Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

«■Ä\l \ r' Entwurf für eine Mariensäule bei den Minoriten v. W. A. Heindl (?) Johann=von=hiepontuh=5tatue aus 1732 in Entwurf für eine Mariensäule hei den der Grünen Zeile Minoriten, sign. W. A. Heindl Märkte, die erst in letzter Zeit „ausgesiedelt" wurden, als lebendiges Element zu erwähnen. Freilich steckt auch in der Erklärung der einzelnen Fassaden viel Personenge schichte. Als eine der ältesten unveränderten Schauseiten mag die des Stadtplatzhauses Nr. 65 gelten, die gegenüber dem dreigeschossigen „nachgotischen" Arkadenhof sehr einfach wirkt. Es darf angenommen werden, daß dieser 1562 da tierte Bau vom Handelsmann Stefan Marchtrenker er richtet worden ist. Während dieses Haus sich ohne Auf hebens der ganzen Front einfügt, ist dies bei dem ehemaligen Weißschen Freihaus (Nr. 39, Bundespolizeikommissariat) ganz anders. In seiner Mächtigkeit, im unvergleichlichen Schmuck seiner fasettierten Schauseite zeigt es sogleich, daß Christoph Weiß, der mächtige, einflußreiche Bauherr des Schlosses Würting, der Pfandinhaber der Burg und Grafschaft Wels, der Günstling König Mathias', in anderen Kreisen zu verkehren gewohnt war. Im danebenliegenden Haus Nr. 38, das später der jahrzehntelang maßgebliche Stadtrichter und Bürgermeister Johann Andreas Beyrath bewohnte, ist der Zierat des 16. Jahrhunderts nur mehr auf der Nebenfront in der Schmidtgasse erhalten geblieben. Wir wollen auch nicht der bemalten Fassaden dieser Zeit vergessen, von denen die eine am ehemaligen Hofmannschen Freihaus am unteren Stadtplatz unlängst erneuert worden ist und das benachbarte Haus Nr. 19 demnächst in seinem Schmuck wiederhergestellt werden soll. Wenn wir demgegenüber feststellen müssen, daß das 17. Jahrhundert am Welser Stadtplatz mit keinen auf wendigeren Schauseiten vertreten ist, so scheint sich die Ansicht der Stagnation zu bestätigen. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß diese Zeit doch eine des Wiederaufbaus und des allmählichen Frstarkens war, aus der die Blüte des 18. Jahrhunderts erstehen konnte. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts zeigten sich die ersten Zeichen dieses Aufschwungs zunächst auf kirchlichem Gebiet. Während vor der Jahrhundertmitte die Wieder instandsetzung der Minoritenkirche (nach 1626) und der Neubau des Kapuzinerklosters (1630/31) in den denkbar einfachsten Formen durchgeführt worden war, nachdem durch Stiftungen einzelner Bürger im Verein mit der Pfarre Thalheim die teilweise dem städtischen Bruckamt unterstehende St.-Ägydien-Kirche in Aigen jenseits der Traun neu ausgestattet worden war, ging man, besonders unter dem tatkräftigen Administrator Sebastian Agricola, seit 1680 an die Erneuerung der Altäre der Stadtpfarrkirche. Leider ist davon, obwohl bedeutende Meister (z. B. Mathias Högenwald aus Passau) im Verein mit heimischen Kräften herangezogen worden waren, nichts erhalten geblieben. Uns muß es genügen, festzustellen, daß der allgemeine Aufschwung, der zu den großartigen Neubauten der heimi schen Stifte geführt hat, auch an Wels nicht ganz ohne Wirkung vorübergegangen ist. Zur gleichen Zeit erfolgte ein Eingriff in die Wirtschafts struktur der Stadt dadurch, daß auf Betreiben des lang jährigen Stadtschreibers und späteren Bürgermeisters Kaspar Messerer die unzeitgemäß gewordenen Holzhandelsprivi legien durch die Gründung einer Holzhandelskompanie ersetzt wurden. Obwohl durch diese Maßnahme eine Konzentrierung des für die Stadt sehr wichtigen Holz handels erfolgte, sind wir nicht in der Lage, dies am Stadt bild abzulesen, da aus dem Kreis der Mitglieder dieser 31

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