Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

ENS AVSTRTAE CiyiTAS Superiümn ab ii^crian diwJrns — ---?• r ■■ ?}"feL^P-"'V-j eiifSigs« ^atihaus. • ~ ^18s _ s Thir%hir.-hn. V_jf, r?: Enns, Stadtansicht aus 1517 im Germ. Nationalmuseum. Photo: Dr. Widder. so daß wir daraus nicht auf einen Rückgang der Bevöl kerungszahl, sondern eher auf eine Christianisierung der Baiern schließen müssen. Insgesamt wurden um Lauriacum 27 Gräberplätze festgestellt, darunter 5 größere, deren Untersuchungsergebnisse in nächster Zeit vorliegen werden. Zu diesen urkundlichen und archäologischen Zeugnissen kommt noch eine Reihe wichtiger anderer Argumente, wie das Fortleben des Wissens um den Martyrertod des heiligen Florian im Jahre 304. Die Eintragung in das Martyrologium Hieronymianum reicht mindestens ins 7. Jahrhundert zurück. Sie fußt auf einer echten, in die römische Zeit hinaufreichenden Überlieferung. Unabhängig davon entwickelte sich Ende des 8. Jahrhunderts die Florianslegende, die sich dann weiter ausbildete und in welche im 9. Jahrhundert die fromme Frau aufgenommen wurde, der sich Florian offenbarte und die seinen Leichnam bestattete. Ihr Name Valeria taucht erst im 10.Jahrhundert auf. Als Begräbnisort gilt seit der Karolingerzeit das nach ihm benannte Stift, wobei die Ereignisse des Jahres 791 wahrscheinlich eine Renaissance des Florian-Kultes brach ten. Weitere Momente, die für eine Kontinuität sprechen, sind das Erhaltenbleiben des Namens Lauriacum und die Fest stellung römischer Fluren. Der Name Lauriacums kommt 791 verschoben als Loraha vor, aber auch unverschoben in der antiken Form Loriaca, was am ehesten dadurch zu erklären ist, daß die Romanen an der lateinischen Namens form festhielten. Schließlich hat Brosch festgestellt, daß in der heutigen Feldflur das antike Feldmaß weiterlebt und die römische Feldflur ungebrochen in das Mittelalter überging. Es sprechen also so wichtige Tatsachen für eine Kontinuität vom Altertum zum Mittelalter, daß eine solche nicht völlig abgeleugnet werden kann. Damit ist allerdings wenig ge wonnen,solange wir nicht Maß und Bedeutung der Kultur zusammenhänge genauer feststellen können. Darüber sind wir leider nur auf Vermutungen angewiesen. Das Lager und auch andere Bauwerke,wie diefrühchristlichen Kirchen, blieben sicher bestehen. Es ist wohl auch nicht zu be zweifeln, daß sich Reste romanisch-christlicher Bevölkerung gehalten haben, die den lateinischen Namen des Ortes, die Flurformen und die Nachricht vom Tode Florians über lieferten. Sie konnten wie die Romanen um Salzburg auch die Bekehrung der heidnischen Baiern erleichtern. Die Ausgrabungen von Maria-Anger und St. Laurenz machen ja sogar ein Kultkontinuum wahrscheinlich, weshalb wir die Awarenkatastrophe von 700 nicht überschätzen dürfen. Wenn andererseits die Nachricht der Vita Severin! zutrifft, Odoaker habe die Romanen 488 nach Italien führen lassen, muß dieses Bevölkerungselement nachher doch zahlen mäßig schwach gewesen sein und nur untere soziale Schich ten umfaßt haben. Dies wird bis zu einem gewissen Grad durch das Nachlassen der Bestattungszahlen — das allerdings auch anders gedeutet werden kann — und die ergrabenen 59

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