Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

Ii stimmt, zeigt schon der Vergleich mit Steyregg und Grein: Als Eferding zur Stadt erhoben wurde, stand in Steyregg erst eine Burg und in Grein konnte man eben zum Bau der Greinburg rüsten. Und als Eferding mit dem Tode des letzten Schaunbergers aus dem Blickfeld rückte und seine hohe Zeit hinter sich wußte, erlebte Steyregg seine Blüte unter den Jörgern und in Grein weihte man die ersten Zunftfahnen. Doch wie dem auch sei — vor einem verblassen alle Er wägungen und historischen Spekulationen: Der Zauber der Kleinstadt an der Donau webt in Eferding gleichermaßen weiter wie in Steyregg und in Grein, samten und noch ganz dem Traum verpflichtet am Morgen,von Taten und Schick salen erzählend am hohen Mittag und leidenschaftlich erglühend am Abend, wenn der Strom in die Dämmerung gleitet. Denn wenn der Strom in die Dämmerung gleitet, werden diese Städte wach — nicht was ihre Bewohner angeht und auch nur für die kurze Zeitspanne, bis die Finsternis sie deckt. Aber diese knappe Stunde genügt, um ihr Wesen zu ergründen, um in ihnen unterzutauchen, so daß schließlich nichts bleibt als der Blick von der Stadt hinauf zur Burg, wo sich das Licht noch am längsten hält. Und es begann mit Burgen. Grein, Schloß Greinburg, Hof mit Arkadengängen. Photo: Eiersehner. ALOIS ZAUNER LORCH UND ENNS 1. Lauriacum zur Römerzeit Die Sprachforscher sind sich darüber einig, daß im Namen Lauriacum ein keltisches Wort steckt. Es muß also zum Zeitpunkt der Anlage des ersten römischen Lagers bereits eine keltische Siedlung bestanden haben. Lage und Ausmaß derselben sind uns unbekannt und wir besitzen auch keine Fundhinweise. Da die Kelten jedoch aus Verteidigungs gründen Höhensiedlungen bevorzugten, ist dieses Kelten dorf wohl, am ehesten auf dem Stadtberg zu vermuten. Bei Linz sind solche Keltenniederlassungen auf dem Frein berg und dem Gründberg nachgewiesen worden, so daß man annehmen kann, in Enns seien die Verhältnisse ähnlich gewesen. Bald nachdem unter Augustus das norische Königreich unter römische Oberhoheit geraten war, hat man außer der starken Festung Carnuntum der Donau entlang mehrere kleine Kastelle errichtet. Dazu gehörte auch ein Erdkastell in Lauriacum im Ausmaß von 71x124 Meter. Es reicht in die Zeit des Kaisers Claudius (41 —54) zurück und lag nördlich der heutigen Stadelgasse. Auch eine römische Zivilsiedlung dürfte hier schon entstanden sein. Nach längerer Zeit friedlicher Entwicklung, welche der Romanisierung sehr förderlich war, erhielt Oberösterreich unter Hadrian (117—138)in Ovilava den ersten städtischen Mittelpunkt. Entscheidend für die weiteren Schicksale wurde der Einbruch der Markomannen seit 167 n. Chr. Man sah ein, daß die Donaugrenze durch stärkere Kräfte geschützt werden müsse, und verlegte nun die während des Krieges (167—192) aufgestellte zweite italische Legion nach Albing östlich der Ennsmündung. Entweder unter Commodus (180— 192), wahrscheinlich aber erst unter Septimius Severus (205) erbaute sie das neue Legionslager westlich der Enns, nördlich des alten Erdkastells im Ausmaß von 539x398 Meter. Es erhielt eine rund 2 Meter starke Um fassungsmauer mit 4 Ecktürmen, viermal 2 Tor- und 24 Zwischentürmen. Wie mehrere freie Plätze vermuten lassen, war es von Anfang an auch als Zufluchtsort für die 56

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2