Oberösterreich, 11. Jahrgang, Heft 3/4, 1961

am P ^äl*- «tV'ih^ * Oben: Schärding, Pfarrkirche, Gedenkstein im Läuthaus für Herzog Ludwig den Geharteten aus 1428 Rechts: Schärding, Wassertor Schäften Neuburg und Schärding am Inn verlieh. Dadurch rückte der letztere dem passauischen Bischof unmittelbar vor die Tore seiner Residenzstadt, gewann in Neuburg eine mächtige Innfeste, in Schärding einen aufstrebenden Flußund Straßenhandelsort mit reichen Mauteinkünften, einen außerordentlich wichtigen Innübergang mit starkem Schloß zu dessen Schutz. Darüber hinaus gehörte ihm ost- und südwärts das Land bis zum Sauwald, dem Salletwald halb wegs St. Willibald und Beuerbach, dem Pramwald und dem Hausruck bis zu seinem Kamm mit Burg und Ort Ried, der nun als unmittelbarer Grenzplatz seinen Aufstieg nahm. Der zweite Schritt erfolgte mit der Stadtgründung'Braunaus im Jahre 1260. Der böhmische König Ottokar II. war 1257 im Dienste Passaus vom Norden her in Bayern einge fallen und hatte Neuburg und Schäiding genommen. Konnte auch der bayrische Herzog gegen ihn gleichziehen und Neuburg, Schärding und Ried wieder gewinnen. fürchtete er dennoch die Rückkehr des Böhmen. In der Ranshofener Chronik von Aventin heißt es dazu (in freier Übertragung): „Ottokar, der durch den Sieg über Bela IV. von Ungarn 1259/60 Auftrieb erhalten hatte, fordert von dem Bayernherzog Heinrich, der Elisa, die Schwester des Ungarnkönigs Stephan, zur Frau hatte, Schärding zurück und wendet sich mit Waffengewalt gegen Bayern: Er droht alles mit Feuer und Schwert zu verwüsten. Da umgibt der Bayernherzog Heinrich auf den Rat Heinrichs von Rohr hin das Dorf Braunau mit Graben, Wall und Mauern und führt eine neue Siedlung von Bayern dorthin. Überall werden die Reichen gezwungen, das Land zu verlassen und von den Feldern aus dorthin zu ziehen. Sie werden dafür mit dem Bürgerrecht beschenkt im Jahre 1260. Im selben Jahr schließlich wird der Inn dort erstmals überbrückt." So war der zweite Innübergang gewonnen, in den wichtige Handelswege und Straßen aus Linz, Salzburg, Passau, Landshut, München und Burghausen einmündeten. Sechs Jahre später, als Ottokar II. erneut verheerend im Land stand, gelang es ihm nicht, die Stadt einzunehmen, während knapp vor ihren Toren die alte Herzogs- und Königspfalz Ranshofen und das Kloster in Flammen aufgingen. Braunau hatte seine Feuerprobe bestanden, und erfreut darüber, verlieh Herzog Heinrich der Stadt sein eigenes Wappen: den pfälzischen Löwen und die blau-weißen Rauten sowie zwei grüne Blütenzweige als Sinnbild des Wachsens und Gedeihens. Härter und langwieriger wurden die Kriege um die untere Innlinie, seit die Habsburger von Österreich und der Steiermark aus zielstrebig eine Landbrücke zu ihren Be sitzungen in der Schweiz, in Schwaben und im Elsaß zu bauen begannen und auch die Ansprüche auf die Graf schaften Neuburg und Schärding sowie den befestigten Marktort Ried erneuerten. Freilich konnten jetzt die Wittelsbacher diesen Angriffen besser begegnen. Von den verstärkten Stützpunkten Schärding und Braunau aus kamen sie dem bedrohten Ried zu Hilfe. Der auf der starhembergischen Stammburg ober Haag/Hausruck 1283 geschlossene Vergleich beließ den Habsburgern die Graf schaft Neuburg am Inn, gleichsam als Pfahl im bayrischen Fleisch, während Schärding und Ried wittelsbachisch blieben. Von Dauer jedoch war der Friede nicht. Besonders heftig wurden die Kämpfe, als es Herzog Rudolf IV. dem Stifter gelungen war, von Herzogin Margarete Maultasch, die in zweiter Ehe mit Ludwig von Bayern-Brandenburg verheiratet gewesen war, Tirol zu erhalten. Die Herzöge von Bayern wehrten sich dagegen mit dem Schwerte: von Rattenberg in Tirol, den ganzen Inn entlang, bis Passau flammte die Kriegsfackel. Auch Schärding, das mit Stadt, Maut und umliegendem Gebiet seit 1357 an Österreich verpfändet war, wurde von bayrischen Truppen belagert, hielt sich aber tapfer österreichisch, so daß es dafür von Rudolf I\'. am 24. 9. 1364 mit allen Rechten und Frei heiten ausgestattet wurde, wie sie die Städte des Landes ob der Enns zu Wasser und zu Lande hatten. Wer die Bürger von Schärding hinderte, ihre Rechte und Freiheiten auszuüben, sollte 100 Pfund Goldes zahlen, davon 50 dem Herzog, 30 der Stephanskirche in Wien und 20 den Ge schädigten (bereits 1316 war Schärding von den bayrischen Landesfürsten das Stadtrecht von Neuötting und 1348 das von Burghausen verliehen worden). Rudolf der Stifter, der selbst mit Truppen in Bayern eingerückt war,eroberte Ried 24

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