Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

^ ' . ■ ' ■>. a ■■«y' •■ ' 1 ') S , i . Ik I < ■Äi k 1 \ Stuckdetail aus dem Palais Tilly (Bh. Wels) Zweifellos hat diese Epoche den Charakter des Stadtplatzes so weit ausgeprägt, daß die Erneuerungen des 19. Jahr hunderts daran nichts mehr zu ändern vermochten. In der Bereicherung des Stadtbildes durch die Vorstadthäuser oder -paläste des Adels hat diese Zeit ein neues Element dem Stadtbild beigefügt, das in künstlerischer Hinsicht be deutender ist als die sonstigen, mit wenigen Ausnahmen in einem kleinen handwerklichen Rahmen verbliebenen Ge staltungen des Vorstadtplatzes, die vielfach unbeachtet auch heute noch erhalten geblieben sind. Nach dem, was wir heute von den Werken der Welser Barockkünstler wissen, ist der kulturelle Einfluß der Stadt nicht nur in ihrer unmittelbaren Umgebung belegt, sondern hat auch die südlichen Gebiete des Landes, bis in den Bereich des Stiftes Spital a. P., erfaßt. Die Mittler für diesen Vorgang dürften die Hohenfelder Benefiziaten gewesen sein, die ihren Sitz in Wels hatten, jedoch dem genannten Stifte angehörten. Ein weiter reichender Einfluß, vor allem in den bayerischen Westen, ist in der Barockzeit ausschließ lich dem Freskanten Wolfgang Andreas Heindl gelungen. Andererseits fällt es auf, daß die Stadt in dieser Epoche viele künstlerische Kräfte aus den eben genannten Gebieten an sich gezogen und zur Wirkung gebracht hat. Neben der Tätigkeit von Linzer Künstlern, die eine einseitige Ein wirkung erkennen lassen, ist bevorzugt auch der Markt Kremsmünster zu erwähnen. Hier zeigt sich nicht nur das Ergebnis der hervorragenden kulturellen Kraft des dortigen Benediktinerstiftes, sondern auch ein vielfaches künstlerisches Wechselspiel, das sich zwischen den beiden Orten in allen Epochen abgespielt hat, da auch die Welser Kunsthand werker dort stets zu Aufträgen kamen. Die Belege für die Daten in diesem Aufsatz werden voraussichtlich im 8. Jahrbuch des Musealvereines Weis beigebracht werden, soweit sie nicht dessen bisher erschienenen sieben Bänden entnommen sind. Lambach erwarb, ist durch in Lambach gefertigte Fresko malereien der Nachwelt erhalten geblieben. Es ist nicht möglich, daneben auch noch die Folge der Namen der Goldschmiede und Zinngießer, der Kartenmaler und Hafner aufzuführen, doch sind alle diese Zweige des künstlerischen Handwerks in der Barockzeit mit einer oder mehreren Werkstätten zu verfolgen. Wir sehen damit, daß die Barockstadt Wels mit ihren rund vierhundert Häusern und vielleicht 4000 Einwohnern auch in künstlerischer Hinsicht den Erwartungen entspricht, die man an sie stellen kann. Wenn wir nunmehr unsere eingangs gestellte Frage zu beantworten versuchen, so ist sie wohl in dem Sinne positiv zu beurteilen, daß Wels, das 1732 bei der Abrechnung des Neubaues des Pfarrkirchenturmes diese Bauführung damit motivierte, daß er der an der Hauptstraße gelegenen Stadt, die täglich von Fremden passiert und mithin der Ehre des ganzen Landes dienen werde, daß also diese Stadt vor allem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine dem allgemeinen Aufschwung nach der siegreichen Beendigung •der Türkenkriege entsprechende Kräftigung erlebt hat. Mag auch dieser Aufschwung, etwa im Gegensatz zur Landeshauptstadt Linz, nicht zu einer Ausdehnung und Vergrößerung geführt haben, so hat er doch zu einer Neu formung des Ererbten und Uberlieferten beigetragen. Fotos, wenn nicht anders gekennzeichnet: K. Zaglmayer, Wels F.FOKSTER SEiTigoa ^Uinz-Salzburg-UJels J 37

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