Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

Lorch, TiliaU hzw. Friedhofkirche von Enns, Ansicht von Süden. Photo: Eiersehner. Kaiser Ottos II. Herzog Heinrich von Bayern (947—955) von Bischof Adalbert (um 946) das Gut Ennsburg, und dieser Tausch ist uns durch zwei spätere Urkunden bezeugt. Die Ennsburg kam also 901 an Passau, Mitte des 10. Jahr hunderts an den Herzog von Bayern und durch Otto II. 977 zusammen mit 10 Königshufen wieder an Passau zurück. Kaiser Otto II. verschenkte hier eigentlich bairisches Herzogsgut an das Passauer Bistum. Dies ist jedoch durch die allgemeinen politischen Verhältnisse leicht verständlich. Nach der Niederringung Heinrichs des Zänkers war das Königtum an einer Schwächung der Position des bairischen Herzogs interessiert und in diese Richtung zielende Maß nahmen sind auch anderweitig erfolgt. Der neue von Otto II. eingesetzte Bayernherzog Otto war damit einverstanden und wird ausdrücklich unter den Intervenienten für die Schenkung genannt. Wir dürfen also annehmen, daß sich die Ennsburg tatsäch lich im Besitz der Passauer Bischöfe befand. Das Gut Ennsburg, welches 977 an St. Laurenz geschenkt wurde, dürfte aber seine Selbständigkeit als Besitzkomplex nicht verloren haben. Über den Grundbesitz der Laurenzkirche liegt ein Urbar von 1526 vor. Es verzeichnet Besitz vor allem im Westen und Norden der Stadt, darunter eine Peunte und einen Garten unter dem Georgenberg und eine Wiese in der Altstadt; aber auch in Ennsdorf gehörte geringfügiger Besitz dazu. Der Umfang dieser Güter ist jedoch viel zu gering, um annehmen zu können, das praedium Ennsburg habe den Kern der späteren Pfarrhof herrschaft gebildet. Im Jahre 1064 unterstand auch der Fährmann bei der Ennsburg (naulus ille de Ensihurc) dem Bischof von Passau. Wahrscheinlich ist diese Ennsburg von 977 schon mit der späteren Burg auf dem Georgenberg identisch. Noch vor 1164 muß diese als Passauer Lehen an die steirischen Otakare gekommen sein und wurde von diesen dann 1186 bzw. 1192 mit ihrem Erbe den Baben bergern übergeben. 4. Lorch nach dem Bau der Ennsburg Oberleitner hat die Behauptung aufgestellt, in den Mauern von Enns seien noch Überreste des alten untergegangenen Lorch enthalten. Nun stammt aber die heutige Stadtmauer sicher im wesentlichen erst aus dem Spätmittelalter. Sie wurde vor allem zur Zeit der Bedrohung durch Matthias Corvinus (1484—1490) ausgebaut. So verausgabten die Bürger von Enns 1487 3000 Pfund zur Herstellung der Ringmauern, und 1488 wurden die Bewohner in einem Umkreis von zwei Meilen angewiesen, zur Befestigung der Stadt Frondienste zu leisten. Für die planmäßig angelegte Stadt der Babenberger besitzen wir die Nachricht, das Lösegeld des Richard I.öwenherz sei zur Befestigung ver61

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