Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

einer Garnison dem Städtchen wirtschaftliche Hilfe bringen. Einen wirklichen Aufschwung erlebte Enns aber erst im 20.Jahrhundert,als es Anschluß an die moderne industrielle Entwicklung fand. Dadurch stieg die Bevölkerungszahl von durchschnittlich 2000 in früheren Jahrhunderten auf über 8000 an. 7. Die weiteren Schicksale der Burg Enns Im Jahre 1565 überließ Kaiser Maximilian II. seinem Ennser Burgvogt Dr. Georg Gienger die alte baufällige Ennser Burg samt dem freien Platz davor, wo früher die Stallungen standen,als Eigengut und erlaubte ihm,sie nach Gutdünken auszubauen. Bald darauf, 1571, nannte sich der neue Burgherr erstmalig nach Ennsegg. Das heutige Schloß Ennsegg ist also Nachfolger der alten landesfürst lichen Burg. Die zweite landesfürstliche Burg in der Wiener Straße ist erst auf Befehl Friedrichs III. 1475 wohl gleichzeitig mit der neuen Brücke in Verlängerung des Wiener Berges erbaut worden, wozu fünf Bürgerhäuser aufgekauft und abge brochen werden mußten. Wahrscheinlich war die alte Burg schon damals baufällig und unbewohnbar geworden. So wie das heutige Schloß Ennsegg,war auch schon die alte landesfürstliche Burg an die Stadtmauer angebaut. Als die Stadt 1565 das baufällige Gebäude als Zeughaus erwerben wollte, führte sie im Schreiben an den Kaiser an, ein widerwärtiger Besitzer könnte zum Schaden der Stadt Ausund Eingänge in die Mauer brechen. Wir können daher schon den Befehl Herzog Albrechts HI. an den Hauptmann von Enns, Eberhart von Kapellen, von 1373, die Türme und Fenster der Ringmauer instand zu halten, auf diese Buig beziehen. Daraus ergibt sich, daß der nördlichste Teil des Stadtberges so wie heute auch damals nicht in die Stadtbefestigung einbezogen war. Auf dieser freien Fläche stand die Georgskapelle. Sie wird 1361 und 1459 als vor bzw. außerhalb der Stadt liegend bezeichnet, und 1459 wird auch angegeben, die Behausung des Kaplans befinde sich neben der Kapelle. Der Abbruch dieses Bauwerkes erfolgte 1595. Wenn hier auf dem Georgenberg 1186 jener Vertrag ge schlossen wurde, durch den die Steiermark an Österreich kam, so ist anzunehmen, daß damals schon die Burg stand und auch die Kapelle, nach der der Berg seinen Namen erhalten hatte. Wahrscheinlich besitzt sie aber noch ein wesentlich höheres Alter und geht auf die Ennsburg von 977 zurück. Sie wird 1192 an die Babenberger und später an die Habsburger übergegangen sein. Diese verpfändeten sie vor 1309 an Heinrich von Wallsee und lösten sie erst 1345 von seinen Nachkommen wieder zurück. Schon 1346 war Eberhard von Kapellen Hauptmann von Enns und wahrscheinlich Pfandinhaber von Burg und Herrschaft und blieb es vermutlich bis zu seinem Tod 1406. Ihn lösten Hans Ponhalm als Pfleger und dessen Sohn Clemens ab, der sie 1462 zurückgab. Nun folgten als Pfandinhabern die Stadt, 1477 Erzbischof Johann von Gran, Laßla von Prag, 1512 Andreas Baumkircher, 1535 Johann Löbl, 1544 Georg Ilsung und schließlich 1550 Georg Gienger. Die neue Burg Ennsegg ist seit 1565 ständig Privatbesitz geblieben. Die Inhaber der Burg waren Vertreter des Landesfürsten in der r Enns, Pfarrkirche, gotische Wallseerkapelle aus dem 2. Viertel d. 14. ]h. Photo: Eiersebner. Stadt, wie schon die Namen „Hauptmann von Enns" und „Burgvogtei" bezeugen, und übten ein beschränktes Auf sichtsrecht. Enns ist heute vor Freistadt die zweitkleinste von den ehemals sieben landesfürstlichen Städten Oberösterreichs. Für den Historiker ist sie aber wohl die interessanteste; nicht nur wegen seiner bedeutenden Stellung in der Ver gangenheit und weil Lauriacum als Legionslager und ZivilStadt seine Aufmerksamkeit anzieht, sondern weil hier das Verhältnis der einzelnen Siedlungen und Siedlungskerne zueinander und ihre zeitliche Abfolge viele Probleme auf gibt, die nur durch die Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaften gelöst werden könne. Dies gilt ebenso von der Frage des Zusammenhanges zwischen Altertum und Mittelalter und dem frühen Christentum in unserem Lande, die sich hier studieren lassen. Weitere Forschungen werden daher in Lorch und Enns noch manche wichtige Erkennt nisse bringen können. 65

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2