Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

- : n t rlr r' r: c j\.phig^'^"y ■■> '■ r Gesellschaft außer der Johannes-Nepomuk-Kapelle am Ausgang der Traungasse keine bedeutenderen künstlerischen Leistungen hervorgegangen sein dürften. Die maßgeblichen Personen finden wir immer noch unter den Lebensmittel händlern und Gastwirten, aus deren Kreis mehrere der Stadtschreiber, Stadtrichter und Bürgermeister der Zeit von 1700 bis 1740 stammen. Nicht wenige von ihnen haben sich durch geschmackvolle Neugestaltungen einen Nach ruhm gesichert, da uns am Stadtplatz etwa 20 bedeutende Barockfassaden dieses Zeitraums erhalten sind. Die kriegerischen Zeitläufte der ersten Regierungszeit Maria Theresias scheinen ein Nachlassen der künstlerischen Tätigkeit des Bürgertums bewirkt zu haben. Dagegen sind gegen Ende des Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit mehrere zum Teil sehr beachtenswerte Rokokofassaden entstanden, von denen wir das Haus Stadtplatz Nr. 52 nennen wollen, da es geradezu Modlerische Ornamente zeigt, dann das Kremsmünsterer Haus (Nr. 63), aus Anlaß des Stiftsjubi läums 1777 neugestaltet, weiter die Fassade des Gasthauses zu den „Drei Kronen" am Vorstadtplatz von 1767 und in der ehemaligen Lederervorstadt das Haus Schwimmschul gasse Nr. 3 in volkstümlicherer Gestaltung. Schließlich gilt es noch einen Faktor zu erwähnen, der zu dem Bild des barocken Wels nicht wenig beigetragen hat: der hier ansässige Adel. Dieser verlegte seine Tätigkeit weniger auf die Ausgestaltung seiner Freihäuser am Stadt platz (der Neubau des Hohenfelderischen Freihauses Nr. 56 von 1657/58 ist einer der wenigen datierten Neubauten des 17. Jahrhunderts), als auf die Verschönerung der Landhäuser in der unmittelbaren Umgebung der Stadt. Sie sind heute zum Großteil in ihr Wohngebiet einge wachsen. Hier wären vor allem das Tillysche Palais (Bezirks hauptmannschaft) mit seinem reizvollen Gartenhaus zu nennen, dann der sogenannte Herminenhof im Westen der Stadt, der von den Freiherren von Fiselsberg um 1720 gegenüber von ihrem Freisitz Alttrauneck erbaut wurde und der in dem von den Castner von Siegmundslust er neuerten Schloß Trauneck südlich der Traun ein Gegen stück hat. Das um 1700 Katzianersche Schloß Lichtenegg hatte wegen der dort geübten Förderung von Künstlern besondere Wichtigkeit. Ganz in der Stadt aufgegangen ist heute das Gartenhaus der Hohenfelderschen Benefiziaten in der Stelzhamerstraße (Nr. 16), erbaut unter dem Einfluß von Joh. Mich. Prunner und interessant wegen der einzigen in Wels erhaltenen Fresken seines bedeutend sten Malers Wolfgang Andreas Heindl. Bei dem Neubau des Graf Salburgschen Hauses auf dem Vorstadtplatz (Josefsplatz 12) nach dem Brande von 1 723 ist anzunehmen, daß der Bauherr die Künstler von auswärts berufen hat. Neben Stadtbürgern und Adeligen hatte die Zwischen schicht der meist aus bürgerlichen Kreisen stammenden Pfleger und Verwalter der umliegenden Grundherrschaften und der Burg und Grafenschaft Wels auch für die Fassaden am Welser Stadtplatz besondere Bedeutung. Aus diesem Kreis sind die Fassaden Stadtplatz 3, 5 und 52 hervor gegangen, von denen die zweitgenannte, die heutige Einhorn-Apotheke, hervorragende Wichtigkeit besitzt. Oben: Rokokofassade, Kaiser=]osefs=Platz 56 (1767) Mitte: Entwurf des Welser Maurermeisters Wolfgang Grinzenberger (1680—1759) für die Fassade des Minoritenklosters Unten: Fassade Kaiser=]osefs'Platz 12, Graf Salburgsches Freihaus (1723) 32

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2