Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

'IJ- _i -H- - ■ .i'üflnbrujirt. . *■• «r—" —■»■ .p > ■ - - ■ - ,-.--:-s ^ . ? . .„ji- ; 'V •■ ■3,, m i^kUhü Vhrsta F'fiUji dichlc Umseitig: Ostturm mit Wappenreihe (Bild Kaiser Maximilians moderne Ergänzung). Foto: Heinz Bernatzik Fragen wir nach den Grundlagen der Macht des Kaisers, so sind die österreichischen Erblande und Burgund als ihre Eckpfeiler zu bezeichnen. Dieser Hausbesitz ermöglichte es ihm, seine Politik durchzuführen, und durch ihn gewann er im Reichsregiment, das 1495 begründet wurde, zwei Stimmen, während die weltlichen und geistlichen Fürsten nur je sechs, der reichsunmittelbare Adel eine und die Städte zwei Stimmen besaßen. Glücklich war Maximilian über dieses Reichsregiment nicht, denn dieses wollte ebenso regieren wie er selbst. 1502 gelang es ihm, das Reichs regiment matt zu setzen, das damals seine Tätigkeit ein stellte. Dieses Jahr ist es aber auch, in dem die Wappen am Vöcklabrucker Stadtturm gemalt wurden. Ein Jahr vorher hatte er die Verlobung seines Enkels Karl mit Glaudia, der Tochter Ludwigs XII. von Frankreich, durchgesetzt. So wie sich diese Ereignisse mit den Wappen malereien am Vöcklabrucker Stadtturm in Verbindung setzen lassen, ist es auch möglich, die Entstehung der älteren Wappenreihen mit geschichtlichen Ereignissen zu verbinden. Das Doppelbildnis seiner Kinder entstand 1494, als der Kaiser seine zweite Ehe mit Bianca Maria Sforza schloß und sein Sohn Philipp die Regierung in den Nieder landen antrat. Das Lehensschwert stammt aus dem Jahr 1496. Im Jahre vorher wurde der ewige Landfrieden geboten und die heilige Liga begründet, deren Feldhauptmann Kaiser Maximilian I. 1496 wurde. In diesem Jahr brachte er auch die Hochzeit seines Sohnes Philipp mit Johanna von Kastilien zustande, die 1500 alleinige Erbin Spaniens einschließlich seiner überseeischen Besitzungen wurde. 1499, Oben: Alte Ansicht von Vöcklahruck um 1645 als Vorzeichnung zum entsprechenden Stich in der Topographia provinciarum Austria= Carum 1649 von Merian (Ortsansichtensammlung des OD'. Landes^ museums) Foto: Max F.ierscbner im Entstehungsjahr des Wappenturmes von Innsbruck, zeichnete sich dieses Ereignis bereits deutlich ab. Die Wappensuite des Triumphzuges kann man hingegen mit der Kreiseinteilung des deutschen Reiches 1512 und mit den Planungen für die habsburgisch-jagellonische Doppel hochzeit, die 1515 auch wirklich zustande kam und zur späteren Erwerbung Böhmens und Ungarns führte, in Zusammenhang bringen. Gewiß spielen bei all diesen Wappenreihen auch andere Momente mit, wobei nicht untersucht sei, welches letzten Endes ausschlaggebend war. Denn die Parallele zwischen den angeführten Ereignissen und der Entstehung der Wappenreihen bleibt bestehen und ist sicher mehr als bloßer Zufall. Führte die Betrachtung der Auswahl der Wappen am Vöcklabrucker Stadtturm in die Weite, verbinden sich dabei Stadtgeschichte und Geschichte des Landes, des ganzen Reiches, ja Europas, so ist doch auch zu fragen, wieso Kaiser Maximilian 1. in Vöcklabruck diese Wappen reihen malen ließ. Hier ist zurückzugreifen auf die ältere Geschichte der Stadt. Die Siedlung war bereits Besitz der Babenberger, wurde nach deren Aussterben ottokarisch und kam nach dem Siege Rudolfs von Habsburg an die Habs burger. Darum zählte Vöcklabruck nach der Erhebung zu einer Stadt zu den sieben landesfürstlichen Städten Ober österreichs. Eine besondere Rolle spielte sie in den Kämpfen der Habsburger gegen die Schaunberger als Brückenkopf. In ihren Mauern befand sich auch eine kleine Stadtburg des Landesfürsten, in der Kaiser Maximilian 1. öfters weilte. 40

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