Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

Er eilte ja sein ganzes Leben von Ort zu Ort, um seinen Verpflichtungen als Herr seiner Erblande, als Herr der burgundischen Länder und als deutscher Kaiser nachzu kommen. Soweit sich seine Fahrten verfolgen lassen, ist festzustellen, daß er bei fastjedem seiner Züge durch Ober österreich auch in Vöcklabruck weilte. Ob er selbst den Auftrag gab, die Wappenreihen an den dortigen Türmen zu malen,oder ob es eine Huldigung der Stadt an den Kaiser war, können wir nicht mehr urkundlich erheben. Möglich ist beides, denn die Persönlichkeit des Kaisers, die in späteren Geschiehtswerken zum Teil mit manchem Tadel bedacht wird, hat auf seine Zeitgenossen tief gewirkt. So rühmt der Welser Heinrich Tombner in seinem Epitaph, das er 24Jahre nach dem Tod des Kaisers dichtete, diesem nach, daß er nachsichtig, zuvorkommend und milde war, klug und ritterlich regierte, im Krieg aber tapfer gewesen sei. Den gemeinen Nutzen habe er so hoch geachtet, daß er ihn höher gestellt habe als das eigene Leben. Darum habe ihn jedermann geliebt und geachtet. Rückblickend erscheint uns der Kaiser sprunghaft, ständig planend und von häufigen Rückschlägen betroffen. Er ist ebenso dem Mittelalter verhaftet wie er einer der Wegbe reiter der Neuzeit war. Über dem vielen, das er nicht er reichte, darf man das, was Bestand hatte, was er auf den verschiedensten Gebieten anbahnte und förderte, nicht vergessen. Aber noch wesentlicher ist es, auf das Urteil eines Mannes zu hören, dem der Kaiser als Mensch und Herrscher noch lebendiger Eindruck war und der zu einer Zeit seine Worte schrieb, da der Monarch schon längst verstorben war. Einzelheiten über den bildlichen Schmuck des oberen Stadtturmes sind noch nicht bekannt. Nur so viel ist sicher, daß das Mittelstück das Stadtwappen war, in dessen Nähe sich auch das Wappen der Pollheimer befunden hat. Dies ist gleichfalls in dem spätgotischen Wandfresko in der Schöndorfer Kirche der Fall, wo das Stadtwappen das Herzstück bildet, das von den Wappen von Oberösterreich und Steiermark, vom Bindenschild und vom kaiserlichen Wappen mit dem Doppeladler umgeben ist. Unweit davon befinden sich Wappen adeliger Geschlechter, darunter der Pollheimer auf Wartenburg und Puchheim. Haupt dieses Zweiges der Pollheimer war damals Wolfgang, ein persön licher Freund des Kaisers; dieser verlieh ihm auch den Orden des Goldenen Vlieses. Ein Bruder Wolfgangs war Bernhard, der für seine Verdienste in diplomatischen Diensten des Kaisers zuletzt Administrator des Bistums Wien wurde. Die Bischofsweihe lehnte er, obwohl er Geist licher war, ab. Die Beziehungen zwischen den Pollheimern und Vöckla bruck waren in jener Zeit durchaus gut. Jedoch brachte der Ausbau Timelkams, das 1512 auf Bitten Wolfgangs von Pollheim vom Kaiser zum Markt erhoben wurde, später der Stadt mancherlei Schaden. In der Reformationszeit setzten sich die Pollheimer sehr für die Verbreitung des Luthertums ein und gaben den Protestanten zur Zeit der Gegenreformation mancherlei Hilfe. Das „Auslaufen" der Bürger zu den Gottesdiensten der pollheimischen Prädikanten in Wartenburg und Puchheim, wo auch getauft und getraut wurde, bot ständige Klagen in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts. Es würde zu weit führen, die Beziehungen Vöcklabrucks zu den Geschlechtern, deren Wappen sich im Wandfresko der Schöndorfer Kirche befinden, auch nur zu streifen. Auch das prachtvolle Christophorusfresko der Kirche, das nur wenig älter ist, kann nicht in den Kreis unserer Be trachtungen einbezogen werden. Jedoch soll darauf hinge wiesen werden, daß das Wandfresko mit den Wappen nur vorläufigen Charakter trug, denn man steckte damals mitten im spätgotischen Umbau der Kirche. Der neue Turm war damals bereits begonnen worden, und man plante nach seiner Fertigstellung, den alten Turm abzu reißen und das Langhaus um ein Joch zu erweitern. Nur dem Umstand, daß durch die Türkenkriege und den Übertritt der Vöcklabrucker Bürger zum Luthertum der Umbau nicht vollendet werden konnte, verdanken wir die Erhaltung der beiden Fresken in der Schöndorfer Kirche. Dadurch erhielt allerdings auch Vöcklabruck sein Wahr zeichen, die Kirche mit den beiden Türmen hintereinander, die ohne Kenntnis der Baugeschichte mancherlei Rätsel aufgeben und zu manchen Erklärungsversuchen Anlaß gaben. Neben dieses Wahrzeichen ist nunmehr durch die Restaurierung der Wappen des unteren Stadtturmes ein neues getreten, das in Österreich kein Seitenstück hat. TiU iede4% ELEKTRO-BAU AG. 41

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