Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

Auch zwei Fürsten auf dem Stuhle Petris stehen mit Oberösterreich in besonderer Beziehung: Enea Silvio Piccolomini, der nachmalige Papst P i u s II.(1458—1464), war als Sekretär Friedrichs III. 1445 In= haber der damals passauischen Pfarr= pfründe des Innviertler Ortes Aspach. In einem Brief schildert er in überaus lebendigen Worten einen Aufenthalt im bischöflichen Ebelsberger Schloß 1444. — Sein Porträt finden wir auf dem in Kar= minrosa gehaltenen 3=Centesimos=Wert der Gedenkausgabe an die Päpste mit dem Namen Pius, die Panama 1957 her= ausbrachte; die hellblaue 10=Centesimos= Marke dieses Satzes, aber auch zwei Marken des Vatikanstaates (1953 und 1958) zeigen Pius VI. (1775-1799), der als einziger regierender Papst nach Oberösterreich kam. Auf der Rückreise von seinem — ergebnislosen — Besuch bei Kaiser Josef II. in Wien 1782 über= nachtete er im Stift St. Florian und in Ried im Innkreis. Von den lebenden Souveränen sei auf Königin Friederike von Griechen^ land aus dem FFause Braunschweig=Lüne= bürg verwiesen, die ihre Kinder= und Jugendzeit als „Gmundner Prinzessin" auf Schloß Cumberland verbrachte. Ihr Porträt nach dem Entwurf von Alerizos Tassos und dem Stich von Thomas De la Rue finden wir als dunkelgrünen 4=Drachmen=Wert einer Gedenkmarken= Serie Griechenlands vom 21. Mai 1956. Wir wollen dieses kleine philatelistische „Bildarchiv" über Oberösterreich nicht schließen, ohne uns über das bisher vor= liegende zu freuen, aber auch für das im 2. Teil behandelte Thema noch einige, auch vom gesamtösterreichischen Stand= punkt aus vertretbaren Markenwünsche für die nächste Zeit anzumelden. Im Jahre 1963 erwarten wir eine Ge= denkmarke zum 100.Geburtstag des Lin= zer Dramatikers, Kultur= und Kunstkri= tikers Hermann Bahr, so wie wir auch eine baldige postalische Ehrung der weit über den Grenzen anerkannten Dichte= rin Enrica von HandebMazzetti, deren Todestag sich 1965 zum zehnten Male jährt, erhoffen. 1964 wäre Anlaß, des 100. Todestages Hermann von Gilms und 1968 der unvergessenen, in Linz geborenen Burgschauspielerin Hedwig Bleibtreu zur Wiederkehr des 100. Ge= burts= und zehnten Todestages zu ge= denken. — Dem bedeutendsten österrei= chischen Mundartdichter Franz Stelzha= mer blieb bis heute eine philatelistische Anerkennung versagt (1974: 100.Todes= tag), ebenso dem Steyrer Stahlschnitt= meister und Wiedererwecker dieser Kunst, Michael Blümelhuber, dessen 100. Geburtstag 1965 Anlaß zu einer Gedenkmarke, eventuell mit der Dar= Stellung einer seiner symbolischen Plastiken, sein könnte. — Der Innviertler Maler und Graphiker Wilhelm Dachauer (1881—1951), der selbst eine Anzahl ausgezeichneter Briefmarken schuf, wür= de sicher eine postalische Würdigung verdienen, wie auch für Alfred Kubin (1877—1959) bald eine Gedenkausgabe zu veranstalten sein wird. 1964 bietet sich zum 50. Todestag von Ludwig Hatschek die Gelegenheit, dem Erfinder des Asbestzements (Eternit) und mutigen Unternehmer einen Wert zu widmen,zumal das Fehlen einer Sonder= postmarke anläßlich des festlich began= genen 100. Geburtstages 1956 kritisch vermerkt wurde. — Als hervorragende Eisenbahntechniker kämen Franz Anton Ritter von Gerstner (1796—1840) und Karl Wurmb (1850—1907) für eine Mar= kenemission in Betracht. Die Widmung einer Gedenkmarke für den um Österreichs Bestand in den schweren Jahren nach dem ersten Welt= krieg hochverdienten, aus Perg stammen= den Bundeskanzler Dr. Johannes Scho= her würde sich anläßlich seines 100. Ge= burtstages 1974 ergeben. Längst fällig ist eine Markenserie „Hei= lige aus Österreich", zu der wir als würdigen Vertreter für unser Land den römischen Bekenner und Blutzeugen des Christentums St. Florianus nennen, wo= bei hier an die Wiedergabe eines guten Kunstwerkes aus öberösterreich gedacht UNTERNEHMUNSEM " -T C ^ ^ ^ STAHLWf«: VÖ£)T L>N REPUBLIKÖSTERREICH 5 k^^^ ^^^............... werden könnte, wie ja leider in der bis= her geübten Praxis der Motivwahl noch fast gar nichts aus dem reichen Schatz der gotischen und barocken Meisterwerke unserer Heimat herangezogen wurde. Der 450. Todestag Maximilians I. im Jahre 1969 wäre günstiger Grund, diesen Kaiser endlich auch in Österreich durch eine Markenausgabe, etwa mit dem ein= drucksvollen Welser Totenbild, zu ehren. Zum ersten Teil dieser Betrachtungen sei die am 15. September 1961 in dem fünf Werte umfassenden Satz „15 Jahre ver= staatlichte Unternehmungen" erschie= nene, von Adalbert Pilch entworfene und von Georg Wimmer gestochene (in der Farbgebung nicht sehr glückliche) rotviolette 3=Schilling=Marke nachgetra= gen, die mit einer Darstellung aus dem LD=Stahlwerk der VÖEST in Linz (Einleeren des Roheisens in den Blas= Stahlkonverter) (17) diesen größten schwerindustriellen Betrieb Österreichs seinem Rang entsprechend dokumen= tiert. Es würde über den Rahmen und Zweck dieser berichterstattenden Abhandlung hinausgehen, näher auf die Probleme der graphischen Gestaltung der Post= Wertzeichen einzugehen. „Es gibt" — nach einem Wort von Prof. Dr. Emil Preetorius, München'"', — „nicht beliebig viele, sondern nur einige Möglichkeiten, dies kleine, streng begrenzte, auf ganz bestimmte formale Forderungen gestellte Gebilde künstlerisch richtig zu verwirk= liehen, in eine gültige Gestalt zu bin= den." Von der Seite des Philatelisten ge= sehen, soll nicht eine ausgeklügelte, sy= stematisch überzüchtete Abartensamm= lerei, sondern einzig und allein das Markenbild den Betrachter voll in seinen Bann ziehen. Daß dieses — von Format und Material ausgehend, sinn= und stilvoll durchgeformt — die künst lerische Ranghöhe von ehedem wieder erreichen und vielleicht auch übertreffen möge, erhoffen wir für die Zukunft. Abschließend sei es dem Autor gestattet, für das Überlassen von Unterlagen und Hinweisen besonders zu danken: den Herren Ministerialrat Dr. ötto Kram= mer, Generaldirektion für die Post= und Telegraphenverwaltung Wien; Oberrat d. w.D.Dr.Franz Lipp und Rat d. w.D. Dr. Alois Großschopf sowie Bibliothekar 1. Kl. Dr. Alfred Marks, Linz; Leo Win= keler, Antwerpen, und Alarich Guglber= ger, Linz. 17 Blasstahlkonverter VÖEST Linz 1961 Die Kunst der kleinen Form. Gebrauchs= graphik. Jg. 1956, Heft 4. 80

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