Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

ADOLF BODINGBAUER Vom Innerberger Stadel zum Heimathaus Steyr In der 2. Hälfte des 19.Jahrhunderts war, wie in manchen Orten Oberösterreichs, auch in Steyr der Musealgedanke lebendig geworden. Mit der Anlegung einer Sammlung von musealen Gegenständen begann in Steyr das Ehepaar Jakob und Marianne Kautsch. Bereits 1890 waren so viele heimatkundliche Gegenstände gesammelt, daß eine Aus stellung im damaligen Bürgerschulgebäude möglich wurde. Die ständig und rasch wachsenden Sammlungen nahm 1894 die Stadtgemeinde Steyr in Obhut und brachte sie im Rathaus unter. Der erste Kustos war der Lehrer Blümelhubers, Gustav Ritzinger, sein Nachfolger war Jakob Kautsch. 1898 wurden die musealen Bestände in der Industriehalle untergebracht, seit 1913 beherbergt sie der Innerberger Stadel. Doch nun einiges über die Geschichte des zuletzt genannten Gebäudes. Bereits um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Bau eines Getreidekastens geplant, in dem auch Fleischbänke untergebracht werden sollten. Den Stadt vätern schien hiefür der Platz unterhalb des Pfarrhofes besonders geeignet. Der Chronist Valentin Preuenhueber berichtet über den Bau in seinen „Annales Styrenses" unter Annus Christi 1611 folgendes: „In diesem Jahr ward auch der Anfang gemacht, gemeiner Stadt Getrayd-Kasten gegen den neuen Thor ueber, allda vorher ein leerer Platz, oder Brand-Staette gewest, zu bauen, welcher erst im dritten Jahr hernach voellig aufgefuehret worden; Ist ein sehr nuetzlich und zu einem Getrayd-Kasten ein ansehn lich schoen Gebaeude: Stadt-Cammerer oder Baumeister war damahlen Joachim Haendel. Als man nun im Werck mit solchen Bau begriffen war, nähme der Abt von Garsten den Grund in Anspruch, daß selbiger zum Pfarr-Hof gehoerig sey; Erhielte von dem Landes-Hauptmann Ein stellung dieses Baues, biß man sich mit ihme guetlich ver glichen, jaehrlichen von gemeiner Stadt dem Pfarrer zu Steyer, ein benanntes in Geld und Saltz fuerohin zu reichen. Bey dieser Baufuehrung hat sich ein Maurer zu todt ge fallen." Dieser ehemalige Getreidespeicher ist zu den schönsten Gebäuden der Renaissance in Steyr zu zählen. Hervorzuheben sind die prachtvolle Fassade mit dem Doppel, giebel, das R.ustikaportal und die reichen Sgraffiti, welche die Fenster und Türen umrahmen. An den ursprünglichen Zweck des Gebäudes erinnert noch ein Fresko über dem Hauptportal mit einer Darstellung aus der „Genesis" und der Inschrift: „Josephs Brüder Kommen in Egypten Traidt zukauffen." Inmitten der breiten Fassade befindet sich ein Wappen, das auf die Zeit der Innerberger (Eisen-

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