Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

erzer) Hauptgewerkschaft hinweist; im Jahre 1628 war der Speicher in deren Besitz übergegangen. Die Jahreszahl 1612 zwischen Fresko und Wappen deutet die Bauzeit an. Vor dem ersten Weltkrieg drohte diesem so bedeutenden Ge bäude eine große Gefahr: der Innerberger Stadel sollte einem Postgebäude weichen. Der Meister des Stahlschnittes, Michael Blümelhuber, brachte es jedoch mit dem Aufge bot seiner Energie und einflußreichen Verbindungen zu Erzherzog Franz Ferdinand zustande, daß dieser Renais sancebau erhalten blieb. Das Heimathaus Steyr umfaßt eine Reihe von bedeu tenden Sammlungen. Die beiden großen Säle, in denen früher das Getreide gelagert war, geben den Schaustücken einen stimmungsvollen Rahmen. Im ersten Stockwerk ist im wesentlichen die stadtgeschichtliche Abteilung unter gebracht, während der Bestand im 2. Stock als volkskund liche Abteilung zu bezeichnen ist. Ganz besonders spiegelt sich die alte Bürger- und Handwerkerkultur der Eisenstadt in den reichen Sammlungen. Man wird selten ein Heimat museum finden, das eine so reiche Folge von Zunftalter tümern besitzt. Auch das „Steyrer Kripperl", das in einer Halle des Innerberger Stadels zu Hause ist, erfreut sich zur Weihnachtszeit guten Besuches von jung und alt. Unter den Beständen des Heimathauses befinden sich Gegenstände, die über den historischen Rahmen weit hinausragen und künstlerisch bemerkenswert sind,zum Bei spiel das Stadtrichterschwert von Steyr (eine Renaissance arbeit mit Rollwerkornamentik) sowie spätgotische und barocke Statuen. Die Holzplastiken schmücken die Pfeiler der beiden Stockwerke. Zu den besten Bildwerken gehören zwei frühbarocke Gestalten, die vom ehemaligen Hochaltar der mittelalterlichen Benediktinerstiftskirche Garsten stam men. Sie wurden in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts von Hans Spindler d. Ä. gefertigt. Eine Figur hält das Stifts wappen von Garsten vor sich, die zweite das Wappen des Auftraggebers, des Abtes Anton II. Spindler von Hofegg. Der Zeit um 1500 gehört der größte Teil der gotischen Plastiken zu. Im ersten Stockwerk, das nun kurz behandelt wird, ist auch eine kleine geologische vor- und frühgeschichtliche Sammlung von Steyr und Umgebung ausgestellt. Bauge schichtlich äußerst interessant sind die Stadtansichten von Steyr vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Unter diesen be findet sich der Kupferstich nach einer Zeichnung des bedeutenden Stiftsmalers von Garsten, Johann Karl von Reslfeldt, aus dem Jahre 1693. Den weiträumigsten Teil bildetjedoch das Zunftwesen. Die Zunfttruhen,-Ordnungen, -bilder, -zeichen, -siegel, -pokale und -bücher vermitteln einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte des Handwerks und Gewerbes der Stadt. Sechs mit dem Stadtwappen versehene Ratshumpen aus Zinn sowie eine Reihe von alten Steyrer Drucken, Bildern und Büsten von Steyrer Persönlichkeiten (Werndl, Pritz, Blumauer, Vogl, Gürtler, Redtenbacher, Wickhoff, Holzmayr, Schroff, Blümelhuber u. a.) sind ebenfalls erwähnenswert. Auch Rechtsaltertümer nimmt man wahr. Die Einrichtung eines Steyrer Bürger zimmers im Stile Louis' XVI., Gegenstände des Steyrer Bürgerkorps und Arbeiten bürgerlicher Kleinkunst aus den abgelaufenen vier Jahrhunderten vervollständigen diesen Raum. '/ Oben: Das Stadtrichterschwert von Steyr, Renaissancearbeit mit Rollwerkornamentik Urnseitig: Heimathaus, 1. Stock, zwei Blicke auf die stadtgeschicht= liehen Sammlungen Fotos: M. Eiersebner Linke Seite: Fassade des Innerberger Stadels am Grünmarkt mit der Jahreszahl 1612. — Foto: Franz Melichar

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