Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

V »i Sli'i«« !■ Weh,Stadtplatz, Blick gegen Ledererturm Grinzenberger, dessen Tätigkeit zum Beispiel am Schloß Bernau bei Fischlham belegt ist und dem schon wegen seiner Herkunft die Verbindung zum barocken Bauen in seinem eigentlichen Sinn und zur Kunst des Stucks zuzu schreiben sein wird, trat neben der Zusammenarbeit mit Prunner durch verschiedene Pläne und Aufnahmen des Minoritenklosters hervor, vor allem als dieses 1748 durch Blitzschlag in Brand geraten war. Eine wesentliche Beschä digung des Prunnerschen Rathausbaues ist damals ent gegen der bisherigen Annahme nicht entstanden, wie ein Archivfund von Dr. Friederike Grill-Hillbrand eindeutig zeigt. Ein Teil der Grinzenbergerischen Pläne für die Minoriten stammt aus der Zeit vor dem Brande von 1748; so sind auch die Entwürfe für die heute noch stehende Fassade auf 1746/47 zu datieren. Neben einem Entwurf eines un bekannten Meisters sind zwei von Grinzenberger signierte erhalten, einer davon ist unter Einhaltung verschiedener Details des Zierates ausgeführt worden. Der heutige Zu stand zeigt nur geringe Änderungen in der Dachzone, die wohl auf den schon erwähnten Brand zurückgehen. Die Bedeutung dieser Feststellung liegt darin, daß es eine Anzahl von Stadtplatzhäusern gibt (z. B. Nr. 13 und 46), an denen sehr ähnliche Schmuckformen festgestellt werden können. Es wird dadurch möglich sein, den Anteil Grinzenbergers am heutigen Stadtbild festzulegen. Er scheint die Zusammen fassung der Fensterachsen durch verbindenden Dekor bevorzugt und Pilaster eher vermieden zu haben. Nach dem Brande bei den Minoriten war Grinzenberger wegen der Wiedererrichtung der Dächer und des Turmes in Konkurrenz mit dem bekannten und bedeutenden Steyrer Baumeister Gotthard Heyberger getreten, von dem mehrere erhaltene Entwürfe für eine Erneuerung des Kirchenraumes herrühren dürften. Leider sind diese groß zügigen Pläne nicht zur Verwirklichung gelangt. So blieb denn die Kirche auf dem Kalvarienberg der einzige Welser Barockbau, der in seinem Inneren und Äußeren etwas von der bodenständigen Kunst dieser Epoche ahnen läßt. Die zweite Stadtmeisterschaft lag seit 1692 in Händen von Martin Reisinger (1656—1736), der vom Reisinger gut in Thalheim stammte und dessen Wettbewerb mit Prunner zum Beispiel bei der Spitalskirche erwiesen ist, dann, seit 1737,bei Hans Georg Haslinger aus Schörfling, der Reisingers Witwe geheiratet hatte, und von 1759—1803 in Händen des Simon Seethaler, wiederum eines Kremsmünsterer Maurermeisters Sohn. Wenn auch für diese damals in Wels maßgebenden Meister noch keine Werke namhaft gemacht werden können, so ist immerhin ihre Herkunft aus dem bodenständigen Handwerk der Umgebung beachtenswert. Daneben waren in Wels und in seiner Umgebung weitere Meister tätig, von denen uns besonders Hans Michael Scherhauff, Maurermeister und Stukkadorer, interessiert, der am 30. 7. 1732 aus der Untertanenschaft der Burg Wels entlassen und als Mitbürger aufgenommen wurde. Er stammte aus Nöham, vor den Toren der Stadt, woselbst zahlreiche Personen des Namens Scherhauff als Handlanger und Maurer nachweisbar sind. AufGrund einer Rechnungs notiz sind wir wohl berechtigt,Scherhauff mit Stuckarbeiten 34

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