Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

daraufwar ganz Bayern österreichisch. Als Karl Albert 1 74,'i starb, entsagte sein Sohn im Frieden zu Füssen allen An sprüchen auf Österreich und erhielt sein Kurfürstentum mit dem Innviertel zurück. Infolge des Aussterbens der bayrischen und bald darauf der kurpfälzischen Linie der Wittelsbacher sollte Karl von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld das bayrische Erbe an treten. Kaiser Josef II. nahm dies zum Anlaß, die vorder österreichischen Länder gegen Bayern einzutauschen. Fried rich II. von Preußen, der Feind jeder österreichischen Machterweiterung, wollte diesen Plan um jeden Preis vereiteln und erklärte den Krieg. Maria Theresia,der langen und blutigen Auseinandersetzungen in ihrer Regierungszeit müde, verhinderte ihn durch Nachgeben. Im Frieden von Teschen 1779 fiel das bayrische Gebiet rechts des Inns an Österreich und erhielt den Namen Innviertel. Damit münden die Städte ein in die österreichische Geschichte. Endlich haben die Flabsburger die Innlinie, die sie seit dem Spätmittelalter erstrebten, erreicht. Vom 28. öktober bis 3. November 1779 besuchte Kaiser Josef II. das Innviertel. Vom Haunsberg nächst Öberndorf an der Salzach schaute er über das obere,von Schardenberg beiSchärding über das untere Innviertel. An seine Mutter Maria Theresia schrieb er: „Es ist ein winziger Gegenstand, wenn man daran denkt, was vielleicht hätte gelingen können; aber an und für sich ist dieser Landstrich schön und gut und für Oberösterreich sehr gelegen." Bayern verschmerzte den Verlust nicht leicht. In den Napoleonischen Kriegen finden wir es wieder auf franzö sischer Seite. Dreimal besetzten des Korsen Truppen das Innviertel. Schwerstens betroffen wurde Schärding bei der letzten Besetzung 1809. In heftigem Bombardement ging die ganze Stadt in Flammen auf. 1810 wurde das Innviertel wieder bayrisch, nachdem es vorher ein Jahr lang unmittel bares französisches Staatsgebiet gewesen ist. Am 2. Mai 1816 wurde es im Vollzuge der Bestimmungen des Wiener Kongresses an Österreich zurückgegeben. Vermerkt darf noch werden, daß es in Ried war, wo sich in letzter Minute Bayern 1813 vertraglich auf die Seite Österreichs, Preußens und Rußlands gegen Napoleon stellte und diese Schwenkung sofort mit bedeutendem Truppeneinsatz als ehrliche Tat bekräftigte. Es wäre zu einseitig gesehen, wollten wir die Bedeutung der drei Innviertier Städte nur im Politisch-Militärischen suchen, denn auch die wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen waren groß und vielfältig. Schärding und Braunau liegen am Inn. Die vollkommene Umorientierung von Verkehr und Wirtschaft durch die modernen Beförderungsmittel und die Industrie in den letzten hundert Jahren lassen uns heute kaum noch ahnen, welche Rolle die Flüsse bis ins frühe 19. Jahrhundert als Regler von Flandel und Verkehr spielten. Der Inn war neben der Donau Bayerns wichtigster Fluß. Er sammelte den Südnordverkehr und -handel Ostbayerns und führte ihn zur Donau. Durch die Brennerstraße, die in Hall und später in Innsbruck den Inn erreichte, und die Salzach, welche vor Braunau in den Inn mündet, wurde dessen Handels raum wesentlich verlängert und verstärkt. Man sehe doch einmal die Karte daraufhin an, wie viele Städte, von Landeck in Tirol angefangen, bis nach Passau, am Inn liegen! Für die Salzach gilt das gleiche. Vielfältig waren die Frachten, die die zwei Flüsse auf ihrem Rücken trugen: Ried im Innkreis, Detail vom Marienaltar der Brüder Martin und Michael Zürn 1656 Salz, Erz, Marmor, Tuffstein, Holz, Getreide, Vieh, Wein und italienische Waren. Braunau und Schärding zogen daraus reichen Gewinn. Dazu kam, daß beide als günstige Flußübergänge Fern- und Nahstraßen bündelten. Ried liegt wohl nicht unmittelbar am Fluß, aber seine Mittellage in der Landschaft des Innviertels zentrierte Verkehr und Handel vom Inn zur Traun, wodurch Ried dann in öster reichischer Zeit Braunau und Schärding verwaltungspoli tisch und wirtschaftlich überflügelte, als Salzach und Inn zur Grenze wurden. Daneben bildete sich in den drei örten ein rühriges Gewerbe- und Zunftleben aus, das vor allem in Braunau und Ried sehr bedeutend war, wie heute noch die schönen und zahlreichen Zunftaltäre in den Stadt pfarrkirchen von Braunau und Ried bezeugen. Als uraltes Siedlungsgebiet hat das Innviertel zu allen Zeiten der Kunst eine Heimstatt gegeben, davon sprechen nicht nur die Städte und Märkte,sondern auch die Klöster, die Dorfkirchen und die Kraft der bäuerlichen Kultur formen. Die drei Städte gehören in Grundriß und Archi tektur dem Grundtypus der altbayrischen Stadt an, im besonderen dem Inn-Salzach-Typus, dessen wesentliches Merkmal ist, daß sich die Hauptstraße gleich nach dem Verlassen des Eingangstores zu einem einzigen Platz von außerordentlicher Länge und Breite weitet, die Häuser mit Schmalseite den Platz begrenzen und durch die Zeilen bebauung so ineinanderrücken, daß sie gleichsam zu einem 27

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2