Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

Ried im Innkreis, Pfarrkirche, Innenraum und zerstörte es. Dies mag wohl der entscheidende Grund gewesen sein, warum Ried in der damaligen Zeit nicht mehr zum Stadtrecht gekommen ist. Der Streit um Tirol zog sich weiter hin; erst am 29. 9. 1369 wurde er im Frieden von Schärding beigelegt. Tirol fiel an Österreich, Schärding, Kufstein, Kitzbühel und Ratten berg an Bayern. Zehn Jahre später legten Herzog Albrecht der III. von Österreich und die bayrischen Herzöge Fried rich, Stephan und Johann im Vertrag zu Ried die Grenze zwischen Bayern und Österreich fest, nachdem die Habs burger das reichsunmittelbare „Schauenburger Ländchen" erworben hatten und die Wittelsbaeher die Schaunbergischen Enklaven um Julbach am Inn. Somit hatte Bayern sein Vorfeld vor dem Inn behauptet. Für gut zweihundert Jahre schwieg nun das Grenzland schicksal, freilich nicht die innerbayrischen Streitigkeiten infolge der häufigen Erbteilungen. Es blieb aber doch so viel an Ruhe im 15. Jahrhundert, daß Gewerbefleiß und Handelsgeist einen gediegenen Wohlstand schufen, der den Städten ihr gotisches Antlitz aufprägte, das heute noch am stärksten in Braunau durchscheint. Es ließ auch den Her zögen Zeit, daß sie in diesem Jahrhundert die Städte er weitern und mit den Errungenschaften der damaligen Be festigungskunst ausrüsten konnten. Mit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges begann für Braunau, Schärding und Ried ein wesentlicher neuer Ab schnitt. Ihr Gebiet wurde zum Aufmarschraum für die ligistisch-katholischen Truppen, an deren Spitze der bayrische Herzog Maximilian I. stand, der von hier nach Linz und Böhmen vorrückte, um die Reichsexekution gegen Friedrich V. von der Pfalz, den Winterkönig, durchzu führen, mit der ihn Kaiser Ferdinand II. beauftragt hatte; und von da aus wurde auch der oberösterreichische Bauern aufstand niedergeschlagen, der so tragisch mit dem blutigen Würfelspiel auf dem Haushamerfelde einsetzte. Damit waren die Innviertier Städte eingeblendet in die Reiehsgeschichte und darüber hinaus in die europäische Historie. Stand der bayrische Kurfürst während des Dreißigjährigen Krieges und dann besonders in der Zeit des Türkensturmes ab 1683 aufselten des Kaisers — war es doch Max Emanuel, der 1688 mit dem kaiserlichen Heer Belgrad den Türken entriß —, so drängte der Streit um das spanische Erbe Bayern Anfang des 18. Jahrhunderts in das Bündnis mit Frankreich. Von da an datiert die habsburgerfeindliche Politik, die bis 1813 dauerte und die das Festungsdreieck mit seinem Gebiet, weil es als Angriffs- wie Abwehrstellung gleicherweise gedacht und an der Nahtstelle der zwei feindlichen Fronten gelegen war, mehr als ein Jahrhundert lang allen Kriegsnöten und -Schrecknissen aussetzte, die die lang andauernden Auseinandersetzungen im spanischen Erbfolgekrieg, im österreichischen Erbstreit und in den Koalitionskriegen mit Sturm und Gegensturm, Aufmarsch und Durchzug zahlloser Truppenverbände, Kontributionen, Flünderungen und Brandschatzungen leidvollst im Gefolge hatten. Gleich zu Beginn des spanischen Erbstreites faßte der Krieg mit schwerer Faust nach den Städten und dem Innviertier Lande. 1703 beschießt der dänische General Reventlau im Dienste des Kaisers Schärding von der linken Innseite aus, wobei vor allem die gotische Kirche zerstört wurde. Ein Jahr später, nach der Niederlage der Franzosen und Bayern bei Hochstädt an der Donau, wurde der größte Teil Bayerns durch die österreichischen Truppen besetzt, da runter auch Ried, Schärding und Braunau. Die rücksichts losen Kriegssteuern, die harten Rekrutierungen sowie die unvorstellbaren Drangsalierungen der Bevölkerung durch die kaiserlichen Truppen führten zu einer Rebellion der Bauern, die unter der Losung „Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben" stand und binnen kurzer Zeit die drei Städte in die Hand der Bauern brachte. Einer der führenden Öffiziere war auch Bonaventura Schwanthaler, ein Sohn des berühmten Bildhauers Thomas Schwanthaler aus Ried. Im März 1706 brach der Aufstand zusammen und die drei örte wurden wiederum bis zum Ende des Krieges kaiserlich. 1740 bis 1745 ein ähnliches Bild: Mit Hilfe der Franzosen griff Bayern nach dem Erbe Maria Theresias. Erneut war das Festungsdreieck Aufmarschgebiet für die bayrisch französischen Truppen, aus dem heraus sie nach Österreich einfielen, Linz und St. Pölten nahmen, um dann nach Böhmen abzuschwenken. Kurfürst Karl Albert von Bayern wurde wohl zum deutschen Kaiser gewählt, aber er war ein Kaiser aufder Flucht, denn im Gegenstoß säuberten die Generale Neipperg und Khevenhüller Österreich von Franzosen, Bayern und Sachsen, im Jänner 1742 schwärmten Trencks gefürchtete Panduren bereits bis zum Inn, General Bärenklau nahm Ried, Schärding war seit 8.Jänner in der Hand der Kaiser lichen, während Braunau erst am 4. Juli 1743 fiel. Bald 26

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