Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

BUCHBESPRECHUNG: Erich Widder GLANZ DES EWIGEN SAKRALE KUNST IN ÖSTERREICH Von Fachleuten wird eine Flut an Bildbänden alter und neuer Kunst festgestellt. Manche sprechen bereits kritisch von einer Überflutung. Andererseits wird immer mehr der von Andre Malraux geprägte Begriff des „Imaginären Museums" als eines jedermann zugänglichen Weltmuseums im Bücher= schrank zur Geltung gebracht. Und so dürfte es wie bei allen Erscheinungen des geistigen Lebens sein, daß man prüfend wägen muß. Die Photographie in fachkundiger Hand hat unendliche Möglichkeiten der Kunstbetrachtung eröffnet. Ein Zuviel des Angebots ist eine logische Folgerung, die nicht abschrecken und das Gute in seinem Wert nicht mindern darf. Überlegt man nämlich kritisch, so ergibt sich sehr bald die überraschende Feststellung, daß dringende Bedürfnisse trotz Überfülle noch gar nicht befriedigt sind. Ein derartiges dringendes Bedürfnis, ja geradezu ein Gebot, ist die Behandlung der sakralen Kunst in Österreich. Andere Staaten und Kunsträume propagieren seit vielen Jahren ihre Kostbarkeiten und Schätze auf diesem Gebiet. So weiß man bestens Bescheid über die kirchliche Kunst in Frankreich, Deutschland, ganz zu schweigen von Italien. Nur Österreich führt immer noch das Dasein eines Aschenbrödels. Außer sei= ner Musik weiß die Welt wenig von seiner Kunst. Es erschie= nen zwar in letzter Zeit auch hierzulande Publikationen. Sie konnten aber in keinem einzigen Fall voll befriedigen. Des= halb wird sich sehr bald erweisen, daß das großartige Werk von Dr. Erich Widder, eines Linzer Kunsthistorikers, der gleichzeitig ein erfahrener und begabter Photograph ist, tat= sächlich auf dem internationalen Büchermarkt ein Bedürfnis darstellt. Es schränkt den Reichtum des österreichischen Kunstbestan= des bewußt auf die sakrale Kunst ein. Dadurch ergibt sich ein Auswahlprinzip, das Geschlossenheit der Wirkung erlaubt. Ein weiterer Vorzug: Dr. Widder ist nicht ein kunstgeschichtlich doktrinärer Photograph. Er kennt zwar den Wert der bild= mäßigen Dokumentation, bietet aber seinem Leser das weitaus wichtigere geschaute Photo. Er vermittelt ihm neben der Be= trachtung auch das Erlebnis, das immer spontan ist und sich nicht um kunstwissenschaftliche Engstirnigkeiten kümmert. Letzten Endes sollte die Kunstgeschichte bis zu einem gewis= sen Grad endlich einmal die naturwissenschaftliche Methodik überwinden und wieder zum Erleben der Werke zurückfinden. Dieses Buch weist einen Weg, seine Leser werden es dem Autor zu danken wissen. Äußerst gewissenhaft und wirkungsvoll in der Steigerung geschah die Auswahl der Werke. Der Autor mied alle aus= getretenen Pfade und hat ausschließlich aus eigenem Eindruck geschaut, gewertet und schließlich abgebildet. Er hebt dabei viele bisher wenig bekannte Werke in die ihnen zustehende kunstgeschichtliche Position — als Beispiel die „Rieder Kreu= zigung" im Öö. Landesmuseum oder die gotischen Fresken in der Prager Gruft der Mühlviertier Filialkirche Altenburg —, und er gibt eine beglückende Fülle von Hinweisen und An= regungen für persönliche Bereisungen. Besonders dafür wer= den ihm viele dankbar sein, da sie dadurch ihr ürlaubs= Programm wesentlich bereichern können. Wie viele werden sich gerne dem weiten Spannungsfeld von Lavant hingeben! Wie viele werden erstaunt sein über das prachtvolle Bild der Servitenkirche in Volders im ünterinntal, an dem sie sicher^ lieh oft schon ohne näheres Aufmerken vorbeigerast sind — liegt es doch unmittelbar an der Bundesstraße. Diese Beispiele mögen für die Vielfalt der anderen gelten. Zuletzt sei aber noch lobend hervorgehoben, daß der Autor auch den Sprung in die Gegenwart wagte. Er hielt sich dabei an die Überzeugung, daß „das theologische Konzept des neuen Bildgutes wieder in der Weißglut schöpferischer Meditation gerinnt". BERNDORF BESTECK TAFELGERAT ZIERT JEDEN TISCH Erhältlich in allen guten Fachgeschäften VEREINIGTE METALLWERKE RANSHOFEN-BERNDORF AKTIENGESELLSCHAFT GESCHÄFTSSTELLE WIEN I. U RAN lASTRASSE 2 81

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