Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

RÜPPe „ * imm ^« Wels, Stadtplatz, Blick gegen die Stadtpfarrkirche am Rathausbau 1737/38 in Verbindung zu bringen, womit sich vielleicht ein Schlüssel für die Welser Stuckfassaden finden läßt, die zu den Besonderheiten und den eigen tümlichen Reizen des barocken Wels zählen. Gilt für die Fassade des typischen Welser Bürgerhauses die Eigentümlichkeit der anscheinend kubischen Form, der vorne hochgezogenen Mauer, die zur Formierung einer Attika geradezu einlädt, so ist die Gliederung durch hohe, aber keineswegs stark ausgebildete, meist kapitellgekrönte Pilaster ebenso kennzeichnend. In gleicher Richtung wirken die oftmals verwendeten verbindenden Ornamente zwischen den Fenstern, während die kräftig aufgesetzten Fenstergiebel trotz ihrer geschwungenen Form die Florizontale betonen und damit oft ganze Fronten verbindende Akzente setzen. Solange eine kritisch sichtende Unter suchung dieser Fassaden nicht geleistet worden ist, muß darauf verzichtet werden, hier ins Detail zu gehen. Doch muß auf die Häusergruppen am oberen Stadtplatz, nächst und gegenüber dem Rathaus, sowie auf die Gruppe der Häuser Nr. 34, 35, 36 und einzelner ihrer Gegenüber hingewiesen werden, denen sich der Großteil der schon erwähnten Adelshäuser anreihen läßt. Die Stuckfassade des Hauses Nr. 5 (Einhornapotheke) verdient wegen der Einzigartigkeit ihrer Ornamente nochmals eine besondere Hervorhebung. Auch die Reihe der Bildhauer ist durchwegs, teilweise sogar von weither, zugezogen. Der älteste Meister, von dem wir uns ein gewisses Bild machen können, Johann Carl perger (1665—1711), 1688 als Bürger aufgenommen. stammte aus Ried, damals Bayern. Seine Werke, erhalten in Steinhaus und in Vorderstoder, verloren aus der Stadt pfarrkirche in Wels oder in Pichl bei Wels durch den Brand von 1750,erweisen ihn als Schwanthaler-Schüler,dem kaum selbständige Bedeutung zukommt. Sein Nachfolger Markus Rodler, der 1711 Bürger wurde und später vielleicht in Gleink tätig waiy stammte aus Altstetten im Allgäu und konnte daher die Traditionen des schwäbischen Barocks kennengelernt haben. Später kam Johann Felix Tren tini (Tridentini), Mitbürger seit 1729, aus Innsbruck; ihm sind von Woisetschläger Steinplastiken in Lambach und ebenso die bedeutendsten plastischen Welser Barock schöpfungen, die Nepomuk-Kapelle in der Traungasse, die Portalfiguren der Stadtpfarrkirche und der hl. Nepomuk in der Grünen Zeile in Lichtenegg zugewiesen worden. Der einzige Welser Bildhauer, dessen Werk eine stilkritische Überprüfung erlaubt, zum Teil auch wegen der Qualität dazu herausfordert, war Ignaz Mähl, Mitbürger seit 1741, der aus Linz stammte und in Wels 1779 im Alter von 66 Jahren starb. Werke seiner Hand sind in Vorderstoder, in Offenhausen (aus Schleißheim) und im Linzer Museum (aus Schörfling) bekannt, doch ist damit zu rechnen, daß sich sein Oeuvre vergrößern läßt, wenn man ihm syste matisch nachgeht. Ignaz Mähl hat seinen Weg aus schweren Anfängen,verfolgt von vielen Schicksalsschlägen,genommen. Seine späteren Werke zeigen eine außerordentliche Aus druckskraft, die in mancher Hinsicht als ein Gegenstück zur Expressivität des etwas älteren Welser Malers Heindl gelten kann. Es wird zu überprüfen sein, ob ihm etwa die Plastiken des ehemaligen Hochaltars bei den Minoriten 35

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