% & I Stelzhamerstraße Nr. 16, Mittelsaal, Deckengemälde v. VJ. A. Heindl, 2. Viertel des 18. Jahrhunderts Foto: Bundesdenkmalamt Wien Es scheint uns nunmehr an der Zeit, der Frage nach den Welser Barockkünstlern unsere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Kunstgeschichte verzeichnet bisher eigentlich nur zwei Namen: den Baumeister Johann Michael Prunner aus Linz und den Maler Andreas Heindl, der am Stadt platz behaust war. Die jüngste Studie von Grimschitz hat für Prunner folgende Bauten in Wels namhaft gemacht: die Spitalskirche (1712 —1714), die Kalvarienbergkirche (1715—1716), das Gartenhaus der Hohenfelder Benefiziaten (um 1720), den Palast Tilly (um 1724) mit dem Gartenhaus, den Turm und das Westportal der Stadt pfarrkirche (1731/32) und das Rathaus (1737/38). Bei den beiden ersten hat Grimschitz aufdie Bauführung durch den Welser Stadtmaurermeister Wolfgang Grinzenberger hingewiesen, beim Rathausbau ist dieser als Konkurrent aufgetreten. Sowohl vom Pfarrkirchenportal als auch vom Rathaus sind Originalpläne vorhanden, im letzteren Fall ist Prunners Honorierung dafür erwiesen. Prunner war aber nicht nur beim Rathaus, sondern auch beim Bau der Spitalskirche und bei einer Renovierung des Stadtplatz hauses Nr. 32, das damals der Pfleger von Feyregg besaß (Grimschitz hat für Feyregg ebenfalls Prunners Tätigkeit namhaft gemacht), im Gegensatz zu den Welser Stadt maurermeistern. Beim Stadtplatzhaus Nr. 40 war er als Gutachter berufen worden. Bei allen Künstlerfragen in der Architektur dieser Zeit und insbesondere im Rahmen der bürgerlichen Aufträge ist es außerordentlich schwierig, die künstlerische Planung, die bauliche Ausführung und schließlich die Ausstattung mit plastischem Dekor an bestimmte Persönlichkeiten zuzu weisen und diese voneinander zu trennen oder in einer Person vereinigt anzunehmen. Wir sind von der Art der Zusammenarbeit der verschiedenen Faktoren viel zu wenig unterrichtet. Trotzdem mag es von Nutzen sein, zu ver suchen, über die bauhandwerkliche Potenz der Stadt Wels einen Uberblick zu gewinnen, wie er uns aus einem Meister buch aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts entgegentritt. Danach bestanden hier zwei Stadtmeisterschaften, von denen jeder „Betrieb" etwa 10 bis 20 Gesellen beschäftigte, während die „Geymeister" in Marchtrenk, Krenglbach usw. nur über 2 oder 3, höchstens 5 Gesellen verfügten. Wenn wir den Beginn des 17. Jahrhunderts beiseite lassen wollen, aus dem wir keine bedeutenderen Leistungen mit den überlieferten Namen in Verbindung bringen können, so haben wir als Vorgänger Grinzenbergers den Stadt maurermeister Leonhard Rumplzu nennen(1655—1719), dessen gleichnamiger Vater, Maurermeister an der Bernau bei Fischlham, 1694 im Alter von 84 Jahren in Wels starb. Von Rumpl wissen wir noch nicht viel, außer daß er um 1705/06 mit einem Welser Bürger wegen eines Baues im Streit lag. Um so reicher fließen die Quellen für Wolfgang Grinzenberger (1680—1759), der aus Kremsmünster stammte, wo sein Vater, ebenfalls Maurermeister, zur Zeit der Neuausstattung der Stiftskirche auf Kosten des Abtes die Kunst des Stukkierens gelernt hatte. Als sein Nachfolger darf Johann Wimmer (Wibmer) aus Eisenstadt im Burgenland gelten, der 1770 eine Tochter Grinzenbergers heiratete und 1771 die Stadtmeisterschaft erhielt. 33
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