzelnen umfaßte diese regensburgische Lehenherrschaft folgende Güter: Das Dorf Au mit 15 Hofstätten, das Ufer= recht daselbst und die Aistmühle, die Güter zu Albarn, und zwar 2 Huben und ein Lehen in der Pfarre St. Valentin (weitere 10 bis 15 Güter zu Albern und Haid dürften auf dem fehlenden Blatt 11 verzeichnet gewesen sein), 17 Güter zu Lebarn und Naarn und eine Hofstatt, 7 Überländholzdienste zu Ottnstein und Straßwört, 9 Güter zu Haid in der Pfarre Mauthausen, 24 Güter zu Lynntach (Linna) in der Schwert= berger Pfarre, 13 Güter, deren Getreidedienste in Geld um= gewandelt worden waren, Markt Schwertberg mit 44 Burg= rechten und einer Mühle, Markt Tragwein mit 16 Burgrechten und sechs Hofstätten, 25 Güter und zwei Mühlen in der Trag= weiner Pfarre, dann die Lrbvogtei über drei zur Pfarrkirche Tragwein gehörige Güter und die Vogtei über die Pfarren Schwertberg und Tragwein — die Lehenschaft über Schwert^ berg hatte der Liechtensteiner und über Tragwein der Pfarrer zu Naarn — sowie einen Wildbann, der sich über das Schen= kungsgebiet zwischen Aist und Naarn erstreckte. Die aufge= zählten Höfe waren genau im alten Schenkungsgebiet von 853 zwischen Aist und Naarn, das von der Donau im Süden bis zum Zusammenfluß der Feld= und Waldaist und der Kleinen und Großen Naarn im Norden reichte, gelegen; nur der Markt ; O^riiTu-nJhlill'; - o^rßorif iterßor ritmttT. 7ßtrn ainfnfirf ^ V Hau (Mnrjiiifh Hati \ htnirw ntiiniem Sämtliche Abbildungen aus Georg Matthäus Vischer „Topographia Austritte Superioris modernae", Karte 1669, Topographie 1674. Totos: OO. Landesarchiv. Tragwein und ein Bauernhof lagen etwas nördlich davon. Bei der Teilung des reichen Wallseer Erbes nach dem Tode Rein= brechts IV. im Jahre 1456 fiel neben anderen Herrschaften, Burgen, Ämtern, Weingärten und Freihäusern seinem Sohn Reinbrecht V. auch die Herrschaft Windegg zu". Aus dem= selben Jahr ist auch die erste Pflegamtsrechnung von Windegg erhalten. Damals verrechnete die Herrschaftseinkünfte und Ausgaben der Windegger Amtmann Peter Hülber zu Zeidlarn (Zeilling) dem wallseeischen Schaffner zu Linz Wolfgang Ho= henfurter. Die Burg war nicht vom Herrengeschlecht bewohnt, sondern die Burghut war dem Angehörigen eines Mühlviertier Rittergeschlechtes Hanns Schweinbeck als Pfleger anvertraut. Er bekam dafür pro Quatember 4V2 Pfd. d., dann ein Schwein im Werte von 6 s. d., 2 Mut Korn und 3 Mut Hafer und die bestellten Söldner, die den Wachdienst versahen, zusammen 8 Pfd. d. und 40 Metzen Korn". Um 1463 hatte die Pfleg= Schaft von Windegg der Ritter Ulrich Zeller von Sebarn inne und 1480 der Ritter Sixt Paumgartner auf Grünau und als Amtmann war Thoman Rösch zu Aisthofen tätig. Am 15. März 1482 verschrieb Reinbrecht von Wallsee seiner Ge= mahlin Katharina, geborenen Starhemberg, neben 2000 Duka= ten „das gemellt Geslos und Herrschafft Wyndegk mit aller obrigkeit, Urbarleuten, Stukgen, Gülldten, Rannten, Wyld= pann, Tayhen, Vyschwayden, wysen, ägkhern, hölltzern mit 23

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